Mehrere Künstler ziehen sich nach Streit um Folterfotos von Berlin Biennale zurück

    Ein Gang im Gefängnis Abu Ghraib mit gelbgestrichenen Wänden und rechts einer geöffneten Tür.
    Im irakischen Gefängnis Abu Ghraib wurden unter amerikanischer Besatzung während des Irak-Krieges Menschen gefoltert und teilweise getötet. © picture-alliance / dpa / Mohammed_Jalil
    19.08.2022
    Nach der Kontroverse um das Werk eines französischen Künstlers, das Folterszenen aus dem Gefängnis Abu Ghraib im Irak zeigt, ziehen sich drei aus dem Irak stammende Künstler von der Berlin Biennale zurück. Das teilten die Veranstalter mit. Man sei weiterhin interessiert, die Kontroverse sowie die entstandenen Verletzungen aufzuarbeiten und wolle die Beteiligten einladen, in einer öffentlichen Veranstaltung darüber zu sprechen. Streitpunkt ist ein bei der Biennale installiertes Kunstwerk des französischen Künstlers Jean-Jacques Lebel. Er hatte im Museum Hamburger Bahnhof aus Fotos von Erniedrigungen und Folterungen an irakischen Gefangenen ein Labyrinth des Schreckens gebaut. Gegen das Kunstwerk hatte sich Rijin Sahakian - die Leihgeberin einer Arbeit, die ebenfalls zurückgezogen wurde - in einem offenen Brief gewandt. Sie wirft darin den Biennale-Verantwortlichen vor, sie hätten mit der Ausstellung der Arbeit "Fotos von unrechtmäßig inhaftierten und brutal behandelten irakischen Körpern" unter der US-Besatzung verwendet. Diese würden zu kommerziellen Zwecken benutzt ohne Zustimmung der Opfer und ohne Mitwirkung der an der Biennale teilnehmenden irakischen Künstler. Deren Werke seien ohne ihr Wissen neben der umstrittenen Arbeit installiert worden. Im Gefängnis Abu Ghraib hatten Angehörige der US-Truppen irakische Gefangene misshandelt. Der Skandal wurde durch erste Veröffentlichungen 2004 bekannt. Bei der juristischen Aufarbeitung in den Folgejahren gab es unter anderem Haft- und Disziplinarstrafen für zahlreiche US-Soldatinnen und -Soldaten.
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