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Das große Schweigen
#MeToo hat in Japan keine Stimme. Sexuelle Übergriffe auf Frauen sind hier alltäglich. Nicht nur in der U-Bahn, wo es extra Wagons für sie gibt. Von klein auf lernen Japans Frauen, die Scham zu ertragen, still und alleine. Doch es gibt auch Ausnahmen.
Es ist nicht einfach, Shiori Ito zu erreichen. Ihre Geschichte und ihr Umgang damit hat sie in Japan prominent gemacht. Die 28-jährige Journalistin schrieb letzten Sommer das Buch "Blackbox". Es handelt von ihrer Vergewaltigung 2015 in einem Tokioter Hotelzimmer und davon, wie das japanische Rechtssystem den Täter hat davonkommen lassen.
Schokolade gegen die Hektik
Nicht old-fashioned über das Telefon, sondern bei Facebook ist sie anzutreffen: Ito schlägt ein Treffen in den Räumen ihres Verlages vor, dem Bungeishunjū, einem der renommiertesten Verlage Japans. Japanisch höflich bedankt sich Shiori Ito über die mitgebrachten Geschenke: bei der Schokolade greift sie gleich zu. Sie brauche Zucker, sagt sie, alles sei zur Zeit so hektisch.
Thank you so much, I´m really craving for sugar, it´s all been so hectic.
Shiori Itos Erscheinung ist zart und zierlich. Man mag es ihr gar nicht zutrauen, dass sie es gerade mit dem von Männern dominierten System Japans aufgenommen hat. Ito trägt dezentes Make-Up und etwas, auf das sich nur wenige Japanerinnen einlassen: ein leichtes Parfum. Aber ihre Füße stecken in englischen Wellingtons, Gummistiefeln, und sie hat einen Rucksack über die Schulter geworfen: immer auf dem Sprung.
Wegen des Wirbels lebt sie jetzt in London
Die junge Frau kann sich wegen des Wirbels um ihre Person in Japan kaum mehr öffentlich blicken lassen und hat daher ihren Lebensmittelpunkt nach London verlegt. Gerade aber ist sie in Tokio, um Frauen zu treffen, die Ähnliches durchleben mussten, wie sie.
"Es gab diesen Moment, da konnte ich nicht mehr schlucken, keine Nahrung zu mir nehmen. An einem Tag war es mir nicht mal möglich aus dem Bett aufzustehen. Ich dachte, jetzt hast du alles getan, hast deine Familie und Freunde in Schwierigkeiten gebracht. Aber dann dachte ich, wie die Leute auf mich herabsehen würden. Sie würden denken, wenn man sich zu weit aus dem Fenster lehnt und über sexuelle Belästigungen spricht, dann endet man so wie Shiori, man stirbt. Und dann wäre ich selbst das schlimmste Beispiel für alles, was ich kommuniziert habe. Dabei wollte ich doch nur die Gesellschaft dem Thema öffnen. Wenn mir das nicht gelänge, wäre ich eine echte Versagerin."
"Du hast den Test bestanden"
Shiori Ito gilt in Japan als eine Ausnahmeerscheinung, weil sie etwas tat, was vor ihr noch nie jemand gewagt hat: Sie äußerte sich öffentlich zu ihrer Vergewaltigung unter ihrem Namen, mit ihrem Gesicht und den genauen Daten zu ihrem Vergewaltiger. Es war Noriyuki Yamaguchi, ein renommierter Journalist und der Biograf von Ministerpräsident Shinzō Abe.
Sie hatten sich in einem Sushi-Restaurant getroffen, um über Itos Möglichkeiten auf einen Praktikumsplatz zu sprechen. Nach ihrem ersten Glas Sake fühlte Ito sich unwohl und kam erst wieder im Hotelzimmer zu Bewusstsein, mit dem Journalisten über sich. Die Erinnerung daran lässt ihre Stimme zittern.
"Der Mann, der mich vergewaltigte, nachdem wir kämpften, sagte er 'Du hast den Test bestanden. Gokaku shita.' Und ich war so schockiert, denn ich hatte mich dazu doch gar nicht bereit erklärt und er hatte mich eben vergewaltigt.
