Mein Papa, ein Halbstarker
Vor drei Jahren starb der Schauspieler Horst Buchholz im Alter von 70 Jahren. Viele seiner Rollen bleiben unvergessen: der Jung-Kommunist Otto in Billy Wilders "Eins, zwei, drei", der Revolverheld in "Die glorreichen Sieben" oder der Emporkömmling in "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull". Seinen Durchbruch feierte Buchholz 1956 in "Die Halbstarken". Auf DVD erschien der Filmklassiker jetzt in einer Spezialedition, die als Bonus den erhellenden Dokumentarfilm "Horst Buchholz ... mein Papa" von Christopher Buchholz mitbringt.
In "Die Halbstarken" spielt Horst Buchholz den Anführer einer Jugendbande im Berlin der 50er Jahre. Ein junger Wilder, voller Lebenshunger, aber auch Lebensangst. Wegen dieser Mischung aus Rebellion und Weichheit, die lange sein Image prägte, wurde Horst Buchholz oft mit James Dean verglichen. Einer, der nach außen die Heldenrolle anstrebt, aber dafür eigentlich viel zu verletzlich ist.
Der Regisseur Georg Tressler schuf mit "Die Halbstarken" einen hoch interessanten Einblick in die Gefühlswelt der Jugendlichen zurzeit des Wirtschaftswunders. Zudem war es eines der ersten Werke, das die Autorität der Elterngeneration in Frage stellte. Bernd Eichinger war davon so angetan, dass er 1996 eine Neuverfilmung mit Til Schweiger produzierte. Auch wenn diese keineswegs so erfolgreich war wie die Ursprungsfassung. Das Original bietet eine wunderbare Schwarzweiß-Fotografie. Und Horst Buchholz zeigt sich darin auch als glänzender Tänzer. Für ihn war es ohnehin der Beginn einer großen Karriere. Dabei sah sein Leben anfangs keineswegs nach einer Karriere aus: 1933 wird er als Sohn eines Schusters in Berlin geboren. Ein Wunschkind ist er nicht. Sein Vater macht sich noch vor seiner Geburt aus dem Staub, seine Mutter ist überfordert. Die ersten vier Jahre erlebt das Kind bei Pflegeeltern, im Krieg hungert er in mehreren Kinderheimen.
" Aber dann erwischte ich meinen Lehrer heimlich, wie er selber diesen Topf leer gegessen hat und uns nichts übrig gelassen hat. Und da habe ich gesagt, die Welt ist schlecht. "
Nach dem Krieg verlässt er vorzeitig die Schule, nimmt Schauspielunterricht, und spätestens mit "Die Halbstarken" hat sich die Welt von Horst Buchholz zum Positiven gewandelt. Davon erzählt sein Sohn Christopher Buchholz im zweiten Teil der DVD-Edition, in dem Dokumentarfilm "Horst Buchholz ... mein Papa". In diesem geht er natürlich auch auf die Filme ein, die sein Vater in Hollywood dreht, zum Beispiel "Die glorreichen Sieben".
" Vielen Dank, Amigos! Vielen Dank, dass ihr gekommen seid, um uns zu begrüßen. Ich danke euch! Ihr Angsthasen! Wir waren tagelang unterwegs, um zu diesem Gott verlassenen Nest zu kommen, wir wollen unser Leben riskieren, um euch zu helfen. Und ihr? Ihr versteckt euch vor uns. "
In dem Western steht Hort Buchholz gemeinsam mit Yul Brynner, Steve McQueen und Charles Bronson vor der Kamera. Der Film wird ein Welterfolg, und kurz darauf engagiert ihn Billy Wilder für seine Komödie "Eins, zwei, drei", die im geteilten Berlin spielt. Mit Horst Buchholz als Jungkommunist Otto, der die Tochter des Coca-Cola-Konzernchefs heiraten will.
" Runter mit der Mütze!
Warum?
Weil ich es wünsche!
An Lenins Grab nehme ich meine Mütze ab, wenn Tschaikowsky spielt, nehme ich meine Mütze ab, aber in so einem Coca-Cola-Laden.. Pfui! "
Der Dokumentarfilm über Horst Buchholz beeindruckt durch seine schonungslose Offenheit. Denn Christopher Buchholz geht es nicht darum, Karrieredaten chronologisch abzuarbeiten, sondern das emotionale Vakuum aufzuzeigen, das seinen Vater umgab und damit auch die Familie. So beginnt er den Film mit Aufnahmen, die erst nach dem Tod von Horst Buchholz entstanden.
