Menschliche Versuchskaninchen? - Nutzen und Gefahren von Medikamententests
Aufrufe zu Medikamententests kann man in Zeitungen, aber auch U-Bahnen lesen. In Verruf geraten sind sie durch die jüngst aufgedeckten heimlichen Studien westdeutscher Pharmafirmen in der DDR und durch Todesfälle in Ländern wie Indien oder Nigeria.
"Probanden für Arzneimittelstudie gesucht" oder "Geld verdienen als Testperson" – diese Aufrufe kann man immer häufiger in Zeitungen, aber auch U-Bahnen lesen. Meist sind es Pharmafirmen, die gesunde oder auch kranke Testpersonen für ihre Forschungen benötigen. Rund 1200 dieser Studien mit etwa 10.000 Probanden werden jährlich allein in Deutschland durchführt, für neue Medikamente, aber auch für neue Anwendungsgebiete bereits bekannter Arzneimittel. Damit ist Deutschland Nr. 1 in Europa und Nr. 2 weltweit, hinter den USA. Diese Tests sind gesetzlich vorgeschrieben, bevor ein Medikament oder ein Wirkstoff die Markzulassung bekommt. In Verruf geraten sind sie durch die jüngst aufgedeckten heimlichen Studien westdeutscher Pharmafirmen in der DDR und durch Todesfälle in Ländern wie Indien oder Nigeria.
Was passiert bei solchen Studien? Welchen Nutzen, welche Gefahren bringen sie mit sich?
"Grundsätzlich darf man keine Medikamente im klinischen Alltag einsetzen, von denen man den Nutzen und die Sicherheit nicht kennt","
sagt Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Chefarzt der Helios-Klinik für Hämatologie und Onkologie in Berlin-Buch. Auch in seiner Klinik werden daher neue Krebsmedikamente an Patienten getestet.
Dennoch gehört der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zu den Kritikern der derzeitigen Studienlandschaft, die von den Pharmafirmen dominiert wird.
""Wir wissen aus zahlreichen Untersuchungen, dass bei klinischen Studien, die der Hersteller finanziert, getrickst wird und negative Ergebnisse zur Wirksamkeit und zu unerwünschten Nebenwirkungen neuer Arzneimittel häufig nicht publiziert werden."
Die Sicherheit der Tests werde zwar durch die Ethikkommissionen gewährleistet, dennoch beschleicht ihn angesichts der vielen Test die Sorge,
".. dass bei der Zahl der neuen Arzneimittel zu sehr auf die Wirksamkeit geschaut wird und zu wenig auf die Sicherheit."
Mit der Folge, dass vermehrt Nebenwirkungen nachgemeldet oder gar Medikamente wegen gravierender Nebenwirkungen vom Markt genommen werden müssten, wie der Cholesterinsenker "Lipobay" oder das Schmerzmittel "Vioxx".
Der Arzneimittel-Experte fordert daher unabhängige Studien und die Veröffentlichung aller Studienergebnisse
"Denn nur aus der Gesamtschau aller Studien ergibt sich ein realistisches Nutzen-Schaden-Profil eines Medikaments."
"Ich verstehe den Wunsch, dass Medikamente, wenn sie auf den Markt kommen, 100-prozentig ausgeforscht sein sollen. Aber der ist unrealistisch","
sagt Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung beim Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa). "Nehmen Sie Aspirin, das gibt es seit über 100 Jahren, und noch immer wird daran geforscht." Viele Fragen zu einem neuen Medikament könnten erst nach dessen Zulassung durch weitere Studien in der täglichen Praxis geklärt werden. Es sei geradezu "unethisch, es den Patienten vorzuenthalten."
Die Pharmaindustrie sei schon heute "einer der am umfassendsten regulierten Bereiche". Im Schnitt kostet die Erforschung eines neuen Medikaments zwischen 1,2 bis 1,6 Milliarden US-Dollar.
""Von 5000 bis 10 000 Substanzen, die anfangs als hoffnungsvoll gelten, erhält eine einzige eine Zulassung. Der Rest wir ausgesiebt, entweder weil sie wirkungslos sind, oder weil sich zu starke Nebenwirkungen herausstellen."
Dafür seien Medikamententests unerlässlich.
"Menschliche Versuchskaninchen? - Nutzen und Gefahren von Medikamententests"
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Wolf-Dieter Ludwig und Siegfried Throm. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Weitere Informationen:
Über Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig
Über den Verband forschender Arzneimittelhersteller
Was passiert bei solchen Studien? Welchen Nutzen, welche Gefahren bringen sie mit sich?
"Grundsätzlich darf man keine Medikamente im klinischen Alltag einsetzen, von denen man den Nutzen und die Sicherheit nicht kennt","
sagt Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Chefarzt der Helios-Klinik für Hämatologie und Onkologie in Berlin-Buch. Auch in seiner Klinik werden daher neue Krebsmedikamente an Patienten getestet.
Dennoch gehört der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zu den Kritikern der derzeitigen Studienlandschaft, die von den Pharmafirmen dominiert wird.
""Wir wissen aus zahlreichen Untersuchungen, dass bei klinischen Studien, die der Hersteller finanziert, getrickst wird und negative Ergebnisse zur Wirksamkeit und zu unerwünschten Nebenwirkungen neuer Arzneimittel häufig nicht publiziert werden."
Die Sicherheit der Tests werde zwar durch die Ethikkommissionen gewährleistet, dennoch beschleicht ihn angesichts der vielen Test die Sorge,
".. dass bei der Zahl der neuen Arzneimittel zu sehr auf die Wirksamkeit geschaut wird und zu wenig auf die Sicherheit."
Mit der Folge, dass vermehrt Nebenwirkungen nachgemeldet oder gar Medikamente wegen gravierender Nebenwirkungen vom Markt genommen werden müssten, wie der Cholesterinsenker "Lipobay" oder das Schmerzmittel "Vioxx".
Der Arzneimittel-Experte fordert daher unabhängige Studien und die Veröffentlichung aller Studienergebnisse
"Denn nur aus der Gesamtschau aller Studien ergibt sich ein realistisches Nutzen-Schaden-Profil eines Medikaments."
"Ich verstehe den Wunsch, dass Medikamente, wenn sie auf den Markt kommen, 100-prozentig ausgeforscht sein sollen. Aber der ist unrealistisch","
sagt Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung beim Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa). "Nehmen Sie Aspirin, das gibt es seit über 100 Jahren, und noch immer wird daran geforscht." Viele Fragen zu einem neuen Medikament könnten erst nach dessen Zulassung durch weitere Studien in der täglichen Praxis geklärt werden. Es sei geradezu "unethisch, es den Patienten vorzuenthalten."
Die Pharmaindustrie sei schon heute "einer der am umfassendsten regulierten Bereiche". Im Schnitt kostet die Erforschung eines neuen Medikaments zwischen 1,2 bis 1,6 Milliarden US-Dollar.
""Von 5000 bis 10 000 Substanzen, die anfangs als hoffnungsvoll gelten, erhält eine einzige eine Zulassung. Der Rest wir ausgesiebt, entweder weil sie wirkungslos sind, oder weil sich zu starke Nebenwirkungen herausstellen."
Dafür seien Medikamententests unerlässlich.
"Menschliche Versuchskaninchen? - Nutzen und Gefahren von Medikamententests"
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Wolf-Dieter Ludwig und Siegfried Throm. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Weitere Informationen:
Über Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig
Über den Verband forschender Arzneimittelhersteller