Die Polizei warnt sie vor den Konsequenzen einer Anzeige
Damit begann Shiori Itos Odysee. Ihr war bekannt, dass Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigen, eine lange Tortur vor sich haben. Sie müssen unmittelbar nach dem Vorfall für die zuständigen, meist männlichen Polizisten die Vergewaltigung mit Puppen nachspielen und vielen ermüdenden Befragungen Stand halten.
Aber selbst auf einem ganz praktischen Level gestaltete sich die Hilfesuche als schwierig: 2015 gab es für den Großraum Tokio mit seinen 30 Millionen Einwohnern nur eine einzige Rape-Hotline. Trotzdem entschied Ito sich für eine Anzeige bei der Polizei, wo sie vor den Konsequenzen einer Anzeige gewarnt wurde.
"Natürlich sagte die Polizei mir das, wovor ich am meisten Angst hatte: Dass ich danach wahrscheinlich nie mehr in Japan arbeiten könne, dass mein Leben hier vorbei sei."
Sie wollten also meinen Fall gar nicht erst untersuchen. Doch dann sagte ich ihnen, sie sollen sich die Überwachungskameras des Hotels ansehen. Das war der Anfang. Sie haben mich immer wieder entmutigt. Doch nachdem sie das aufgenommene Material ausgewertet hatten, nahmen sie die Anzeige an.
Die Kamera zeigt: Shiori wird in ein Hotelzimmer gezogen
Was auf den Überwachungskameras zu sehen war und was die Polizisten umstimmte: die bewusstlose Shiori Ito, wie sie von ihrem Vergewaltiger ins Hotelzimmer gezogen wurde. Auch der Taxifahrer, der sie zum Hotel gefahren hatte, konnte ausgemacht werden und sagte aus, dass sie ohnmächtig gewesen sei.
Damit konnte Ito den Journalisten anzeigen und brachte den Fall gleichzeitig an die Presse. Ihre Geschichte gewann an Fahrt. Yamaguchi sollte verhaftet werden, doch die oberste Polizeibehörde stoppte den Befehl im letzten Augenblick. Ito wäre heute vielleicht nur noch eine Referenz, eine von vielen Japanerinnen, die mundtot gemacht wurden: Wäre nicht der Verlag zum richtigen Zeitpunkt auf sie zugetreten, sagt Shirori Ito und legt ihre Hände ineinander.
"Meine Verlegerin sagte: 'Schau doch, du hast da gerade eine Tür aufgestoßen und jetzt werden die Leute dir zuhören. Jetzt ist es an der Zeit, deine Geschichte zu erzählen, mit deinen Worten. Wenn du alles der Presse überlässt, Interviews und Pressekonferenzen gibst, dann können sie deine Stimme verzerren und schreiben was sie wollen. Aber in einem Buch, da können sie dich nicht auseinander pflücken. Du musst es jetzt tun'."
Die Konsequenz: Die Vergewaltigungsgesetze werden geändert
Ito nannte ihr Buch "Blackbox". "Blackbox", so bezeichnete die Polizei das, was im Zimmer vor sich ging: Niemand könne wissen, ob es wirklich eine Vergewaltigung gewesen sei. Dank der großen Aufmerksamkeit für ihr Werk wurden in Japan sogar die 110 Jahre alte Vergewaltigungsgesetze geändert. Ito freut sich darüber sehr.
"Yes, it was great!"
Für Itos Fall aber konnte dennoch keine eindeutige Vergewaltigung festgestellt werden. Sie befand sich in benommenem Zustand und daher galt ihr Fall nur als Quasi-Vergewaltigung. Dass ihr K.O.-Tropfen zugemischt wurden, konnte sie nie beweisen. Ihr Täter redete sich raus, indem er sie bezichtigte, einfach zu viel und zu schnell getrunken zu haben. Weder wurde der Journalist verhaftet, noch wurde vor Gericht Recht im Sinne von Shiori Ito gesprochen.
