Menschliche Natur

Meerespoesie

Cover: "Whelm" von Douglas Dare
Cover: "Whelm" von Douglas Dare © Douglas Dare / Erased Tapes Records
Von Haino Rindler · 23.05.2014
"Ich wollte ein Album aufnehmen, das den Hörer entfliehen lässt, etwas Umfassendes, dessen Tiefe und Charakterstärke bei genauem Hinsehen entdeckt werden kann." So Douglas Dare, der mit "Whelm" sein Album-Debüt vorlegt.
Der Brite erzählte unter anderem die Geschichte über die Antikythera, eine Rechenmaschine aus der Antike, die man vielleicht auch als Prototyp des Computers bezeichnen kann. Diese Maschine wurde aus den Tiefen des Ozeans geborgen. Und damit erschließt sich auch schon, worum es auf dem Album insgesamt geht: Um die rastlose Natur des Menschen, die mit der Unstetheit des Wassers viel gemein hat. Ein fast schon philosophischer Ansatz, den Dare in Songs über einen alten Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg oder über Magdalenenheime für sogenannte "gefallene Frauen" in Irland runterbricht.
Dass es einen roten Faden in diesen Geschichten gibt, entpuppte sich erst bei der Produktion des Albums, dem ein kleines Gedichtbändchen mit den Texten beiliegt.
Dabei war der Produktionsprozess so, dass die Gedichte am Anfang standen und Dare durch die Musik passende Atmosphären schaffte. Im Vordergrund ein altes, abgenutztes Grand Piano, das aber einen schönen runden Klang besitzt, bei dem man sich einbildet, die Patina der Jahre zu hören.
Dazu kommen allerhand elektronische Klänge und der Moog-Synthesizer – viel Charakter liegt also schon allein im Klang an sich. Dazu diese fast erzählten Geschichten über Vergangenes. Ein tiefer und bisweilen melancholischer Blick zurück in die menschliche Natur und ihre Hinterlassenschaften. Und so viel ist gewiss: Es ist ein Album, dass einen beim Hören einsaugt und bei dem vieles im Gedächtnis hängenbleibt.
Label: Erased Tapes Records