Mehr Sprachförderung in der Schule

"Schlüssel zur Freiheit und zum Verständnis der Welt"

08:49 Minuten
Die Seite eines Schulheftes mit vielen Rechtschreibfehlern.
Bei vielen Schulkindern wimmelt es vor Rechtschreibfehlern. © picture alliance / dpa / Matthias Hübner
Hannah Bethke im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
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Mehr Sprachförderung in den Schulen ist eines der Anliegen des "Berichts zur Lage der deutschen Sprache". Die Journalistin Hannah Bethke findet das auch wichtig: Sie kritisiert die mangelhafte Rechtschreibung und Sprachkompetenz bei Abiturienten.
Die Schulen sollen mehr für die Sprachförderung tun, lautet eine der Forderung von Bildungsforschern. Sie veröffentlichten den dritten "Bericht zur Lage der deutschen Sprache" für die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und die Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften und widmen sich darin der "Sprache in den Schulen".

Die nachlassenden Sprachfähigkeiten bei Schülerinnen und Schülern bis zum Abitur seien ein großes Problem, findet auch die Journalistin Hannah Bethke, die sich für die Berliner Redaktion der "Neuen Zürcher Zeitung" besonders Bildungsthemen widmet. "Das ist eine Tendenz ins Negative", sagt sie, auch wenn das schnell kulturpessimistisch klinge.
Die Journalistin Hannah Bethke
Die Journalistin Hannah Bethke wünscht sich ein höheres Niveau der Schulen. © privat

Kritik am deutschen Schulsystem

Sie habe selbst bei ihrer früheren Tätigkeit an der Universität die Erfahrung gemacht, dass viele Abiturienten keinen geraden Satz schreiben könnten. "Das ist jetzt keine Übertreibung." Sie meine das nicht herablassend, sondern eher als scharfe Kritik am deutschen Schulsystem und am Unterrichtsgeschehen.

Der Umfang des Wortschatzes bei Abiturienten hat sich vergrößert. So wurden 1948 rund 800 Worte bei den Prüfungen verwendet, 65 Jahre später waren es bereits 1800, berichtet Helmuth Feilke. [AUDIO] . Er ist Professor für Germanistische Linguistik und Didaktik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und einer der beiden Projektleiter des nun vorgestellten Berichts "Die Sprache in den Schulen - Eine Sprache im Werden".

Dass immer mehr Schülerinnen und Schüler das Abitur erlangten, zeige, dass die Anforderungen gesunken seien. "Das hängt sehr stark mit einer verfehlten Didaktik zusammen." Sie habe von vielen Lehrern gehört, dass keine Diktate mehr geschrieben würden, sondern stattdessen Techniken wie das Schreiben nach Gehör angewendet würden.
"Man tut den Kindern damit keinen Gefallen", sagt Bethke. Die grundlegenden Kulturtechniken müssten vermittelt werden. "Das ist der Schlüssel zur Freiheit und zum Verständnis der Welt." Es sei möglich, das jedem beizubringen.

Die Journalistin Hannah Bethke wechselte im Juli 2021 aus dem Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in die Berliner Redaktion der "Neuen Zürcher Zeitung". Die promovierte Politologin war zuvor als freie Autorin und Publizistin unter anderem für Deutschlandfunk Kultur tätig. Hannah Bethke hat in Freiburg studiert und war wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie Dozentin an den Universitäten Greifswald und Leipzig.

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