"Wir haben nie die Möglichkeit ergriffen, einen Zeitenumbruch einzuleiten, wie das andere Länder getan haben, die auch einmal so waren, wie Japan heute. Ich denke, der Grund, warum Frauen nicht über ihre Rechte sprechen können, liegt daran, dass unsere von Männern dominierte Gesellschaft heute so erfolgreich ist. Wenn sie es täten, was wäre dann?"
Die meisten Frauen wollen #MeToo sagen, tun es aber nicht
Shiori aber gibt nicht auf. Sie ist eine Heldin für alle Frauen Japans geworden, die sich trotz #MeToo nicht trauen, an die Öffentlichkeit zu treten. Momentan sammelt sie Interviews für eine internationale Fernsehdokumentation über den sexuellen Missbrauch von Frauen in Japan.
"Ich höre all dieses Flüstern von verschiedenen Frauen, die darüber reden wollen. Da gab es diese interessante Befragung der Asahi Zeitung zum Thema #MeToo. Die meisten Frauen fühlten, dass sie ja sagen wollten, zu #Metoo, wollten ihre Empathie bekennen. Die nächste Frage lautete dann: Warum sagen Sie dann nicht #MeToo? Und die Antwort war: Ich habe solche Angst, was mit mir passiert, wenn ich es sage."
Noch am 17. Dezember 2017 sah das anders aus. Da benutzte die japanische Bloggerin Hachu als erste Japanerin in einem öffentlichen Beitrag den Begriff #MeToo auf Buzzfeed, einer Plattform für soziale Medien und löste damit einen regelrechten Tweet-Sturm aus: Sie berichtete von sexuellen Übergriffen auf ihrer Arbeit, dem Werbenetzwerk Dentsu.
70.000 Tweets in zwei Tagen
70.000 Tweets zu dem Thema wurden in nur zwei Tagen gezählt, es schien, als bekenne sich ganz Japan zu #MeToo. Doch dann erhielt Hachu über die sozialen Netzwerke so viele Drohungen und Verleumdungen, dass sie sich seither von #MeToo distanzierte.
Während die Männer sie anpflaumten, sie solle doch gefälligst die Klappe halten, wurde sie von den Frauen für das verantwortlich gemacht, was ihr zugestoßen war und ihr Benehmen als respektlos bezeichnet. Zwei Monate später will Hachu gar nicht mehr darüber reden. Sie hat klein beigegeben, um ihren Job bei Dentsu zu behalten.
Der 35-jährige Genki Katsube berät Frauen in Firmen zur Kinderplanung und zu Vorsorgeterminen beim Arzt, ein, wie er sagt, unterbeleuchtetes Thema in Japan. Gleichzeitig ist er Internet-Aktivist und in Sachen Geschlechtergleichheit auf allen sozialen Medien gleichzeitig unterwegs.
Der Digital Native braucht genau drei Minuten, dann hat er für wenig Geld über das Internet ein anonymes Büro in Fußnähe angemietet. Dort steht ein Tisch, eine Tafel und an der Wand hängt ein Bild von einem eingesperrten Vogel im Käfig, der von einem freien Vogel besucht wird, der ihm "Ich liebe dich für immer!" zuzwitschert.
Katsube trägt eine Hochsteckfrisur und Leoparden-gemusterte Turnschuhe mit Absatz. Er erzählt, wie ihm als Junge verboten wurde zu weinen, weil das weibisch sei. Es gab zig solcher typisch männlichen Verhaltensmuster, die vom ihm erwartet wurden. Und wie er einfach nur er selbst sein wollte. Er gehört zu einer neuen Generation von Japanern, die nichts von den verkrusteten Geschlechterbeziehungen in ihrem Land hält:
Japan auf Platz 114 der Statistik für Geschlechtergleichheit
"Ich wünschte #MeToo wäre bei uns so wie im Ausland. Da hat eine Person angefangen, sich zur Bewegung zu bekennen, und immer mehr Stimmen sagten: ich auch! ich auch! und ich auch! Hier in Japan aber ist es nicht so, dass es keiner sagen will, sondern keiner es sagen kann."
Japan steht auf Platz 114 der weltweiten Statistik für Geschlechtergleichheit, auf dem letzten Platz unter den G7-Staaten. Frauen sind in Führungspositionen so gut wie nicht vertreten. Katsube malt eine Pyramide in die Luft, immer und immer wieder.
