Ausstellung "Michael Jackson - On the Wall" im Pariser Grand Palais vom 23. November 2018 bis 14. Februar 2019
Die Verwandlungen des "King of Pop"
Das Pariser Grand Palais widmet dem Popstar Michael Jackson die Ausstellung "On the Wall". Sie zeigt die unterschiedlichen Facetten des Künstlers und ist nicht nur eine Hommage: Eine Installation nimmt Bezug auf Missbrauchsvorwürfe gegen ihn.
Natürlich empfängt der "King of Pop" persönlich: ein riesenhaftes Gemälde, von Michael Jackson höchstselbst in Auftrag gegeben, eröffnet die Ausstellung: Passend zum Ambiente im Grand Palais sitzt er in königlicher Pose auf einem weißen Pferd, ein Lorbeerkranz wird angereicht.
"Hier haben wir ein Werk, das auf ein Gemälde von Paul Rubens aus dem Jahr 1628 anspielt", erklärt die Kuratorin Vanessa Declaux, "der Künstler Kehinde Wiley hat es zusammen mit Michael Jackson konzipiert. Sie haben sich extra getroffen, leider wurde das Werk erst nach Jacksons Tod fertiggestellt."
Der königliche Michael war auch eine Legende als Tänzer, sein "Moon Walk" unerreicht. Im zweiten Saal der Ausstellung würdigen die Kuratoren diese Seite in Skizzen und Andeutungen.
"Das ist geradezu ikonisch: Wir sehen die schwarzen Schuhe Michaels, die von bunten Luftballons in die Höhe gehoben werden und auf der Spitze stehen: Das symbolisiert das berühmte Freeze, diese Tanzeinlage, wo er auf Zehenspitzen wie eingefroren dastand."
Es braucht hier gar keinen Michael Jackson, um sich den Künstler vorzustellen. Überhaupt laufen beim Besucher ständig Bilder durch den Kopf, so sehr hat die Ikone die Zeit zwischen 1980 und 2000 geprägt. Legendär auch das Konzert in Bukarest, direkt nach dem Sturz von Diktator Ceaucescu. Das einzige Konzert-Video der Ausstellung.
Künstler faszinierten seine Verwandlungen
Kein "King of Pop" ohne den "King of Pop Art", Andy Warhol muss natürlich in diese Ausstellung. Nicht zuletzt wegen seines Covers für das Time Magazine, das 1984 einen jungen Michael mit seiner charakteristischen Frisur aus "Thriller" zeigte.
"Andy Warhol hat angeblich auch Keith Haring mit Michael Jackson zusammengebracht. Haring hat 1984 ein Porträt von Michael angefertigt, das man sehr selten sieht. Das ist ein typischer Haring, und das Interessante ist das Motiv: der Afro von Michael Jackson."
Aber auch der verschwand im Laufe der Jahre. Michael Jackson war buchstäblich ein Chamäleon, seine unzähligen Verwandlungen, die bekannteste sicher in einen Zombie in "Thriller", haben Künstler weltweit fasziniert und inspiriert. Künstler wie Todd Gray, der den Rebellen Michael unendlich schätzt:
"Michael hat sich niemals den geltenden Normen unterworfen. Seine Kleidung, seine Auftritte, sein Leben, das alles war einzigartig, und genau deswegen lieben Künstler Michael: wegen seiner Einzigartigkeit."
Nicht nur eine Hommage
Und doch ist die Ausstellung keineswegs ausschließlich hymnische Hommage. Auch wenn die Missbrauchsvorwürfe gegen Jackson nur ganz kurz in einer Installation von Jordan Wolfsohn vorkommen – Titel "Neverland" wie der Name der Ranch.
"Jordan Wolfsohn hat in diesem Video die Aufnahme von Michael Jackson komplett weiß übertüncht. Man sieht nur noch seine Augen über den Bildschirm ziehen. 1993 hatte sich Jackson in einer Videoansprache an seine Fans gewandt und die Missbrauchsvorwürfe dementiert und auch dementiert, dass er seine Haut habe bleichen lassen. Wolfssohn zeigt mit diesem Video, dass die Augen Spiegel der Seele sind."
Keine Ausstellung über Michael Jackson ohne die Fans von Michael Jackson, denen oft und zurecht eine Obsession nachgesagt wird. Die Südafrikanerin Candice Breitz widmet ihnen einen ganzen Saal, 16 Videos zeigen 16 Fans, die seine Songs nachsingen. "Why, Why", singen die Fans. Warum weilt er nicht mehr unter uns, der "King of Pop"? Nun ja. Im Pariser Grand Palais kann man ihn von allen Seiten und aus allen Blickwinkeln betrachten. Die Ausstellung lohnt sich wirklich. Und beileibe nicht nur für Fans.