"MeToo"-Demo gegen Polizeigewalt

Frauen prägen die Hongkong-Proteste

04:10 Minuten
Eine Teilnehmerin der Anti-Regierungsdemonstrationen mit Gasmaske
Die Anti-Regierungsdemonstrationen in Hongkong werden auch von zahlreichen Frauen organisiert und getragen. © picture alliance / dpa / Sputnik /Miguel ?and? la
Von Markus Pfalzgraf |
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An den Massenprotesten in Hongkong beteiligen sich überdurchschnittlich viele Frauen. Die "MeToo"-Bewegung hat eine eigene Demo gegen Polizeigewalt organisiert und brachte Zehntausende auf die Straße.
Die Durchhalteparolen, das Anfeuern – es klingt bei dieser Demonstration noch weiblicher als sonst in Hongkong. Denn unter der Überschrift "MeToo" oder "ProtestToo" haben sich viele Menschen, vor allem Frauen versammelt, um gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Zwei junge Frauen mit den Initialen KL sind hier, weil es immer mehr Berichte gibt von Übergriffen auf Frauen und Mädchen durch die Polizei.
"Sie haben es vor allem auf Frauen abgesehen, weil sie meinen, dass die nicht so schnell rennen können und schwächer sind. Deshalb ist es einfacher für die Polizei, sie anzugreifen. Viele sind sehr jung, manche sogar erst zwölf oder 13. Die sind besonders verletzlich und trauen sich manchmal nicht, davon zu erzählen. Deswegen ist es so wichtig, ihnen zu zeigen, dass viele Leute hinter ihnen stehen."
Jenny, eine Frau um die 50, erinnert daran, dass schon zu Beginn der Proteste Mütter auf die Straße gegangen sind, um ihre Kinder und deren Protest- oder Gedenkveranstaltungen zu beschützen.
"Ich glaube aber nicht, dass das etwas Neues ist. Wenn wir in der Geschichte zurückschauen, dann haben Frauen immer eine wichtige Rolle gehabt, politische Bewegungen anzuführen oder an ihnen teilzunehmen."

"Männer müssen auch die Frauen unterstützen"

Jennys Freund ist auch zur Demo gegen Polizeigewalt gekommen, die plötzlich wieder so groß geworden ist, dass Zehntausende in dem kleinen Park und den angrenzenden Straßen im Zentrum von Hongkong stehen.
"Männer müssen auch die Frauen unterstützen, damit sie nicht bedrängt oder sexuell belästigt werden."
So kommen viele unterschiedliche Anliegen zusammen in dieser Protestbewegung, die sich vor allem gegen die Regierungspolitik richtet. Fast jeden Tag gibt es eine Aktion zu einem anderen Aspekt in Hongkong.

"Sie sind sehr mutig"

Auf dem nahe gelegenen Rathausplatz gab es eine Demonstration gegen die Hongkonger Fluggesellschaft, die Mitarbeitende entlässt, wenn die an Protesten teilnehmen. Eine der Organisatorinnen ist Cathy. Auch sie ist bei vielen unterschiedlichen Demonstrationen dabei. Cathy findet, dass Frauen in der aktuellen Protestbewegung eine wichtige Rolle spielen.
"Es gibt diese Vorurteile, dass sie dem Geld nachjagen, dass sie eher praktisch oder kommerziell drauf sind. Aber in dieser Bewegung gehen all diese Frauen auf die Straße, viele auch in der ersten Reihe an der Front. Sie sind sehr mutig. Sie sind ziemlich geschickt, und das Praktische ist in dieser Bewegung sehr hilfreich."

Weiblich oder männlich? - kein Thema!

Anson Chan war nach der Übergabe Hongkongs an China die erste "Chief Secretary" – die Nummer zwei in der Selbstverwaltung der Stadt. Später wechselte sie in das oppositionelle, prodemokratische Lager. Auch sie findet, dass die neue Protestbewegung sehr ausgewogen zusammengesetzt ist. Das passt zu Anson Chans langer Verwaltungserfahrung.
"Mit der Ausnahme von vielleicht zwei Männern hat mir nie ein Vorgesetzter das Gefühl gegeben, diskriminiert zu werden. Aber natürlich muss eine Frau immer ein kleines bisschen härter arbeiten, um zu beweisen, dass sie nicht nur ein Taschengeld verdienen will, sondern ihre Arbeit ernst nimmt."
Anson Chan hat in ihrer jahrzehntelangen Karriere in der Verwaltung von Hongkong erlebt, wie die weiblichen Verwaltungskräfte nach und nach dieselben Rechte bekamen wie ihre männlichen Kollegen. Heute sei das kein Thema mehr. Genau wie in der Protestbewegung.
Ein Bild, das sich bei den Demonstrationen dieser Tage bestätigt: Ob auf den Barrikaden oder in den Versorgungsketten dahinter, überall kommunizieren und agieren junge Leute jedes Geschlechts blitzschnell und intelligent, ohne Führungspersonen und mit dem festen Willen, diese Protestbewegung weiterzutragen.
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