" Sein Zimmer - leer. Nichts! Als ob es ihn nie gegeben hat. Er ist doch noch da. Weil ich habe immer das Gefühl, vielleicht wacht er auf und kommt raus. "
Lange Zeit versucht Horst Buchholz seine Unnahbarkeit zu überspielen. Im wahren Leben, in dem er sich Journalisten als liebevoller, allgegenwärtiger Vater präsentiert. Aber eigentlich ist er ständig bei Dreharbeiten, flieht irgendwie auch vor seiner Familie. Dazu seine Witwe Myriam Bru:
" Wenn ich einen Rat gebe: Nie einen Schauspieler heiraten. Es tut mir Leid, nicht einen Künstler heiraten. Weil ein Künstler liebt seine Arbeit über alles. "
Anfang der 80er Jahre läuft für ihn in Hollywood nicht mehr viel. Er schlittert in eine Lebenskrise: Horst Buchholz verlässt seine Frau, kehrt zurück nach Berlin, wo er ein neues Leben mit einem Freund beginnt und spielt vorwiegend am Theater. Doch die Freude über die neue Freiheit währt nur kurz. Schon bald lebt er allein, und der Alkohol hinterlässt immer deutlichere Spuren.
" Also er hat diesen ersten Unfall gehabt. Er war besoffen und ist auf den Kopf gefallen. Und ging es immer weiter. Dann ist es auch für ein Kind, für einen Sohn, ist es super hart. "
Christopher Buchholz und Sandra Hacker haben ein sensibles Portrait gezeichnet, das von großer Wehmut durchzogen ist. Vor allem wegen der vielen unausgesprochenen Dinge, zum Beispiel seiner Bisexualität. Ein Leben voller großer Momente, aber ebenso durchzogen von vielen verpassten Gelegenheiten. Genau wie am Anfang seiner Karriere in "Die Halbstarken".
" Und das? Ist das vielleicht nichts? Nein, bitte! Der Schmuck meiner Mutter. Lass ihm den Schmuck! Warum denn? Er gehört doch seiner Mutter. Na und! Legen sie auf! Legen sie auf! Oder ich schieße. Schieß doch! Schieß! Weinen. Polizeisirene. "
Die DVD "Die Halbstarken" von Georg Tressler ist in der Premium-Edition bei Kinowelt erschienen und enthält als Bonusmaterial u.a. das Portrait "Horst Buchholz ...mein Papa".
Der Regisseur Georg Tressler schuf mit "Die Halbstarken" einen hoch interessanten Einblick in die Gefühlswelt der Jugendlichen zurzeit des Wirtschaftswunders. Zudem war es eines der ersten Werke, das die Autorität der Elterngeneration in Frage stellte. Bernd Eichinger war davon so angetan, dass er 1996 eine Neuverfilmung mit Til Schweiger produzierte. Auch wenn diese keineswegs so erfolgreich war wie die Ursprungsfassung. Das Original bietet eine wunderbare Schwarzweiß-Fotografie. Und Horst Buchholz zeigt sich darin auch als glänzender Tänzer. Für ihn war es ohnehin der Beginn einer großen Karriere. Dabei sah sein Leben anfangs keineswegs nach einer Karriere aus: 1933 wird er als Sohn eines Schusters in Berlin geboren. Ein Wunschkind ist er nicht. Sein Vater macht sich noch vor seiner Geburt aus dem Staub, seine Mutter ist überfordert. Die ersten vier Jahre erlebt das Kind bei Pflegeeltern, im Krieg hungert er in mehreren Kinderheimen.
" Aber dann erwischte ich meinen Lehrer heimlich, wie er selber diesen Topf leer gegessen hat und uns nichts übrig gelassen hat. Und da habe ich gesagt, die Welt ist schlecht. "
Nach dem Krieg verlässt er vorzeitig die Schule, nimmt Schauspielunterricht, und spätestens mit "Die Halbstarken" hat sich die Welt von Horst Buchholz zum Positiven gewandelt. Davon erzählt sein Sohn Christopher Buchholz im zweiten Teil der DVD-Edition, in dem Dokumentarfilm "Horst Buchholz ... mein Papa". In diesem geht er natürlich auch auf die Filme ein, die sein Vater in Hollywood dreht, zum Beispiel "Die glorreichen Sieben".
