Fluffige Pop-Songs
Ihre psychedelische Musik machte die US-amerikanische Band MGMT zu Ikonen einer jungen Generation. Ihr neues Album "Little Dark Age" ist endlich wieder ein gutes. Es bietet Spaßmusik - verstärkt von dadaistischen Texten.
"Little Dark Age" von MGMT. Musik aus dem Jahr 2018. Dabei könnte der Song genauso gut aus den Nullerjahren kommen. Also aus der Zeit, als für das US-amerikanische Duo alles anfing.
"Kids" hieß damals der Hit von Ben Goldwasser und Andrew VanWyngarden. Veröffentlicht Ende 2007 – als die Welt scheinbar noch in Ordnung war. Der 11. September lag schon ein paar Jahre zurück, die Weltwirtschaftskrise war noch nicht im Alltag angekommen. Ein Song über Kindheit, Naivität und Freiheit kam da gerade recht. Das dazugehörige Album, "Oracular Spectacular", hat sich bis heute mehr als eine Million Mal verkauft.
Der immense Erfolg: fast schon eine Ironie. Denn eigentlich wollten MGMT mit ihren Songs lediglich die damalige Mainstream-Pop-Musik parodieren, sagt Keyboarder Ben Goldwasser:
"Eigentlich war die Band als Scherz gedacht. Oder als so etwas wie ein Scherz. Denn die Basis war schon ein aufrichtiges Interesse am Mainstream-Pop. Und auch am Kitsch-Pop der 80er und 90er."
MGMT – zwei Nerds, die im College in Connecticut schräge Sounds produzierten und auf einmal weltberühmt waren. Ihre psychedelischen Stücke machten sie zu Ikonen einer ganzen Generation junger Menschen.
"Klar war das toll. Aber auch unangenehm. Denn wir hatten keine Message und auch nicht die Absicht, das Sprachrohr irgendwelcher Leute zu sein."
Auf das fulminante Debüt folgten zwei verkopfte, weniger erfolgreiche Alben. "Little Dark Age" ist jetzt endlich wieder ein gutes.
Der Hedonismus ist wieder da
Das hedonistische Gefühl von "Kids", es ist wieder da. Doch die Texte sind ernster geworden. Es geht um Zweifel und das Gefühl, nicht in diese Welt zu gehören. Abgründige Themen verpackt in fluffige Pop-Songs.
"Wir schreiben zwar über ziemlich düstere Themen, aber eigentlich ist es eine positive Platte. Und natürlich sind die Zeiten schwierig, aber ich finde es wichtig, zu betonen, dass es auch ein paar gute Dinge gibt. Ich denke, es ist so etwas wie der Soundtrack für eine tolerantere, offenere Zukunft."
"Soundtrack für eine bessere Zukunft" – große Worte für ein Album, das völlig ohne politische Agenda daherkommt. Zwar gibt es eine kryptische Kritik an Polizeigewalt und angeblich auch an Donald Trump, doch eigentlich ist "Little Dark Age" inhaltlose Spaßmusik. Und Ben Goldwasser findet das gar nicht mal schlimm:
"Es geht eigentlich um gar nichts. Ich meine, 'Kids', den ersten Song, den wir geschrieben haben, ist auch ein Pop-Song über nichts. Die Songs verbreiten eher ein Nostalgiegefühl, in das du deine eigene Bedeutung hineinlegen kannst."
Song über Musikstreamingdienste
Für die Beschreibung von Popmusik ist das fast schon eine Floskel. Und es gibt hunderte aktuelle Alben, die ähnlich verfahren wie "Little Dark Age". Warum das Album trotzdem gut ist, liegt vielleicht darin begründet, dass sich MGMT der Inhaltlosigkeit ihrer Musik bewusst sind – und sie mit dadaistischen Texten noch verstärken. Etwa in "Hand It Over", einem romantisch anmutenden Stück über Musikstreamingdienste, die einfach zu wenig an die Künstler abgeben.
"Little Dark Age" hat eigentlich nur einen schlechten Moment: Das Stück "TSLAMP" kritisiert, dass Menschen zu viel am Smartphone hängen. Es ist langweilig und schlecht umgesetzt. Gegenwartskritik, so scheint es, ist eben nicht das Ding von MGMT. "Little Dark Age" taugt vor allem zur Untermalung, zum Mitsingen und Mittanzen. Mit MGMT fühlt sich das Leben etwas leichter an. Sobald die Platte zu Ende ist, merkt man: Eigentlich ist alles noch genauso trist wie vorher.