MeToo-Debatte in Griechenland

Frauen brechen das Schweigen

10:46 Minuten
Sofia Bekatorou bei der griechischen Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou.
Die griechische Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou empfing die Olympiasiegerin Sofia Bekatorou persönlich. © picture alliance / AP | Alkis Konstantinidis
Charitini Karakostaki im Gespräch mit Britta Bürger |
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Immer mehr Frauen gehen in Griechenland an die Öffentlichkeit und berichten von sexuellen Übergriffen. Die Olympiasiegerin Sofia Bekatorou machte den Anfang, nun sind es vor allem Frauen aus dem Kulturbereich.
Nun gibt es auch in Griechenland eine #MeToo-Debatte. Den Anstoß gab die vierfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Segeln, Sofia Bekatorou. Sie machte öffentlich, dass sie als junge Sportlerin von einem Funktionär des Seglerverbandes vergewaltigt worden ist. Der Mann wurde suspendiert und die Staatsanwaltschaft ist mit dem Fall befasst.
Seitdem melden sich immer mehr Frauen – nun auch aus dem Kulturbereich wie die Schauspielerin Zeta Douka – und berichten von ihren traumatischen Erfahrungen.
Im Fokus der Öffentlichkeit stehen nun die sehr beliebten Schauspieler Kostas Spiropoulos, Petros Filippidis und Giorgos Kimoulis, wie die Soziologin Charitini Karakostaki berichtet. Ihnen wird sexueller beziehungsweise verbaler Missbrauch vorgeworfen.
"Bis jetzt konnte niemand etwas unternehmen, weil es immer um Menschen in Machtstellungen geht, um Männer, die ihre Macht nutzen, um andere zu beherrschen", sagt sie.

Bewusstseinswandel in Gesellschaft und Politik

Erschwerend komme hinzu, dass die "griechische Gesellschaft mit ihren patriarchalischen und sexistischen Machostrukturen" vor diesem Problem immer die Augen verschlossen habe, so Karakostaki. Erst die Häufung der Vorwürfe in den letzten Wochen habe zu einem Bewusstseinswandel in der Gesellschaft geführt.
"In diesem letzten Jahr sind die Bedingungen für eine Debatte über Gewalt von Männern gegen Frauen gereift", sagt die Soziologin. Dazu beigetragen habe der viel beachtete Fall der 20-jährigen Studentin Eleni Topaloudi, die von zwei jungen Männern vergewaltigt und ermordet worden ist.
Auch die Politik hat sich mittlerweile eingeschaltet. Die griechische Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou empfing Sofia Bekatorou persönlich, und der konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprach sich genauso klar gegen sexuelle Belästigung aus wie der Oppositionsführer Alexis Tsipras. Das ist neu, wie Karakostaki erklärt.
(ckr)
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