" Vielen Dank, Amigos! Vielen Dank, dass ihr gekommen seid, um uns zu begrüßen. Ich danke euch! Ihr Angsthasen! Wir waren tagelang unterwegs, um zu diesem Gott verlassenen Nest zu kommen, wir wollen unser Leben riskieren, um euch zu helfen. Und ihr? Ihr versteckt euch vor uns. "
In dem Western steht Hort Buchholz gemeinsam mit Yul Brynner, Steve McQueen und Charles Bronson vor der Kamera. Der Film wird ein Welterfolg, und kurz darauf engagiert ihn Billy Wilder für seine Komödie "Eins, zwei, drei", die im geteilten Berlin spielt. Mit Horst Buchholz als Jungkommunist Otto, der die Tochter des Coca-Cola-Konzernchefs heiraten will.
" Runter mit der Mütze!
Warum?
Weil ich es wünsche!
An Lenins Grab nehme ich meine Mütze ab, wenn Tschaikowsky spielt, nehme ich meine Mütze ab, aber in so einem Coca-Cola-Laden.. Pfui! "
Der Dokumentarfilm über Horst Buchholz beeindruckt durch seine schonungslose Offenheit. Denn Christopher Buchholz geht es nicht darum, Karrieredaten chronologisch abzuarbeiten, sondern das emotionale Vakuum aufzuzeigen, das seinen Vater umgab und damit auch die Familie. So beginnt er den Film mit Aufnahmen, die erst nach dem Tod von Horst Buchholz entstanden.
" Sein Zimmer - leer. Nichts! Als ob es ihn nie gegeben hat. Er ist doch noch da. Weil ich habe immer das Gefühl, vielleicht wacht er auf und kommt raus. "
Lange Zeit versucht Horst Buchholz seine Unnahbarkeit zu überspielen. Im wahren Leben, in dem er sich Journalisten als liebevoller, allgegenwärtiger Vater präsentiert. Aber eigentlich ist er ständig bei Dreharbeiten, flieht irgendwie auch vor seiner Familie. Dazu seine Witwe Myriam Bru:
" Wenn ich einen Rat gebe: Nie einen Schauspieler heiraten. Es tut mir Leid, nicht einen Künstler heiraten. Weil ein Künstler liebt seine Arbeit über alles. "
Anfang der 80er Jahre läuft für ihn in Hollywood nicht mehr viel. Er schlittert in eine Lebenskrise: Horst Buchholz verlässt seine Frau, kehrt zurück nach Berlin, wo er ein neues Leben mit einem Freund beginnt und spielt vorwiegend am Theater. Doch die Freude über die neue Freiheit währt nur kurz. Schon bald lebt er allein, und der Alkohol hinterlässt immer deutlichere Spuren.
" Also er hat diesen ersten Unfall gehabt. Er war besoffen und ist auf den Kopf gefallen. Und ging es immer weiter. Dann ist es auch für ein Kind, für einen Sohn, ist es super hart. "
Christopher Buchholz und Sandra Hacker haben ein sensibles Portrait gezeichnet, das von großer Wehmut durchzogen ist. Vor allem wegen der vielen unausgesprochenen Dinge, zum Beispiel seiner Bisexualität. Ein Leben voller großer Momente, aber ebenso durchzogen von vielen verpassten Gelegenheiten. Genau wie am Anfang seiner Karriere in "Die Halbstarken".
" Und das? Ist das vielleicht nichts? Nein, bitte! Der Schmuck meiner Mutter. Lass ihm den Schmuck! Warum denn? Er gehört doch seiner Mutter. Na und! Legen sie auf! Legen sie auf! Oder ich schieße. Schieß doch! Schieß! Weinen. Polizeisirene. "
Die DVD "Die Halbstarken" von Georg Tressler ist in der Premium-Edition bei Kinowelt erschienen und enthält als Bonusmaterial u.a. das Portrait "Horst Buchholz ...mein Papa".