"New York Times" will auf politische Karikaturen verzichten
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Die „New York Times“ will zukünftig keine politischen Karikaturen mehr in ihrer internationalen Ausgabe abdrucken und folgt damit der US-Ausgabe. Erst vor wenigen Wochen hatte sich die Zeitung für eine antisemitische Karikatur entschuldigt.
Ab dem 1. Juli will die amerikanische Traditionszeitung "New York Times" keine politischen Karikaturen mehr in ihrer internationalen Ausgabe abdrucken. Damit folge man Vorgaben, die auch für die US-Ausgabe gälten, teilte das Blatt Anfang der Woche mit.
Im April hatte sich die "Times" für eine Karikatur entschuldigt, die Kritiker und Kritikerinnen als antisemitisch bezeichnet hatten. Die Zeichnung zeigt Benjamin Netanjahu als Blindenhund mit Davidstern am Halsband, der wiederum einen blinden Donald Trump führt. Der US-Präsidenten trägt in der Karikatur eine Kippa.
Entsetzen in der jüdischen Gemeinde
Die Zeichnung hatte in der jüdischen Gemeinde in den USA für Entsetzen gesorgt. Der UN-Botschafter Israels verglich die Zeichnung mit der NS-Propagandazeitung "Der Stürmer". Tage danach hatte die Zeitung erklärt, die Zeichnung sei antisemitisch und "beleidigend" gewesen und entschuldigte sich.
Sind Karikaturen noch zeitgemäß?
Wir fragen Martin Sonntag, Galerieleiter der Caricatura Kassel, ob diese Entscheidung der Anfang vom Ende für die Karikatur in der Zeitung einleitet, was wir verlieren, wenn wir die Karikatur verlieren und ist die politische Karikatur überhaupt noch die unpassende Form für unsere Zeit?
(jde)
(jde)