Michael Crichton: "Dragon Teeth - Wie alles begann"
Aus dem amerikanischen Englisch von Klaus Berr
Blessing Verlag, München 2018
315 Seiten, 22 Euro
Rasante Abenteuerstory über die "Knochenkriege"
Michael Crichton hat "Dragon Teeth" schon 1974 geschrieben, seine Witwe hat das Frühwerk aber erst 2008 im Nachlass entdeckt. Nun ist die Mischung aus Wissenschaftsthriller und Western auf Deutsch erschienen. Nicht perfekt, aber trotzdem lesenswert.
Ein abenteuerlustiger Sohn aus reichem Haus, zwei verfeindete Paläontologen im Wettlauf um die aufregendste Entdeckung, all das vor dem Hintergrund des Goldrauschs im Amerika des späten 19. Jahrhunderts: Michael Crichtons Frühwerk "Dragon Teeth" ist eine gewagte Mischung aus Western und Wissenschaftsthriller, ein bislang unveröffentlichtes Werk, das Anfang der siebziger Jahre entstand und das Crichtons Witwe im Nachlass ihres 2008 verstorbenen Mannes entdeckte.
Im Mittelpunkt steht der Yale-Student William Jason Tertullius Johnson, der seine Zeit hauptsächlich damit verbringt, sich Ärger einzuhandeln: Er trinkt und spielt, er versenkt eine ungefragt ausgeborgte Jacht und schließt sich nur einer Wette wegen der Expedition des Paläontologen Othniel Marsh an. Marsh will im Westen nach Dinosaurierknochen suchen - kein ungefährliches Vorhaben, denn das amerikanische Militär führt dort einen blutigen Krieg gegen die Indianerstämme. In der Gegend wimmelt es von Soldaten, indianischen Kriegern, skrupellosen Goldgräbern und Revolverhelden.
Dazu kommt, dass Marsh seinen eigenen Krieg führt, gegen seinen Erzfeind Edward Cope, der ebenfalls im Westen auf der Suche nach Fossilien ist und den Marsh mit paranoider Vehemenz fürchtet. In Johnson vermutet Marsh einen von Copes Spionen und so lässt er den jungen Mann in Montana zurück, wo ihn Cope mit seiner Truppe aufsammelt, bevor es weiter nach Westen geht - zahlreichen Gefahren und einer großen Entdeckung entgegen.
Menschliche Gier und blutige amerikanische Geschichte
Marsh und Cope sind historische Figuren, ihre Rivalität ist als "Bone Wars" in die US-Geschichte eingegangen, und diese "Knochenkriege" haben Crichton zu seinem Roman inspiriert, einem Roman, der zwischen Fakten und Fiktion balanciert und in dem manche von Crichtons späteren Themen anklingen: Das Setting - eine Studentengruppe und ihr Professor - erinnert an "Timeline", die Suche nach Dinosaurierknochen an "Jurassic Park", Passagen über die Zerstörung der Landschaft und das Verschwinden der Bisonherden verweisen auf Crichtons umweltpolitisches Interesse.
Es geht um die Auseinandersetzung zwischen Darwinisten und Kreationisten, um menschliche Gier, um die blutige amerikanische Vergangenheit. William Johnson mutiert vom sorglosen Studenten zum hartgesottenen Abenteurer, er wird von Copes Truppe getrennt und von Sioux-Kriegern gejagt, freundet sich mit Wyatt Earp an und muss die Kisten mit den kostbaren Fundstücken heil nach Philadelphia bringen - ein schwieriges Unterfangen, da Goldsucher und Gesetzlose ihm auf den Fersen sind und niemand glauben will, dass er nur Knochen transportiert.
Perfekt ist all das nicht, auch wenn Crichton mit viel Humor und Engagement erzählt. Die Figuren bleiben eher blass, geschichtliche Exkurse sind überlang geraten und der Handlung fehlt es bei aller Spannung an Tiefe. Lesenswert ist "Dragon Teeth" dennoch: als früher Wissenschaftsthriller eines Autors, der dieses Genre immerhin mitbegründet hat, und als rasante Abenteuerstory, die einige Stunden Lesespaß garantiert.