Meisterin der Schokolade
Die Belgierin Hudele Matthysen stellt feinste Schokolade her - in der Lausitz. Kein leichtes Unterfangen, denn gelernt hat sie das Handwerk spät, und die Lausitzer hatten zunächst anderes im Kopf als handgemachte Schokolade. Inzwischen aber beschäftigt Hudele knapp 60 Mitarbeiter.
Autobahn A15 kurz hinter Cottbus. Wer hier Richtung Rogosen abfährt, kann es nicht übersehen, das große braune Schild mit der Aufschrift Confiserie Felicitas! Wer ihm folgt, kann sie tatsächlich erleben – die Schokoladenseite der Lausitz.
"Hallo, ich begrüße Sie. Also das sind Kunden von Anfang an. Das sind Kunden, die ich von Anfang an kenne, ich glaube, fast von der ersten Woche oder so. Ich grüße Sie, ich freue mich da besonders."
"Ja, wir komm‘ immer wieder jerne."
Im 600-Seelen-Dörfchen Hornow begrüßt Hudele Matthysen die Kunden ihrer Confiserie persönlich. Und jeder, der in die strahlenden Augen dieser zierlichen Frau sieht, glaubt ihr auf’s Wort, das Schokolade einfach glücklich machen muss.
"Hier haben wir massive Schokolade, Vollmilch und Zartbitter. Diese Praline mit der Kaffeemühle, das ist Kaffeelikör. Dann haben wir Poire-Villion-Birne, also ein Creme mit Poire-Villion und Nougat."
Als es Hudele Matthyssen und ihren Mann Peter in die Lausitz verschlug, war die Belgierin gerade einmal 25 Jahre alt und kam direkt aus Nigeria. Dort hatten sie und ihr Mann vier Jahre lang in Entwicklungshilfeprojekten gearbeitet. Er in einer Mischfutterfabrik, sie in einem Krankenhaus.
"Wir wollten unbedingt nach Europa zurück, aber nicht unbedingt nach Belgien. Dann haben wir in Nigeria von der Wende gehört und mit einem belgischen Ehepaar - diese Leute kannten hier jemand aus Forst, und mit denen haben wir die erste Reise gemacht. Und da hatten wir eigentlich gleich so das Gefühl: Wow, so eine schöne Gegend, diese breiten Felder, Wiesen und viel Wald. Wir wollten eine Existenz aufbauen, und da haben wir ziemlich schnell entdeckt, dass gute hausgemachte Schokolade fehlt."
Die Hornower waren baff. Schließlich hatten sie ganz andere Sorgen: Ihre LPG pleite, die Kühe nach Holland verkauft, kaum jemand, der noch Arbeit hatte. Und nun diese verrückte quirlige Belgierin, die in der leer stehenden LPG-Küche plötzlich Pralinen herstellt und die Leidenschaft ihrer Kindheit zum Beruf machen wollte.
"Ich fand Schokolade immer selbstverständlich. In der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, waren mehrere Chocolatiers, und nach der Oboestunde ging ich und habe mir da so 250 Gramm gekauft und auf dem Fahrrad nach Hause – da waren sie alle, da waren sie aufgegessen – das war jede Woche so."
Die Hornower fanden die Idee nicht ohne Grund ziemlich durchgeknallt, meint die heute 44jährige Hudele im Rückblick
"Ich hatte nichts mit Schokolade zu tun, ich war Krankenschwester von der Ausbildung her."
Nur Peter schien zu wissen: Wenn seine Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist ein Zurück kaum mehr möglich. Und tatsächlich – Hudele verstand es, alle mit ihrem Elan und Optimismus anzustecken, sogar den Chocolatier, zu dem sie sich in geheimer Mission nach Antwerpen begeben hatte.
"Bei einem sehr guten Meister habe ich dann den Beruf Chocolatier gelernt. Der hat für sich gedacht, ich werd das nie können. Weil normalerweise als Chocolatier braucht man drei Jahre Ausbildung. Und wir kamen da so holla aus Afrika und wollten mal eben Chocolatier werden, und der hat dann echt gedacht – also was ist das jetzt?!"