"Wir haben eine männliche Pyramide. Es ist in dieser Art Umgebung einfacher, in einer Arbeitsbeziehung mit dem Boss Sake zu trinken und über der Sake-Tasse verschiedene Probleme anzugehen, wenn man ein Mann ist."
Japanische Mädchen wollen Bäckerin werden
Eine der neuesten Studien von 2017 macht transparent, dass sich das auf lange Zeit nicht ändern wird. Jungen und Mädchen wurden nach ihren Traumberufen gefragt. Die Jungen wollen Akademiker, Ärzte oder Fußballstars werden. Bei den Mädchen steht seit 21 Jahren der Beruf der Bäckerin auf Platz eins. Kaum eines kommt auf die Idee, sich in einer Führungsrolle vorzustellen. Wären die Geschlechterrollen einfach nur antiquiert, wäre das eine Sache, die sich mit einem politischen Programm angehen ließe, aber in Japan scheint etwas mehr im Argen zu sein.
Denn das Spannungsfeld entlädt sich vor allem in einem Punkt: in den sexuellen Übergriffen auf Frauen. Sie sind allgegenwärtig.
"Ach so, chikan, angrabschen, ja, das gab es immer. Zum Beispiel erzählte eine Freundin in der Schule unter Tränen dem Lehrer, dass sie auf dem Weg zur Schule angegrabscht wurde. Der Lehrer reagiert darauf: Du bist eben eine schöne Frau."
In der Tokioter U-Bahn gibt es vorne zwei Extra-Wägen, die zu Stoßzeiten nur für Frauen reserviert sind, damit sie im Gedränge nicht von Männern angegrabscht werden können. Laut einer Studie haben 40% aller Japanerinnen schon einmal eine sexuelle Belästigung durch einen Mann erfahren.
Katsube meint aber, es seien mehr, weil viele Frauen gar nicht wissen, was als sexuelle Belästigung eigentlich zählt. Dazu leistet er jetzt Aufklärungsarbeit. Auf seinem Blog und auf Veranstaltungen gibt er dazu immer wieder Beispiele.
"Wenn ein Mann im Großraumbüro ein pornografisches Bild auf dem Computer hat, dann weiß kaum eine Frau in Japan, dass das eine sexuelle Belästigung ist. Oder wenn jemand nicht aufhört zu sagen: Ich liebe dich. Ein paar Mal ist ja okay, aber damit nicht aufzuhören! Das geht nicht."
Außerdem gibt es ein japanisches Problem mit der Syntax, es gibt im Japanischen kein eindeutiges Nein.
"Im Porno heißt ein Nein ein Ja, aber in echt heißt es Nein. Das verstehen manche einfach nicht mehr. Das ist eine etwas andere Geschichte, aber es hängt mit den Porno-Videos zusammen. Das ist kein Sex auf Augenhöhe, sondern gleicht oft einer Vergewaltigung. Die Frau sagt nein, iya, dame..."
"Nein bedeutet Nein"
Auch Shiori Ito weiß von diesem Problem. Darum arbeitet sie seither an einer Aufklärungskampagne, die "Nein bedeutet Nein" heißt.
"Als dieser Mann ein zweites Mal versuchte, mich zu vergewaltigen, sagte ich nein. Ich rief Stop und musst dann feststellen, dass diese Wörter nicht funktionieren. Darum begann ich englische Schimpfwörter zu benutzen und dann erst hielt er ein. Mir fiel plötzlich ein: In Japan haben wir kein Wort, das einfach Stop bedeutet. Die Wörter in Japan sind so kompliziert. Warum bedeutet hier ein Ja ein Nein? Warum ist hier ein Stop ein Ja? Wir haben schlichtweg dafür kein Wort!"
Um Kampagnen dreht sich auch die Arbeit von Kaori Sato. Die 50-Jährige leitet das Büro der Purple Union, einer Gewerkschaft für Frauenangelegenheiten. Die drei Zimmer sind verborgen im Innern eines Mietshaus, in dem Wohnungen und Büros sich abwechseln. Putzmittel, Küche, Umschläge und Briefpapier liegen in einer mit grellem Neonlicht beleuchteten Kammer, in der auch ihre einzige Angestellte sitzt. Nicht viel Platz, für die wichtige Arbeit, die das Team leisten muss.
