Erste Begegnung im Licht der Diplomatie
Was passiert, wenn Viel-Twitterer Donald Trump auf die eher zurückhaltende kommunizierende Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft? Der langjährige Diplomat Gunter Pleuger gibt Auskunft über die wichtigsten Grundregeln gelungener Verständigung.
"Die Diplomatie lebt davon, dass man miteinander redet", sagte der langjährige Diplomat Gunter Pleuger im Deutschlandradio Kultur. "Die Diplomatie zeichnet sich dadurch aus, dass es keine Gewinner und Verlierer gibt."
Mit Blick auf das erste Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump in Washington sagte Pleuger, es sei wichtig, dass sich die beiden handelnden Personen menschlich näher kommen. "Eine gewisse menschliche Beziehung, gegenseitiger Respekt und vielleicht sogar ein freundschaftlicher Umgang sind möglich, auch wenn man sehr unterschiedliche politische Auffassungen vertritt."
Wichtig sei auch, sich darüber zu verständigen, wo die Probleme in den Beziehungen der beiden Länder liegen, die gelöst werden müssten.
"Das geht sicher nicht beim ersten Besuch, aber wenn der erste Besuch dazu führt, dass eine persönliche Beziehung hergestellt wird und das beide Seiten die Position des Anderen oder der Anderen besser verstehen, dann ist schon mal ein guter Anfang gemacht."
Typisch für Merkel ist der rationale Umgang
Wenn man sich Merkels Regierungsstil ansehe, habe sie gezeigt, dass sie mit Schwierigkeiten rational umgehen könne und nicht etwa ihren Emotionen erliege, sagte Pleuger über seine Erwartungen an die Begegnung von Merkel mit Trump. Dafür benötige sie als erfahrene Politikerin keinen Rat von Psychologen. "Sie schöpft ihre Kenntnisse und Erfahrungen aus, um mit so einer Situation fertig zu werden."
Gunter Pleuger hat viele Jahre als deutscher Diplomat gearbeitet. Er war von November 2002 bis Juli 2006 der ständige Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York. Von 1999 bis 2002 war er Staatssekretär im Auswärtigen Amt, davor Politischer Direktor im Auswärtigen Amt sowie der Stellvertreter des damaligen Bundesministers des Auswärtigen Joschka Fischer. Von Oktober 2008 bis Oktober 2014 amtierte er als Präsident der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).