Während sie den Meister aus Antwerpen zu einem Tauschhandel überreden kann – ihre Arbeitskraft gegen sein Wissen – schläft ihr Mann Peter im ehemaligen Schafstall der LPG auf einem Klappbett und wirbt bei den Banken um Kredite. Zwei Jahre später, 1994, werden in der alten LPG-Küche schließlich die ersten Pralinen gegossen.
"So, schauen Sie mal, der Eingang war von dort, von der anderen Seite. Und das war damals die ganze Firma, das war die LPG-Küche. Und hier haben wir also Pralinen gemacht, Hohlkörper, Sonderanfertigungen, alles in einem Raum. Erst alleine und dann zu dritt."
Damals, so erinnert sich Hudele, stand Sohn Johannes, das erste von inzwischen drei Kindern, noch in einer Babyschale auf dem Produktionstisch, damit sie ihn während der Arbeit stillen konnte. Sie wusste, dass der Anfang schwer werden würde. Aber so schwer?
"Die ersten sieben Jahre ging es uns eigentlich sehr schlecht, weil nach der Wende meinten die Kunden, alle Schokolade hat erst einmal gut geschmeckt gegenüber der Schlagersüßtafel. Und dann haben wir die Aufmerksamkeit auf uns gezogen mit der Idee, Schokolade individuell zu gestalten – Lausitzer Handarbeit, und die Kreativität ist echt hier entstanden, echt aus der Not."
Es war genau diese Idee, die Hudele und ihrer "Schokoladenfabrik" – wie sie heute im Volksmund heißt – den Durchbruch brachte. Inzwischen arbeiten einstige Melker oder Glasschleifer aus dem Dorf und der Umgebung als Chocolatiers. Das Dorf ist Dank Hudeles Idee zum Pilgerort für viele Besucher geworden und die Confiserie liefert feinste belgische Pralinen aus der Lausitz in die Welt.
"Wenn uns damals jemand gesagt hätte, hier würden einmal 59 Leute arbeiten, und wir überlegen noch mal zu erweitern und können ja an den Berliner Flughafen ausliefern, dann denkst du, ja, das ist einfach toll, da kann man echt sagen: Ein Wunder! Das Wunder von Hornow."
"Hallo, ich begrüße Sie. Also das sind Kunden von Anfang an. Das sind Kunden, die ich von Anfang an kenne, ich glaube, fast von der ersten Woche oder so. Ich grüße Sie, ich freue mich da besonders."
"Ja, wir komm‘ immer wieder jerne."
Im 600-Seelen-Dörfchen Hornow begrüßt Hudele Matthysen die Kunden ihrer Confiserie persönlich. Und jeder, der in die strahlenden Augen dieser zierlichen Frau sieht, glaubt ihr auf’s Wort, das Schokolade einfach glücklich machen muss.
"Hier haben wir massive Schokolade, Vollmilch und Zartbitter. Diese Praline mit der Kaffeemühle, das ist Kaffeelikör. Dann haben wir Poire-Villion-Birne, also ein Creme mit Poire-Villion und Nougat."
Als es Hudele Matthyssen und ihren Mann Peter in die Lausitz verschlug, war die Belgierin gerade einmal 25 Jahre alt und kam direkt aus Nigeria. Dort hatten sie und ihr Mann vier Jahre lang in Entwicklungshilfeprojekten gearbeitet. Er in einer Mischfutterfabrik, sie in einem Krankenhaus.
"Wir wollten unbedingt nach Europa zurück, aber nicht unbedingt nach Belgien. Dann haben wir in Nigeria von der Wende gehört und mit einem belgischen Ehepaar - diese Leute kannten hier jemand aus Forst, und mit denen haben wir die erste Reise gemacht. Und da hatten wir eigentlich gleich so das Gefühl: Wow, so eine schöne Gegend, diese breiten Felder, Wiesen und viel Wald. Wir wollten eine Existenz aufbauen, und da haben wir ziemlich schnell entdeckt, dass gute hausgemachte Schokolade fehlt."
