Unkritische Übernahme von Positionen
Als 2015 immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kamen, hätten die Medien in ihrer Berichterstattung die "Position der Bundesregierung" weitgehend übernommen und andere Meinungen ausgeblendet, sagt Kommunikationswissenschaftler Michael Haller. Er hat eine Studie zum Thema geleitet.
Michael Haller, emeritierter Professor für Journalistik und Kommunikation, kritisiert die Berichterstattung der Medien über geflüchtete Menschen. Gemeinsam mit einem Wissenschaftsteam hat er für die Otto-Brenner-Stiftung Zehntausende Online- und Zeitungsartikel ausgewertet, die Mitte 2015 in regionalen und überregionalen Medien erschienen sind.
Das Ergebnis: Die Medien hätten eine Sicht transportiert, "die sich fast vollständig deckte mit der politischen Intention der Bundesregierung - und hier insbesondere mit der Position der Bundeskanzlerin".
Das habe zur Folge gehabt, "dass diejenigen, die gegenüber dieser Kampagne eine skeptische Einstellung hatten, dass solche abweichenden Auffassungen gleich als fremdenfeindlich überspitzt, quasi ins Dunkeldeutschland weggedrückt wurden".
Der Journalismus soll jedoch keine Einbahnstraße sein und einfach das, was die Entscheider, die Institutionen "ausbrüten" übermitteln. Vielmehr solle der Journalismus "gerade bei Problemen- und Konfliktthemen die unterschiedlichen Positionen, wie sie sich auch im Alltag der Menschen stellen, aufgreifen und auch aus diesen Positionen heraus kritisch an die Entscheider zurückfragen. Und vor allen Dingen auch recherchieren, um die Probleme aufzuklären. Und genau dies hat praktisch nicht stattgefunden. Immer Ausnahmen natürlich mitbedacht." (lk)