“Ab der zweiten, dritten Fahrstunde hat es angefangen, dass er zum Beispiel beim Reden die Hand auf mein Bein gelegt hat. Mit der vierten, fünften Fahrstunde wurde es schon immer mehr, auch während wir stillschweigend im Auto saßen, zum Beispiel an einer Ampel hat er dann seine Hand so auf mein Bein gelegt und zwar eher nicht am Knie, sondern sehr weit oben.”
Meine Tochter und #metoo
Wie umgehen mit sexualisierten Übergriffen? Jede Generation findet damit ihren eigenen Weg. © unsplash / Philipp Wüthrich
"Das darfst du dir nicht gefallen lassen!"
33:26 Minuten
Eher zufällig erfährt Journalistin Barbara Geschwinde, dass ihre 19-jährige Tochter von ihrem Fahrlehrer belästigt wird. Sie will, dass ihre Tochter sich zur Wehr setzt. Doch die will ihren eigenen Weg gehen.
Es beginnt mit einer harmlosen Frage: “Macht das Autofahren eigentlich Spaß?”, fragt Radiojournalistin Barbara Geschwinde ihre 19-jährige Tochter Anouk eines Morgens. Anouk macht gerade ihren Führerschein. Sie hat bereits ihre theoretische Prüfung bestanden und nun nach monatelanger Wartezeit auch endlich einen Fahrlehrer zugewiesen bekommen. Bei der Frage ihrer Mutter erstarrt sie – und erzählt, dass sie von ihrem Fahrlehrer belästigt wird.
“Das darfst du dir nicht gefallen lassen”, platzt es aus der Mutter raus. Anouk zögert. Das Thema ist ihr unangenehm. Sie ist verunsichert: Vielleicht hat der Fahrlehrer es garnicht so gemeint? Sie fürchtet, dass ihr in der Fahrschule nicht geglaubt wird – und dass sie so schnell keinen neuen Fahrlehrer findet.
Eine #metoo-Geschichte aus Elternperspektive erzählt Barbara Geschwinde in dieser Episode bei Plus Eins. Sie beschreibt ihre Zerrissenheit zwischen dem elterlichen Wunsch, die Tochter vor Übergriffen zu beschützen – und der Erkenntnis, dass das Kind erwachsen ist und eigene Entscheidungen trifft. Und Anouk? Die handelt schließlich doch.