Die Hornower waren baff. Schließlich hatten sie ganz andere Sorgen: Ihre LPG pleite, die Kühe nach Holland verkauft, kaum jemand, der noch Arbeit hatte. Und nun diese verrückte quirlige Belgierin, die in der leer stehenden LPG-Küche plötzlich Pralinen herstellt und die Leidenschaft ihrer Kindheit zum Beruf machen wollte.
"Ich fand Schokolade immer selbstverständlich. In der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, waren mehrere Chocolatiers, und nach der Oboestunde ging ich und habe mir da so 250 Gramm gekauft und auf dem Fahrrad nach Hause – da waren sie alle, da waren sie aufgegessen – das war jede Woche so."
Die Hornower fanden die Idee nicht ohne Grund ziemlich durchgeknallt, meint die heute 44jährige Hudele im Rückblick
"Ich hatte nichts mit Schokolade zu tun, ich war Krankenschwester von der Ausbildung her."
Nur Peter schien zu wissen: Wenn seine Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist ein Zurück kaum mehr möglich. Und tatsächlich – Hudele verstand es, alle mit ihrem Elan und Optimismus anzustecken, sogar den Chocolatier, zu dem sie sich in geheimer Mission nach Antwerpen begeben hatte.
"Bei einem sehr guten Meister habe ich dann den Beruf Chocolatier gelernt. Der hat für sich gedacht, ich werd das nie können. Weil normalerweise als Chocolatier braucht man drei Jahre Ausbildung. Und wir kamen da so holla aus Afrika und wollten mal eben Chocolatier werden, und der hat dann echt gedacht – also was ist das jetzt?!"
Während sie den Meister aus Antwerpen zu einem Tauschhandel überreden kann – ihre Arbeitskraft gegen sein Wissen – schläft ihr Mann Peter im ehemaligen Schafstall der LPG auf einem Klappbett und wirbt bei den Banken um Kredite. Zwei Jahre später, 1994, werden in der alten LPG-Küche schließlich die ersten Pralinen gegossen.
"So, schauen Sie mal, der Eingang war von dort, von der anderen Seite. Und das war damals die ganze Firma, das war die LPG-Küche. Und hier haben wir also Pralinen gemacht, Hohlkörper, Sonderanfertigungen, alles in einem Raum. Erst alleine und dann zu dritt."
Damals, so erinnert sich Hudele, stand Sohn Johannes, das erste von inzwischen drei Kindern, noch in einer Babyschale auf dem Produktionstisch, damit sie ihn während der Arbeit stillen konnte. Sie wusste, dass der Anfang schwer werden würde. Aber so schwer?
"Die ersten sieben Jahre ging es uns eigentlich sehr schlecht, weil nach der Wende meinten die Kunden, alle Schokolade hat erst einmal gut geschmeckt gegenüber der Schlagersüßtafel. Und dann haben wir die Aufmerksamkeit auf uns gezogen mit der Idee, Schokolade individuell zu gestalten – Lausitzer Handarbeit, und die Kreativität ist echt hier entstanden, echt aus der Not."
Es war genau diese Idee, die Hudele und ihrer "Schokoladenfabrik" – wie sie heute im Volksmund heißt – den Durchbruch brachte. Inzwischen arbeiten einstige Melker oder Glasschleifer aus dem Dorf und der Umgebung als Chocolatiers. Das Dorf ist Dank Hudeles Idee zum Pilgerort für viele Besucher geworden und die Confiserie liefert feinste belgische Pralinen aus der Lausitz in die Welt.
"Wenn uns damals jemand gesagt hätte, hier würden einmal 59 Leute arbeiten, und wir überlegen noch mal zu erweitern und können ja an den Berliner Flughafen ausliefern, dann denkst du, ja, das ist einfach toll, da kann man echt sagen: Ein Wunder! Das Wunder von Hornow."