Meilensteine für die Gesundheit
Der Bildatlas "Fortschritte in der Medizin durch Wissenschaft und Technik" von Andreas Gedeon zeigt Meilensteine aus Physik, Chemie, Technik und Medizin, ohne die unser modernes Medizinsystem nicht denkbar wäre. Auf über 500 Seiten sind Originaldokumente mit zahlreichen Abbildungen zu sehen.
Mutig wagt der Mann einen Selbstversuch und legt ein Zinnstück und eine Silbermünze auf seine Zunge. Ein eigenartiger, säuerlicher Geschmack breitet sich in seinem Mund aus. Beharrlich forschend, türmt der Wissenschaftler schon bald hohe Schichten an Kupfer- und Zinkscheiben übereinander.
Man schreibt das Jahr 1800 und Alessandro Volta, Physikprofessor im italienischen Padua, erschafft die "Voltasche Säule" - die erste Batterie der Welt. Ohne seine Vorarbeiten wären hochleistungsfähige, mikroelektronische Implantate in der Medizin heute nicht denkbar, zum Beispiel im Ohr von Gehörlosen.
99 wegweisende Publikationen aus fünf Jahrhunderten präsentiert der wuchtige Bildatlas "Fortschritte in der Medizin durch Wissenschaft und Technik". Meilensteine aus Physik, Chemie, Technik und Medizin, ohne die unser modernes Medizinsystem nicht denkbar wäre, werden auf über 500 großformatigen Seiten in Originaldokumenten und mit zahlreichen Abbildungen präsentiert.
Autor Andras Gedeon, schwedischer Physiker und Mediziningenieur, beginnt seine Reise durch die Geschichte der Medizintechnik im 16. Jahrhundert. Damals löste sich die wissenschaftlich-technische Medizin allmählich von den antiken Vorstellungen vom Menschen und seinen Körpersäften.
Santorio Santorio, slowenischer Sohn einer Adelsfamilie und Professor für Medizin in Italien, ist als einziger Wissenschaftler mit mehreren bahnbrechenden Veröffentlichungen in dem Buch vertreten. In jener Frühzeit der modernen Medizin führte er erstmals systematische Stoffwechseluntersuchungen durch und schrieb ein medizinisches Handbuch, das neue Krankheitsklassifikationen enthielt. Fotografien zeigen die alten Glasgeräte, mit denen er in seinem Labor hantierte, sein neues Thermometer und ein Pendel als Pulsmessgerät.
In leicht verständlichen Sätzen umreißt der Autor Leben und Arbeiten der Medizinforscher. Stets präsentiert er Bezüge zwischen alter und neuer Technik. So mündet das Kapitel über Santorio Santorio in Erwin Schrödingers berühmten Aufsatz "What is Life", der Sicht eines Quantenphysikers auf Lebensprozesse.
Anhand des deutschen Mediziners Carl von Voit, der Ende des 19. Jahrhunderts einen Apparat zur Messung des Gasaustausches bei Tieren entwickelte, wird der Leser in die Geheimnisse moderner "Ergospirometer" zur Messung des Energieverbrauchs von Patienten eingeführt. Und John Jacob Abels "Vividiffusionsgerät" aus den USA wandelt sich in die moderne Dialyse. Mit den Errungenschaften der heutigen Computertomografie endet der umfangreiche Atlas.
Andras Gedeon stellt in seinem Werk die Weiterentwicklung medizintechnischer Apparaturen auf der Basis von Chemie, Physik und Molekularbiologie dar. Für Zwischentöne oder kritische Fragen an den Fortschrittsbegriff in der Medizin ist wenig Platz - verständlicherweise.
Das Buch wird medizinhistorisch interessierten Lesern Freude machen vor allem wegen der Handschriften, Zeichnungen, Fotografien und Originalpublikationen, die aufwendig und liebevoll aus Archiven weltweit zusammengetragenen wurden. Medizinkritik, so wichtig sie sein mag, liest man gern an anderer Stelle nach.
