Weltliteratur zum kleinen Preis
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Vor 70 Jahren erschienen im Rowohlt Verlag die ersten Taschenbücher. Sie beendeten die geistige Dürre in deutschen Bücherregalen. Der frühere Rowohlt-Geschäftsführer und Ex-Kulturstaatsminister Michael Naumann erinnert sich gern an diese Lektüre.
Geklebt statt geheftet: Diese Erfindung des Druckers Emil Lumbeck aus Hattingen hat vor 70 Jahren zu einer kleinen Revolution geführt: den Taschenbüchern. Sie kosteten anfangs nur 1,50 Mark. Kipling, Tucholsky, Fallada, Greene: Deren Werke erschienen zuerst in diesem Format im Rowohlt Verlag.
Der Publizist Michael Naumann, von 1985 bis 1995 Geschäftsführer des Verlags, schreibt der Erfindung eine Demokratisierung des Lesens zu: "Man druckte kein Taschenbuch, was nicht eine mehr oder weniger garantierte Auflage von 50.000 Erstauflage hatte, das heißt, der Bedarf nach Literatur, nach Weltliteratur war außerordentlich nach einer zwölfjährigen, um nicht zu sagen, tausendjährigen Verbannung von Geist und Welt aus den deutschen Buchregalen."
Garantiertes Einkommen dank Kafka-Biografie
Für Verleger waren die Bücher stets ein gutes Geschäft, zumal früher auch noch Anzeigen darin erschienen. Doch auch die Schriftsteller profitierten laut Naumann von den billigen Büchern: "Die Autoren, die ich kenne, haben sich über die zusätzlichen Einnahmen alle sehr gefreut." So habe es Klaus Wagenbach mit seiner Kafka-Biografie zu einem ständigen Einkommen gebracht. "Das Buch ist millionenfach gekauft worden", so der Ex-Kulturstaatsminister, "und ich nehme an, auch millionenfach in Seminaren abgeschrieben worden."
(bth)