Mein 9. November: Annett Gröschner
Annett Gröschner, geboren 1964 in Madgeburg, Schriftstellerin, lebt seit 1983 in Berlin (Ost). Sie gehörte in der DDR zu der Autorenszene Prenzlauer Berg und hatte immer wieder mit Veröffentlichungsverboten zu kämpfen. Heute schreibt Annett Gröschner als freie Publizistin unter anderem für die "FAZ".
Um mich herum, ich wohnte damals im Prenzlauer Berg in der Prenzlauer Allee, klappten die Türen, weil die Leute alle aus dem Haus gingen, alle in Richtung Bornholmer Straße. Ich wäre auch sehr gerne mitgegangen, war aber in so einem Zwiespalt, weil ich hatte zu der Zeit ein zehn Monate altes Kind. Es gab halt zwei Möglichkeiten. Das eine war, ich hätte es mitgenommen. Da war aber schon klar, das ist so voll da, da wird es zerquetscht. Und das Zweite war, ich lasse es zu Hause und gehe alleine. Aber man wusste ja überhaupt nicht, was passiert. Es hätte ja sein können, dass drei Stunden später die Mauer wieder zugemacht wird.
Ich weiß, dass ich sehr aufgeregt war. Im Nachhinein ist es aber so, dass ich schon zugeben muss, dass ich eigentlich sauer war darüber, dass die Mauer aufgegangen ist, einfach aus dem Grund: Ich gehörte damals mit zur Bürgerbewegung. Ich hab sehr viel in der feministischen Bewegung gemacht. Und wir waren damals in so einer Diskussion, auch mit der SED, über Veränderungen, Reformen und dass sie überhaupt erst mal da aus ihrem Häuschen da rauskamen. Diese Diskussion, das war mir in dem Moment klar, ist vorbei. Also, danach werden die Leute abgelenkt sein.
Ich denke, dass das auch Sinn der Sache war. Schabowski hat sich da hingesetzt und wusste natürlich ziemlich genau, dass er jetzt nicht mehr nach der Demokratisierung gefragt wird, sondern die Leute lieber nach Westberlin gingen. Das hat mich damals geärgert.
Ich denke, ich bin ein bisschen zwiegespalten. Einerseits ist es ein absoluter Gewinn für mein persönliches Leben gewesen. Andererseits ist es natürlich so, dass man nicht vergessen darf, dass auch in den letzten Jahre gerade diese Schere zwischen Arm und Reich so groß geworden ist, wo ich mir sage, na, der Kapitalismus gefällt mir auch nicht so gut.
Ich weiß, dass ich sehr aufgeregt war. Im Nachhinein ist es aber so, dass ich schon zugeben muss, dass ich eigentlich sauer war darüber, dass die Mauer aufgegangen ist, einfach aus dem Grund: Ich gehörte damals mit zur Bürgerbewegung. Ich hab sehr viel in der feministischen Bewegung gemacht. Und wir waren damals in so einer Diskussion, auch mit der SED, über Veränderungen, Reformen und dass sie überhaupt erst mal da aus ihrem Häuschen da rauskamen. Diese Diskussion, das war mir in dem Moment klar, ist vorbei. Also, danach werden die Leute abgelenkt sein.
Ich denke, dass das auch Sinn der Sache war. Schabowski hat sich da hingesetzt und wusste natürlich ziemlich genau, dass er jetzt nicht mehr nach der Demokratisierung gefragt wird, sondern die Leute lieber nach Westberlin gingen. Das hat mich damals geärgert.
Ich denke, ich bin ein bisschen zwiegespalten. Einerseits ist es ein absoluter Gewinn für mein persönliches Leben gewesen. Andererseits ist es natürlich so, dass man nicht vergessen darf, dass auch in den letzten Jahre gerade diese Schere zwischen Arm und Reich so groß geworden ist, wo ich mir sage, na, der Kapitalismus gefällt mir auch nicht so gut.