Meisterwerk klassizistischer Architektur
Die Neue Wache in Berlin Unter den Linden zählt zu den Hauptwerken des deutschen Klassizismus. Der von Karl Friedrich Schinkel errichtete Bau diente ursprünglich dem preußischen Militär als Wachlokal, wurde dann in eine Gedächtnisstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und zu DDR-Zeiten in ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus umgewandelt. Nach der deutschen Einigung beschloss die Bundesregierung, die Neue Wache in eine zentrale Gedenkstätte umzugestalten. Sie wurde am 14. November 1993, dem Volkstrauertag, eingeweiht.
"Zwei Soldaten hatten Ehrenposten bezogen vor der Neuen Wache, und die fünf Repräsentanten der Verfassungsorgane schritten barhäuptig auf die zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik zu für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft."
Es regnete in Strömen, als die Ehrengäste, darunter Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl, am 14. November 1993 die Neue Wache ihrer neuen Bestimmung übergaben. Die kleine Zeremonie ohne Ansprachen wurde von Protesten begleitet.
"Deutsche Täter sind keine Opfer", riefen Demonstranten vor der Neuen Wache. Die Umwandlung der einstigen preußischen "Haupt- und Königswache" in eine zentrale Gedenkstätte war umstritten und der - vorläufig - letzte Akt in der wechselvollen Geschichte des Gebäudes.
In den Jahren 1816 bis 1818 hatte Karl Friedrich Schinkel die Neue Wache Unter den Linden im Zentrum Berlins errichtet. Der eingeschossige quadratische Bau mit vorgelagerter dorischer Säulenhalle gilt als Meisterwerk klassizistischer Architektur und diente ein Jahrhundert lang als militärisches Wachlokal.
1930 entschied dann die preußische Regierung, die Neue Wache in ein Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten umzuwandeln. Der Architekt Heinrich Tessenow entwarf unter einer neuen runden Deckenöffnung einen großen kahlen Gedenkraum; im Zentrum ein hoher schwarzer Granitquader mit Eichenkranz.
Der Publizist Siegfried Kracauer schrieb damals:
"Als ich heute Vormittag das Ehrenmal besuchte, fiel Regen durch die Denkmalöffnung nieder. Er rann auf den Fußboden, der sich durch die Feuchtigkeit dunkler färbte, und rann am Granitboden in schmalen, tiefschwarzen Strähnen herunter. Es war, als weine das Postament."
1933 erhob das NS-Regime die Neue Wache zum "Reichsehrenmal" und inszenierte dort pompöse "Heldengedenktage".
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die DDR-Regierung nicht auf die symbolische Bedeutung des Ortes verzichten und erklärte das Gebäude zum Mahnmal für die Opfer von Faschismus und Militarismus. 1969 erfolgte eine aufwändige Umgestaltung des Innenraums.
Der antimilitaristischen Widmung widersprach der regelmäßige feierliche Aufzug des Wachregiments der Nationalen Volksarmee:
"Zur Ehrung der Opfer des Faschismus und Militarismus: Achtung! Präsentiert das Gewehr!"
Nach der deutschen Einheit setzte Bundeskanzler Helmut Kohl seine Idee durch, den Innenraum der Neuen Wache nach den Plänen Heinrich Tessenows zu rekonstruieren, ohne die kunsthistorische Debatte über Form, Sinn und Wirkung einer Gedenkstätte im ausgehenden 20. Jahrhundert zu berücksichtigen. Allerdings sollte der Granitquader durch eine stark vergrößerte Replik der Käthe-Kollwitz-Skulptur "Mutter mit totem Sohn" ersetzt werden.
Gegen dieses Vorhaben gab es zahlreiche Einwände, unter anderem von dem Bielefelder Historiker Reinhart Koselleck.
"Die Pietà der Kollwitz ist ein Intimdenkmal. Wenn die Plastik der Kollwitz aufgebläht wird zu einem menschlichen Normalmaß, dann rückt die Pietà ein in die normale Serie der Kriegerdenkmäler, wo die überlebende Mutter ihren gefallenen Sohn betrauert."
Doch es gab nicht nur ästhetische Einwände. Die pauschale Widmung der Gedenkstätte für alle "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" löste insbesondere unter NS-Opfern Empörung aus, weil sie darin eine undifferenzierte Gleichsetzung von gefallenen Soldaten oder SS-Angehörigen mit ermordeten Juden und getöteten Widerstandskämpfern sahen.
Der damalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jerzy Kanal:
"Wenn ein Soldat im Kriege fällt, ist er kein Opfer. Es sind Tote, die zu beklagen sind, die Angehörige haben. Was man mit den Juden gemacht hat in diesen Jahren, war so einmalig, so unvorstellbar, was damals passiert ist."
