Merkels letzter Auftritt als Parteivorsitzende

"Sie hat das Land stärker verändert als die Partei"

Angela Merkel hält die Hände gefaltet in die Höhe, hat den Kopf geneigt und die Augen kurz geschlossen.
Angela Merkel bedankt sich nach ihrer letzten Rede als Parteivorsitzende bei den Delegierten der CDU. © dpa picture alliance/ Michael Kappeler
Elisabeth Niejahr und Christoph Schwennicke im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Knapp zehn Minuten - so lange dauerte der Applaus nach Angela Merkels letzter Rede als CDU-Parteivorsitzende. Auch die Journalisten Elisabeth Niejahr und Christoph Schwennicke zollen ihr Respekt. Allerdings nicht uneingeschränkt.
"Es war mir eine große Freude. Es war mir eine Ehre." Mit diesen Worten hat Angela Merkel auf dem CDU-Parteitag in Hamburg ihre letzte Rede als Vorsitzende beendet. Sie hatte die 1001 Delegierten zu Zuversicht und Mut für die Zukunft aufgerufen. Geschlossenheit sei der Schlüssel zum politischen Erfolg. Die Anwesenden feierten sie mit minutenlangem Applaus.

Sie hat "dem Land erstmal gut getan"

Müsste sie Merkel ein Label verpassen, so wäre es "Krisenmanagerin", bilanziert Elisabeth Niejahr die 18-jährige Amtszeit von Merkel als Parteivorsitzende: Merkel "hat das Land stärler verändert als die Partei." Und weiter: "Das Land hat sie sicher und gelassen durch viele Krisen gebracht" - auch wenn sie in den letzten Jahren auch viele innerpolitische Reformen versäumt habe. Auch Christoph Schwennicke gestand Merkel zu, ihr Stil als Kanzlerin habe "dem Land erstmal gut getan" - nach Amtsvorgängern wie etwa Gerhard Schröder.

Christoph Schwennicke: Sie hat die CDU modernisiert

Als Parteivorsitzende habe sie ihrer Partei mit einem linksliberalen Stil einiges zugemutet, räumt Schwennicke ein: "Die CDU hat sie mindestens so modernisiert wie Helmut Kohl das zu seiner Zeit gemacht hat - nur für wen?"

Elisabeth Niejahr: Viele Reformen versäumt

Niejahr widerspricht Schwennicke teilweise: "Ich glaube nicht, dass dieser Mitte-Kurs grundsätzlich falsch war." Zur vorzeitigen Bilanz ihrer Kanzlerinnenschaft gehöre aber auch, dass Merkel innenpolitisch viele Reformen versäumt habe. Auch habe sie es mit ihren Richtungswechseln teilweise übertrieben. Sie habe "sozusagen überlernt". Wenn sie gemerkt habe, dass sie ihre Politik ändern müsse, seien ihre Wechsel zu extrem ausgefallen, sagt Niejahr.
(ske)
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