Besprochen von Susanne Billig
Andras Gedeon: Fortschritte der Medizin durch Wissenschaft und Technik: 99 wegweisende Veröffentlichungen aus fünf Jahrhunderten
übersetzt von Martina Wiese, Spektrum Akademischer Verlag, gebunden, 552 Seiten, 59,95 Euro
Man schreibt das Jahr 1800 und Alessandro Volta, Physikprofessor im italienischen Padua, erschafft die "Voltasche Säule" - die erste Batterie der Welt. Ohne seine Vorarbeiten wären hochleistungsfähige, mikroelektronische Implantate in der Medizin heute nicht denkbar, zum Beispiel im Ohr von Gehörlosen.
99 wegweisende Publikationen aus fünf Jahrhunderten präsentiert der wuchtige Bildatlas "Fortschritte in der Medizin durch Wissenschaft und Technik". Meilensteine aus Physik, Chemie, Technik und Medizin, ohne die unser modernes Medizinsystem nicht denkbar wäre, werden auf über 500 großformatigen Seiten in Originaldokumenten und mit zahlreichen Abbildungen präsentiert.
Autor Andras Gedeon, schwedischer Physiker und Mediziningenieur, beginnt seine Reise durch die Geschichte der Medizintechnik im 16. Jahrhundert. Damals löste sich die wissenschaftlich-technische Medizin allmählich von den antiken Vorstellungen vom Menschen und seinen Körpersäften.
Santorio Santorio, slowenischer Sohn einer Adelsfamilie und Professor für Medizin in Italien, ist als einziger Wissenschaftler mit mehreren bahnbrechenden Veröffentlichungen in dem Buch vertreten. In jener Frühzeit der modernen Medizin führte er erstmals systematische Stoffwechseluntersuchungen durch und schrieb ein medizinisches Handbuch, das neue Krankheitsklassifikationen enthielt. Fotografien zeigen die alten Glasgeräte, mit denen er in seinem Labor hantierte, sein neues Thermometer und ein Pendel als Pulsmessgerät.
In leicht verständlichen Sätzen umreißt der Autor Leben und Arbeiten der Medizinforscher. Stets präsentiert er Bezüge zwischen alter und neuer Technik. So mündet das Kapitel über Santorio Santorio in Erwin Schrödingers berühmten Aufsatz "What is Life", der Sicht eines Quantenphysikers auf Lebensprozesse.
Anhand des deutschen Mediziners Carl von Voit, der Ende des 19. Jahrhunderts einen Apparat zur Messung des Gasaustausches bei Tieren entwickelte, wird der Leser in die Geheimnisse moderner "Ergospirometer" zur Messung des Energieverbrauchs von Patienten eingeführt. Und John Jacob Abels "Vividiffusionsgerät" aus den USA wandelt sich in die moderne Dialyse. Mit den Errungenschaften der heutigen Computertomografie endet der umfangreiche Atlas.
Andras Gedeon stellt in seinem Werk die Weiterentwicklung medizintechnischer Apparaturen auf der Basis von Chemie, Physik und Molekularbiologie dar. Für Zwischentöne oder kritische Fragen an den Fortschrittsbegriff in der Medizin ist wenig Platz - verständlicherweise.
Das Buch wird medizinhistorisch interessierten Lesern Freude machen vor allem wegen der Handschriften, Zeichnungen, Fotografien und Originalpublikationen, die aufwendig und liebevoll aus Archiven weltweit zusammengetragenen wurden. Medizinkritik, so wichtig sie sein mag, liest man gern an anderer Stelle nach.
Besprochen von Susanne Billig
Andras Gedeon: Fortschritte der Medizin durch Wissenschaft und Technik: 99 wegweisende Veröffentlichungen aus fünf Jahrhunderten
übersetzt von Martina Wiese, Spektrum Akademischer Verlag, gebunden, 552 Seiten, 59,95 Euro