Um die Kritiker zu besänftigen, erklärte sich die Bundesregierung bereit, auf einer Metallplatte vor dem Eingang die einzelnen Opfergruppen aufzuzählen sowie ein gesondertes Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu errichten.
Ohne größeres Aufsehen legen seitdem ausländische Gäste bei einem Staatsbesuch beziehungsweise Repräsentanten der Bundesrepublik am Volkstrauertag in der Neuen Wache Kränze nieder.
Es regnete in Strömen, als die Ehrengäste, darunter Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl, am 14. November 1993 die Neue Wache ihrer neuen Bestimmung übergaben. Die kleine Zeremonie ohne Ansprachen wurde von Protesten begleitet.
"Deutsche Täter sind keine Opfer", riefen Demonstranten vor der Neuen Wache. Die Umwandlung der einstigen preußischen "Haupt- und Königswache" in eine zentrale Gedenkstätte war umstritten und der - vorläufig - letzte Akt in der wechselvollen Geschichte des Gebäudes.
In den Jahren 1816 bis 1818 hatte Karl Friedrich Schinkel die Neue Wache Unter den Linden im Zentrum Berlins errichtet. Der eingeschossige quadratische Bau mit vorgelagerter dorischer Säulenhalle gilt als Meisterwerk klassizistischer Architektur und diente ein Jahrhundert lang als militärisches Wachlokal.
1930 entschied dann die preußische Regierung, die Neue Wache in ein Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten umzuwandeln. Der Architekt Heinrich Tessenow entwarf unter einer neuen runden Deckenöffnung einen großen kahlen Gedenkraum; im Zentrum ein hoher schwarzer Granitquader mit Eichenkranz.
Der Publizist Siegfried Kracauer schrieb damals:
"Als ich heute Vormittag das Ehrenmal besuchte, fiel Regen durch die Denkmalöffnung nieder. Er rann auf den Fußboden, der sich durch die Feuchtigkeit dunkler färbte, und rann am Granitboden in schmalen, tiefschwarzen Strähnen herunter. Es war, als weine das Postament."
1933 erhob das NS-Regime die Neue Wache zum "Reichsehrenmal" und inszenierte dort pompöse "Heldengedenktage".
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die DDR-Regierung nicht auf die symbolische Bedeutung des Ortes verzichten und erklärte das Gebäude zum Mahnmal für die Opfer von Faschismus und Militarismus. 1969 erfolgte eine aufwändige Umgestaltung des Innenraums.
Der antimilitaristischen Widmung widersprach der regelmäßige feierliche Aufzug des Wachregiments der Nationalen Volksarmee:
"Zur Ehrung der Opfer des Faschismus und Militarismus: Achtung! Präsentiert das Gewehr!"
Nach der deutschen Einheit setzte Bundeskanzler Helmut Kohl seine Idee durch, den Innenraum der Neuen Wache nach den Plänen Heinrich Tessenows zu rekonstruieren, ohne die kunsthistorische Debatte über Form, Sinn und Wirkung einer Gedenkstätte im ausgehenden 20. Jahrhundert zu berücksichtigen. Allerdings sollte der Granitquader durch eine stark vergrößerte Replik der Käthe-Kollwitz-Skulptur "Mutter mit totem Sohn" ersetzt werden.
Gegen dieses Vorhaben gab es zahlreiche Einwände, unter anderem von dem Bielefelder Historiker Reinhart Koselleck.
"Die Pietà der Kollwitz ist ein Intimdenkmal. Wenn die Plastik der Kollwitz aufgebläht wird zu einem menschlichen Normalmaß, dann rückt die Pietà ein in die normale Serie der Kriegerdenkmäler, wo die überlebende Mutter ihren gefallenen Sohn betrauert."
Doch es gab nicht nur ästhetische Einwände. Die pauschale Widmung der Gedenkstätte für alle "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" löste insbesondere unter NS-Opfern Empörung aus, weil sie darin eine undifferenzierte Gleichsetzung von gefallenen Soldaten oder SS-Angehörigen mit ermordeten Juden und getöteten Widerstandskämpfern sahen.
Der damalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jerzy Kanal:
"Wenn ein Soldat im Kriege fällt, ist er kein Opfer. Es sind Tote, die zu beklagen sind, die Angehörige haben. Was man mit den Juden gemacht hat in diesen Jahren, war so einmalig, so unvorstellbar, was damals passiert ist."
Um die Kritiker zu besänftigen, erklärte sich die Bundesregierung bereit, auf einer Metallplatte vor dem Eingang die einzelnen Opfergruppen aufzuzählen sowie ein gesondertes Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu errichten.
Ohne größeres Aufsehen legen seitdem ausländische Gäste bei einem Staatsbesuch beziehungsweise Repräsentanten der Bundesrepublik am Volkstrauertag in der Neuen Wache Kränze nieder.