In den Kathedralen des Konsums
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Der Fotograf Jakob Schnetz hat sich in die Scheinwelten der Handels- und Warenmessen begeben. Sein Bildband "Orte der Verheißung" zeigt sterile, künstliche Räume, in denen all das simuliert wird, was sonst draußen, im Leben stattfindet.
Messen mit ihren Ständen sind eine Art Parallelwelt: Große Kathedralen des Konsums. In ihnen werden Scheinwelten errichtet, die nach wenigen Tagen wieder dem Nichts, der Leere der riesigen Hallen weichen müssen.
Eher zufällig geriet der Fotograf Jakob Schnetz in diese Parallelwelt, als er für ein Projekt über Massentierhaltung eine Nutztiermesse in Hannover besuchte. "Ich war dann sehr schnell fasziniert, von der Dichte der Eindrücke und von dem sterilen und künstlichen Raum, in dem all das stattfindet, was normalerweise auf dem Feld oder in Ställen passiert."
Seitdem hat er zahlreiche Messen besucht – für Landwirtschaft, Auto-Tuning, für Teppiche, Waffen, Kosmetik und Beauty. Entstanden ist der Bildband "Orte der Verheißung".
"Messen sind für mich schon so ein Destillat der Gesellschaft. Sie spiegeln zwei wichtige Aspekte einer kapitalistischen Gesellschaft wider: Zum einen geht es um Waren und die Anpreisung von Waren. Und zum anderen wird auch der Kampf und Konkurrenz sichtbar."
Uniform, fast robotergleich erscheinen dann auch die Anzug tragenden "Konkurrenten" auf den Bildern von Jakob Schnetz: graue Hosenbeine, dicht gedrängt, Gleich an Gleich, zeigt eines seiner Fotos. Uniforme Anzugträger, allesamt mit dunklen Hightech-Brillen, ein anderes.
Auf einem dritten Bild sitzen junge Frauen in plüschigen, eiförmigen Sesseln, Schläuche führen von einer Apparatur zu ihren Mündern, bedecken diese. Eine Schönheitskur? Eine Laserbehandlung?
Die Messebesucher scheinen in diesen Tempeln des Konsums jedenfalls merkwürdigen Ritualen zu huldigen. Auch "das Licht, was so heilig herunterfällt auf die unterschiedlichsten Produkte" – all dies erinnere schon an heilige Orte, meint Schnetz. "Das morgendliche Einschwören des Messeteams auf die perfekte Verkaufswoche. All diese Momente schaffen so eine Einheit für dieses Spektakel."
(lkn)