Michael Ande aus "Der Alte"

Der Mann aus der zweiten Reihe hört auf

Der Schauspieler Jan-Gregor Kremp als "Der Alte" (l.) und Michael Ande, dienstältester Kommissar im Deutschen Fernsehen, bei Dreharbeiten.
© picture-Alliance/dpa/Ursula Düren
Von Matthias Dell |
Eigentlich galt Fritz Wepper als Harry, der immer für Derrick den Wagen vorfährt, als Inkarnation des ewigen Assistenten. Dabei hat Michael Ande als Gerd Heymann in der ZDF-Krimiserie länger durchgehalten als seine Chefs. Nach 403 Folgen tritt er ab.
Heymann: "Ooh, Entschuldigung, stör ich?"
Köster: "Nee, wieso?"
Millinger: "Ja, was ist denn Herr Heymann?
Heymann: "Also der Assistent..."

"Ein hervorragender Adlatus"

Also der Assistent. Der ewige Zweite. Eigentlich ist dieser Platz in der deutschen Fernsehgeschichte reserviert für Harry Klein, der 24 Jahre lang Ansagen in der ZDF-Krimiserie Derrick entgegen nehmen musste:
"Harry, wir brauchen den Wagen, sofort."
Beanspruchen müsste den Platz freilich ein anderer, nur liegt dem Darsteller des Gerd Heymann, dem mittlerweile 71-jährigen Michael Ande das Beanspruchen nicht so sehr – was wiederum daran liegt,
"...dass ich, ja, ein Ensembletyp bin."
Die Schauspieler-Kollegen aus der ZDF-Serie "Der Alte" haben das mal weniger charmant formuliert:
"Und der Michael ist ein hervorragender Adlatus, eine hervorragende Antwortfigur."
Beziehungsweise wesentlich standesbewusster:
"Es gibt viele gute zweite Männer, die aber vielleicht keine guten ersten Männer sind, Und Michi hat mich noch nie spüren lassen, dass er vielleicht dran gewesen wäre."
Denn "der Michi", der Prototyp des Angestellten, Ideal aller Subalternen, wollte nie dran sein.
"Ich bin mit dem Heymann sehr zufrieden, ich bin auch mehr ein Teammensch als ein Chefmensch."
Und so ist – jetzt kommt die Pointe – der Teammensch immer dran geblieben, 40 Staffeln lang, von 1977 bis jetzt. Der "Alte", der Vorgesetzte wurden ausgetauscht, der Assistent blieb. Gerd Heymann musste sich nur ein wenig anpassen – an gelockerte Umgangsformen:
"Entschuldigt, aber ich hab das noch so drin, du und sie."
Oder an neue Kollegen:
Heymann: "Nein, das mein ich nicht, nein, ich mein nur, ich hab ja nicht gewusst, dass sie einen Assistenten mitbringen."
Kress: "Aber Herr Heymann."
Heymann: "Mir ist zwar bekannt, dass durch die Versetzung von Herrn Brenner eine Vakanz entstanden ist, aber..."
Kress: "Naja, eben deswegen wars mit ja möglich, Henry sozusagen mitzubringen."
Ausgesessen hat er sie alle. Gut, dankbar war die Rolle nicht immer. Es gab Rüffel.
Kress: "Gerd!"
Rüffel.
Kress: "Wenn ich etwas gefragt werde, möchte ich gern allein antworten."
Es musste Filterkaffee gekocht werden, was Heymann so gut konnte, dass die Kollegen danach fragten:
"Das dachte ich mir, hast Glück, hab ich gerade frisch gemacht."

Für ihn gab es den Text, der übrig blieb

Die Punchlines waren den anderen vorbehalten, für Gerd Heymann gab's den Text, der übrig blieb. Telefonnummern und andere wichtige Informationen.
"Die Mutter kommt gleich."
Bei all dem kann man leicht übersehen, dass Gerd Heymann der Traum aller Angestellten war, der wahre Harry Klein. Sein Beispiel lehrt das Ausharren im Apparat – für keine Ambition hätte Gerd Heymann seinen sicheren Platz in der zweiten Reihe aufgegeben. Bald 40 Jahre, ist Michael Ande zur Arbeit gegangen wie ein Beamter. Wir dürfen ihn uns als glücklichen Rentner vorstellen.

Die letzte Folge von der "Alte" mit Michael Ande ist am Freitag, 8. April 2016 um 20:15 Uhr im ZDF zu sehen.

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