Michael Naumann über Taschenbücher

Weltliteratur zum kleinen Preis

08:15 Minuten
Zu sehen sind drei historische Cover von Hans Fallada „Kleiner Mann, was nun“, Graham Greene „Am Abgrund des Lebens“ und Rudyard Kipling „Das Dschungelbuch“
Mit diesem Trio starteten 1950 die legendären und von vielen Sammlern geliebten "Leinenrücken" aus dem Rowohlt Verlag. © Rowohlt Verlag
Michael Naumann im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Vor 70 Jahren erschienen im Rowohlt Verlag die ersten Taschenbücher. Sie beendeten die geistige Dürre in deutschen Bücherregalen. Der frühere Rowohlt-Geschäftsführer und Ex-Kulturstaatsminister Michael Naumann erinnert sich gern an diese Lektüre.
Geklebt statt geheftet: Diese Erfindung des Druckers Emil Lumbeck aus Hattingen hat vor 70 Jahren zu einer kleinen Revolution geführt: den Taschenbüchern. Sie kosteten anfangs nur 1,50 Mark. Kipling, Tucholsky, Fallada, Greene: Deren Werke erschienen zuerst in diesem Format im Rowohlt Verlag.
Michael Naumann im Porträt
Michael Naumann, Publizist und Verleger, ist derzeit noch Geschäftsführer der Barenboim-Said-Akademie.© picture alliance/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert
Der Publizist Michael Naumann, von 1985 bis 1995 Geschäftsführer des Verlags, schreibt der Erfindung eine Demokratisierung des Lesens zu: "Man druckte kein Taschenbuch, was nicht eine mehr oder weniger garantierte Auflage von 50.000 Erstauflage hatte, das heißt, der Bedarf nach Literatur, nach Weltliteratur war außerordentlich nach einer zwölfjährigen, um nicht zu sagen, tausendjährigen Verbannung von Geist und Welt aus den deutschen Buchregalen."

Garantiertes Einkommen dank Kafka-Biografie

Für Verleger waren die Bücher stets ein gutes Geschäft, zumal früher auch noch Anzeigen darin erschienen. Doch auch die Schriftsteller profitierten laut Naumann von den billigen Büchern: "Die Autoren, die ich kenne, haben sich über die zusätzlichen Einnahmen alle sehr gefreut." So habe es Klaus Wagenbach mit seiner Kafka-Biografie zu einem ständigen Einkommen gebracht. "Das Buch ist millionenfach gekauft worden", so der Ex-Kulturstaatsminister, "und ich nehme an, auch millionenfach in Seminaren abgeschrieben worden."
(bth)
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