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"Er war mein großes Vorbild"
Der Schriftsteller Michael Köhlmeier erkennt in Philip Roth viele eigene Ideale. Warum ihm Roth immer wie ein guter Freund erschien, obwohl er dem großen amerikanischen Schriftsteller nie begegnet ist, sagte er im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.
Es sei ganz selten, dass es einem Schriftsteller gelinge, anhand eines Individuums eine ganze Epoche darzustellen und dies sei Roth in seinen Romanen gelungen.
"Für mich war er diesbezüglich immer ein großes Vorbild, vor allem mit seinen Romanen ‚Mein Mann, der Kommunist‘, ‚Der menschliche Makel‘ und "Amerikanisches Idyll‘."
Herangehensweise von Gleichgesinnten
Und auch die Art, wie Texte entstehen, sei sehr ähnlich. Roth hatte einmal über die Entwicklung seiner Geschichten erläutert, Zitat: "Ist die Figur einmal da, gehe ich ihr neugierig hinterher. Dann übernimmt die Sprache die Herrschaft, denn oft schreibt man ja nicht, was man will, sondern wohin einen die Sprache führt."
Er, Michael Köhlmeier, könne das eins zu eins unterschreiben: "Das Zitat kannte ich gar nicht. Daran sieht man, wie tief ich in der Lektüre von Philip Roth versunken bin. Ich habe das gar nicht als Kollege gesehen, sondern ich war dann der Leser, der sich gar keine Gedanken macht über das Wie. Während ich gelesen habe, war dieser Philip Roth dann wie ein Freund von mir, der dann in Form von einem Buch da war und mir eine Welt erzählt hat."
Erzählen auf Augenhöhe mit den Figuren
Der Tonfall in Roth Büchern erinnere ihn an Thomas Mann. Mit einem unmittelbar vertraulichen Ton werde der Leser an die Hand genommen.
"Philip Roth ist immer ganz dran an seinen Figuren. Er tut ihnen Böses an, wenn sie sich Böses antun. Und er freut sich mit ihnen und er ist ganz nah bei ihnen und er nimmt mich als Leser mit. Und das macht vielleicht diesen Philip Roth Sound aus."
Amerika, Judentum und Sex sind die großen Themen in Roths Büchern. "Sexualität spielt in Roths Büchern wirklich eine große, eine universelle Rolle. Wir sehen plötzlich, dass Sexualität – vielleicht nicht das Schönste – aber das Unausweichlichste, dem wir nicht ausweichen können, ist. Das zeigt er sehr gut."
Ein Freund hört auf zu schreiben
Sehr bedauert habe er, dass Roth 2012 ankündigte hatte, nicht mehr schreiben zu wollen."In einem Augenblick von kindlichem Aufbäumen war ich ihm sehr böse, weil ich mir gesagt habe: ‘Du enthältst mir etwas vor‘. Nicht uns, nicht der Welt, nicht der Leserschaft, sondern mir. Und da habe ich plötzlich gemerkt, wie ich diesen Autor als meinen eigenen empfinde."
Auch Norman Manea gehört zu den Weggefährten von Philip Roth. Erst mit über 50 lernten sich die beiden New Yorker kennen und wurden enge Freunde. Wie es dazu kam, sagte uns Manea in unserer Sendung "Fazit":