Musiker, Modemacher und Moneten
Kanye West hat es vorgemacht, Haftbefehl folgt nach und jetzt macht The Weeknd es auch: sie bringen eine eigene Modekollektion zur neuen Platte auf den Markt. Denn sobald das Label "limitiert" auf einem Produkt ist, kaufen die Fashion Victims dieser Welt die Läden leer.
Endlich konnten die Influencer, Tastemaker, Opinion Leader, und wie diese angeblichen Tonangeber in der Mode nicht alle genannt werden, mal wieder Schlange stehen. Denn sobald die zwei magischen Wörtchen "Limited Edition" eine Kollektion zieren, lockt es die instagrammenden und snapchattenden Modeopfer aus ihren Social-Media-Löchern.
So schwirrten sie am Wochenende zum Beispiel in den angesagten New Yorker High-Street-Shop "Opening Ceremony". Wo sonst Modemädchen die überteuerten Entwürfe von "Kenzo" oder "Commes des Garcons" kaufen, stellten sie sich für Kapuzenpullis, Longsleeves, T-Shirts und Bomberjacken von Abel Tesfaye - besser bekannt als "The Weeknd" - an.
"Starboy" – so heißt das neue Album von dem Mann, der gern so tanzen würde, wie es einst Michael Jackson tat und dabei am liebsten so ein großer und beliebter Designer wäre, wie es heute King Kanye ist.
Inspiriert vom König der Welt, entscheidet sich der aufstrebende Modeschöpfer Tesfaye für einen gewagten Entwurf: weißer Panterkopf auf schwarzer Bomberjacke, das so genannte Keypiece der Kollektion "Starboy".
Da merkt man doch gleich, dass das Trendforschungsunternehmen "Universal Music" mitgeplant hat. Bomberjacken sind in 2016 nämlich mindestens genauso NIE dagewesen wie Universal Music eine Plattenfirma für Underground ist!
Rihanna brachte Wildlederschuh raus
Vielleicht hätte sich The Weeknd lieber an Rihannas Berater halten sollen?! Sie kollaborierte im letzten Jahr mit Puma. Heraus kam der bekannte Puma Suede, ein Wildlederturnschuh mit dicker Kreppsohle, wie wir sie von den Creepers-Schuhen, den Leisetretern der Rockybillies kennen.
Saron: "Sie hat doch letztens auch erst einen Award dafür bekommen, bestverkaufter Schuh des Jahres!"
Sagt Modefan Saron, die gerade ein paar dieser preisgekrönten Schuhe trägt. Sie arbeitet im "Voo", ein angesagter Concept Store in Berlin, in dem übrigens auch Yeezy verkauft wird. Die dritte Saison der Kanye-Kollektion hängt vor uns auf den Bügeln. Übergroße Sweatshirts aus schwerem Baumwollstoff in gelb, rot, braun.
Saron: "Preislich auch viel günstiger als die Jahre davor."
Nur 296 Euro für einen Pulli. Aber hey, immerhin genäht in der Türkei, der als Modeproduktionsland nachgesagt wird, junge, syrische Flüchtlingskinder zu Hungerlöhnen zu beschäftigen. Läuft bei Kanye!
Hundeshampoo von Outkast
Während Kanye darauf hofft, dass sein "Fame" dafür sorgt, dass sich seine Kollektion verkauft und damit die Finanzierung des Hintern von Frau Kim Kardashian gesichert ist, duscht mein Kuscheltier nur noch mit dem Hundeshampoo von Outcast-Rapper Big Boi und der Mann meiner Träume trägt Schlüpper mit rosafarbenen und weißen Rauten vom norwegischen DJ Todd Terje.
Tolle Mode und unverzichtbarer Nippes wird übrigens nicht nur im Ausland entworfen. Der hiesige Wortschöpfer "Haftbefehl" ist auch unter die Modedesigner gegangen. Im letzten Jahr kam seine erste Chabos-Kollektion raus. Ulkige Fischerhüte hält sie für uns bereit und Badeschlappen mit dem zauberhaften Namen "Brudiletten". Alles handdesignt vom sympathischen Rapper aus Offenbach.
Auch Headbanger werden Mode-Afficinados
Das wegweisende Designangebot der Musik- und Modeindustrie war lange nur den Pop-, R’n’B- und Hip-Hop-Fans vorbehalten. Langhaarige Headbanger zum Beispiel mussten bis heute ihre bezahlbaren schwarzen Metal-Band-Shirts tragen.
Doch diese Zeiten sind endlich vorbei. Noch in diesem Monat bringt das übercoole Skaterlabel "Surpreme", aus New York, deren T-Shirts gern um die 100 Euro kosten, eine Slayer-Kollektion raus. Schwarzweiße Camouflage-Jacken mit riesigen Slayer-Aufnähern wird es geben, so auch Kapuzenpullover und Jogginghosen mit Schriftzug. Ganz in weiß. Wer da nicht zuschlägt, ist selber doof!