Meininger Staatstheater rettet Schoeck

Und der Graf liebt doch

Das Paar sitzt eng umschlungen auf dem Boden.
Armand (Ondrej Šaling, Tenor) hat Gabriele (Mine Yücel, Sopran) im Arm - eine gemeinsamte Zukunft erträumend. © Meininger Staatstheater / Sebastian Stolz (filmwild.de)
Moderation: Stefan Lang |
Wie oft ist es eine falsche Liebe, die ein Graf in einer Oper zelebriert. Doch in Othmar Schoecks "Das Schloss Dürande" ist die Liebe das Grafen Armand zu Gabriele echt. Ihr Bruder aber glaubt an eine Täuschung und versteckt sie in einem Kloster.
Im vergangenen Jahr wurde am Berner Theater Othmar Schoecks Oper "Das Schloss Dürande" in einer textlichen Neufassung als konzertantes Projekt vorgestellt - Anfang März dieses Jahres war Premiere der Neufassung in Meiningen – die erste szenische Produktion seit der Uraufführung. Deutschlandfunk Kultur hat dieses Ereignis mitgeschnitten.
Gabriele ist umringt von Nonnen, dabei hält sie sich die Ohren zu.
Gabriele (Mine Yücel, Sopran) ist todunglücklich in der Enge des Klosters.© Meininger Staatstheater / Sebastian Stolz (filmwild.de)
Möglich wurde diese Produktion, weil man die Oper in vielen Teilen neu gestaltet hat. In der Urfassung ging der Komponist Othmar Schoeck dem Libretto von Hermann Burte auf den Leim – Burte hatte Joseph von Eichendorfs Erzählung NS-konform geschmiedet. Ein einziger 'Bockmist', wie selbst die braunen Kulturideologen konstatierten.

Libretto misslungen - Oper gerettet

Burte wollte sich mit grobkörnigen Reimen und platten Huldigungen andienen – er übertrieb, das Projekt misslang und verschwand in der Versenkung. Jahrzehnte galt sie als unaufführbar. Die Musik Otmar Schoecks galt dabei immer als grandios. So hat der Dirigent Mario Venzago eine textliche Neubesinnung angestoßen.
Francesco Micieli wurde gebeten, das Libretto zu überarbeiten. Dabei ergänzte er mehr als die Hälfte des Originallibrettos durch Auszüge aus Eichendorffs Prosa und Gedichten. Die Oper hat faktisch eine neue Chance erhalten.
Ein Mann kniet auf dem Boden und blättert in einem Album. Um ihn herum sind schwarz gekleidete Männer mit weißen Halstüchern. Szene aus "Das Schloss Dürande" am Staatstheater Meiningen.
Der Vater von Armand ignoriert die revolutionären Umbrüche um sein Schloss Dürande.© Meininger Staatstheater / Sebastian Stolz / www.filmwild.de
Dem Meininger Theater ist die szenische Umsetzung gelungen. Der Aufwand ist gewaltig: sechs große Gesangsrollen samt Hofkapelle in enormer Wagnerbesetzung.

Echte Liebe in revolutionären Zeiten

Der Jäger Renald will seine Schwester vor dem vermeintlichen Missbrauch durch den Adelsherren Armand schützen. Er hat ihr heimliches Stelldichein beobachtet und registriert, dass seine Schwester nicht weiß, wer sie in den Armen hält. Daraufhin steckt er seine Schwester Gabriele in guter Absicht in ein Kloster. Doch dort entflieht sie und schlägt sich als Gärtnerbusche zu ihrem Geliebten in Paris durch. Auf einem Fest erfährt sie schließlich, wer der Geliebte wirklich ist: ein Graf.

In Sorge handelnd

Der Bruder Renald glaubt nun seinerseits, der Graf habe die Schwester entführt und reist ebenfalls Richtung Paris. Dort gerät er in Kreise, die getrieben von revolutionären Gedanken eine Gewaltwelle lostreten. Dem Tumult um das Schloss Dürande fallen auch die geliebte Schwester und der Graf, die wirklich einander liebten, zum Opfer. Das Schloss ist am Ende nur noch eine Ruine - Trümmer der Geschichte.
Aufzeichnung der Oper am 8. März 2019 im Meininger Staatstheater
Othmar Schoeck
"Das Schloss Dürande"
Oper in vier Akten nach einer Novelle von Joseph von Eichendorff
Szenische Uraufführung der Neufassung
Libretto: Hermann Burte und Francesco Micieli
Musikalische Adaption: Mario Venzago

Armand - Ondrej Šaling, Tenor
Der alte Graf - Matthias Grätzel, Tenor
Priorin - Anna Maria Dur, Alt
Gräfin Morvaille - Sonja Freitag, Sopran
Renald Dubois - Shin Taniguchi, Bariton
Gabriele - Mine Yücel, Sopran
Nicolas - Roland Hartmann, Bassbariton
Wildhüter - Mikko Järviluoto, Bariton

Chor des Meininger Staatstheaters
Meininger Hofkapelle
Leitung: Philippe Bach

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