"Michael Jackson - On The Wall", Bundeskunsthalle Bonn, bis 14. Juli 2019
Intendant der Bundeskunsthalle verteidigt Ausstellung
11:08 Minuten
Erst London, dann Paris, jetzt in der Bonner Bundeskunsthalle: Eine Ausstellung über Michael Jackson sorgt nach den erneuten Missbrauchsvorwürfen für Debatten. Ist die Schau eine unkritische Heldenverehrung? Nein, meint Kunsthallenintendant Rein Wolfs.
Diese Woche eröffnet die Bundeskunsthalle ihre große Ausstellung "Michael Jackson - On the Wall", die zuvor in der Londoner National Portrait Gallery und im Grand Palais in Paris zu sehen war: Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Installationen von Künstlern wie David LaChapelle oder Paul McCarthy rund um den "King of Pop".
Knapp zwei Wochen nachdem die Aufsehen erregende HBO-Doku "Leaving Neverland" die Debatte um den mutmaßichen Missbrauch mehrer Kinder durch Michael Jackson erneut entfacht hat, stellt sich die Frage: Wie positioniert man sich als Ausstellungsmacher nach dieser Debatte? Ist die Ausstellung so noch zeigbar, muss sie nicht verändert oder ergänzt werden, um eine bessere Einordnung, eine direkte Konfrontation des Glamour-Star mit seiner dunklen, pädophilen Seite zu ermöglichen und nicht nur in bloßer Ikonografie zu verharren?
Rein Wolfs, Intendant der Bonner Bundeskunsthalle, sieht keine Notwendigkeit, die Ausstellung abzusagen oder umzugestalten. Er habe sich die vierstündige Doku über Jackson mit Bestürzung angesehen. In seinen Augen stellt die Bonner Ausstellung vor diesem Hintergrund aber keine kritiklose Überhöhung des 2009 verstorbenen Popstars da.
Die Gesellschaft hat den Helden-Sockel mit kreiert
So habe das Museum als Reaktion spezielle Ansprechpartner in der Ausstellung platziert, die für einordnende Gespräche über die ausgestellten Kunstwerke mit den Besuchern bereit stünden, sagte Wolfs im Deutschlandfunk Kultur. Und: "Es gibt durchaus auch in der Ausstellung kritischere Positionen, die Jackson von diesem riesengroßen Sockel herunterholen. Und sind wir ehrlich: Wir haben ja als Gesellschaft diesen Sockel auch mitkreiert, und Jackson ist ein großer Teil einer medialen Geschichten der letzten 30 Jahre. Und ich denke, dass es wichtig ist, diese Geschichte nach wie vor auch als Geschichte wirken zu lassen und daraus jetzt neue Antworten für die Zukunft und für unsere Zeit zu finden."
Man könne nicht einfach ein Stück Kulturgeschichte verschwinden lassen oder so tun, als habe die Überhöhung Jacksons nie statt gefunden, betont Rein Wolfs. Die Ausstellung abzusagen, habe deshalb nicht zur Debatte gestanden. (mkn)