Michael-Jackson-Musical zum 60. Geburtstag

Nummernrevue ohne Tiefgang

Dantanio Goodman bei den Tanzproben zum Michael-Jackson-Musical Beat It! (6.8.2018).
Tanzprobe zum Michael-Jackson-Musical "Beat It!" © dpa / picture-alliance / Britta Pedersen
Von Jenni Zylka |
Zu seinem 60. Geburtstag wird das Michael-Jackson-Musical "Beat it" im Berliner Stage Theater uraufgeführt. Die Musik und die Tanzeinlagen sind beeindruckend, meint unsere Kritikerin Jenni Zylka. Aber: Das eigentliche Drama des "King of Pop" fehlt.
Ob der King of Pop sich wohl im Grab umdrehen würde? Weil jemand es wagt, ihn nachzumachen, sein Gesangstalent, seine virtuos-schwebenden, unnachahmlichen Tanzschritte zu kopieren? Oder würde Michael Jackson sich geehrt fühlen? Man weiß es nicht. Was das Musical "Beat It" in 25 Hits aber eindeutig zeigt, ist die Einzigartigkeit des Künstlers.
Denn obwohl die Crew rund um den Produzenten Oliver Forster, der auch schon das Falco-Musical verantwortete, und den südafrikanischen Hauptdarsteller, Haupttänzer und -Sänger Dantanio Goodman sich im wahrsten Wortsinn die Hacken abtanzt – Beat It ist nicht mehr aber auch nicht weniger als eine Hommage im Gewand einer Nummernrevue. Baugleiche, astrein gespielte Musik-Interpretationen gespickt mit ein paar Binsenweisheiten aus dem Showbusiness.

Es mangelt an Tiefe

Dass die Verantwortlichen sich für diese klare, hitorientierte Linie entschieden haben, und – bis auf ein paar kurz eingeblendete Zeitungscover – kein Wort an das Drama verschwenden, das den Künstler Zeit seines Lebens genau wie sein Talent verfolgte, von der unglücklichen Kindheit bis zum abgeschotteten Leben mit Pillen, Affen und Kindern, das macht seine Musik und die beeindruckenden Original-Choreos nicht schlechter. Aber es hätte zu mehr Tiefe geführt.
Denn das Besondere am King of Pop war immer, dass der Pop, den er zelebrierte, so unfassbar leicht aussah. Und so unfassbar schwer auf ihm lastete.

Das Publikum des Previews im Stage Theater ist einerseits begeistert, fühlt aber andererseits die Lücke: "Was ich noch nicht verstanden habe: Es soll ja sein Leben darstellen, aber irgendwie ist es nicht in der richtigen Reihenfolge, oder? Dit irritiert mich so'n bissel." "Manche Dinge sind schon recht authentisch, aber in manchen Dingen ist er einfach unerreicht."

Streit ums Urheberrecht

Die Aufführung des Musicals ist aber auch aus anderen Gründen diskutabel: Der Medienanwalt und Jackson-Nachlassverwalter Martin Diesbach geht aktuell gegen die Show vor. Seine Mandanten, so gibt er bekannt, mögen die Produktion der Firma Cofo nicht und planen zudem ein eigenes Musical. Es geht also nicht nur um Geschmack, sondern auch um Geld und Urheberrechte. Es scheint, als ob auch fast zehn Jahre nach Jacksons Tod noch immer an ihm herumgezerrt wird. Und das ist tragisch. Das ist vielleicht sogar bad.

Das Musical "Beat it" wird im Stage Theater Berlin am Potsdamer Platz gezeigt.

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