Sato hat etwas von einer japanischen Angela Merkel. Ruhig, robust, bedacht, eben wie eine Politikerin. Und so spricht sie auch:
"Die meisten Frauen in Japan arbeiten in Teilzeit. Sie werden von keiner Gewerkschaft erfasst. Darum habe ich eine gegründet, in der Frauen, egal wo sie arbeiten, ob selbständig oder auf Mindestlohn, aufgenommen werden können."
Sato wurde vor 15 Jahren auf ihrer Arbeit vergewaltigt. Es gelang ihr, was selten in Japan ist: mit ihrer Klage vor Gericht anerkannt zu werden. Nur zehn Prozent der zur Anzeige gebrachten Vergewaltigungstäter werden in Japan vom Gesetz als solche bestraft.
"Sexuelle Übergriffe auf Frauen im täglichen Leben sind so weit verbreitet, dass die Frauen sich meist gar nicht die Frage stellen, ob sie damit Hilfe brauchen. Es ist gar nicht im Bewusstsein, dass man damit irgendwohin gehen könnte."
Auch Katsube Genki betont immer wieder: Sexuelle Übergriffe passieren am Arbeitsplatz und anderen Orten, an denen eine hierarchische Struktur vorgegeben ist.
"Der Mann, der die sexuelle Belästigung verübt, ist in der Firma oben. Die Frau, der es zustößt, ist in der Hierarchie der Firma unten. Wenn es jetzt darum geht, einen von beiden loszuwerden, dann wird das nicht der sein, der für die Firma wichtiger ist."
Auch aus Angst, etwas am guten Personalklima zu verändern, gehen Firmen oft nicht auf die Belange der Frau ein. Denn das wichtigste im Miteinander ist die Atmosphäre, funinki, das was im Raum und im Zwischenmenschlichen nicht zu fassen, aber zu spüren ist.
Bloß kein Ärger machen
"Erfährt das Management von einem Vorfall von sexueller Belästigung im Unternehmen, so wollen sie keine stürmischen Wogen. Beide sollen sich bitte ruhig verhalten. Die Atmosphäre in einem Unternehmen ist so wichtig. Das beginnt schon in der frühkindlichen Erziehung in Japan. Nie ist etwas falsch oder richtig, sondern wird abgeklopft auf die Frage: Erzeuge ich mit meiner Aktion Ärger für jemand anderen? Wenn ja, dann ist diese Aktion falsch."
Unter diesen Umständen war Japan nicht auf das vorbereitet, was im Oktober 2017 in Hollywood seinen Anfang genommen hat, glaubt Kaori Sato:
"Es ist ein Problem der Medien. #MeTo kam einfach hergeflogen in die sozialen Medien, ohne dass irgendwer sich darüber hätte weiter austauschen können. Plötzlich war es da. Gleichzeitig haben die normalen Medien aber nicht darauf reagiert."
Wer von beiden hat gelogen ?
"Natürlich weiß ich, dass das Ganze mit dem Fall Harvey Weinstein begann. Aber da ging es nicht um ihn oder um sie. Es ging um #MeToo, ich auch. Es ging darum, wieviele solcher Vorfälle passieren, und wie oft wir erlauben, dass so etwas passiert. Aber in Japan wird das anders aufgenommen. Hier geht es darum: Wer ist sie und wer ist er? Und am Ende: Wer von beiden hat gelogen?"
Sagt Shiori Ito, die Autorin von "Blackbox", für die nach ihrer Vergewaltigung feststand:
"Einen Job, in dem ich ertragen muss, meiner Ehre beraubt zu werden, ist kein Job, den ich ausüben will. Dann ist es mir wichtiger, dass die Wahrheit ans Licht kommt."
So wurde sie zur Aktivistin wider Willen. Und die zarte Frau muss bis heute mit den Konsequenzen leben. In Japan, dem Land, in dem #MeToo Schweigen und nicht Reden bedeutet.