"Midnight in Paris"
Kult-Regisseur Woody Allen entführt den Zuschauer in seinem neuen Film "Midnight in Paris" in das Paris der 20er-Jahre, wo Hauptdarsteller Gil (Owen Wilson) allnächtlich seinem Alltag entflieht und Hemingway, Josephine Baker und Picasso trifft.
Eintauchen steht ganz groß auf meinem Zettel, und das genau ist es: Schon während der ersten fünf Minuten, als der New Yorker Maestro sein Paris bilderstark vorstellt (Kamera: Darius Khondji "Delicatessen"; "Panic Room"; "Cheri - Eine Komödie der Eitelkeiten"), kann man abtauchen. In diese atmosphärischen Paris-Aufnahmen und in diese stimmungsreichen Jazz-Blues-Klänge eines Cole Porter. Die Verführung gelingt. Sofort. Über die engen Gassen, diese großzügigen Brücken, durch üppige Straßen, diesen "sonnigen" Regen.
Dann beginnt die Geschichte: Amerikaner in Paris. Seinen Landsleuten hält Allen einen ziemlich "unkulturellen Ironie-Spiegel" vor Augen: Sie sind weitgehend oberflächlich, ziemlich arrogant, allgemein dauer-meckrig - wie dieser illustre Kreis um Gil (Owen Wilson). Der erfolgreiche Hollywood-Autor, der sich mit seinem ersten Roman gerade schwer tut, ist mit Inez, seinem energischen Zicken-Blondchen (Rachel McAdams), und deren wohlhabenden Eltern in der französischen Metropole, wo der reaktionäre Schwiegervater in spe, der dieses liberale Leichtgewicht von Demnächst-Schwiegersohn nicht ausstehen kann, vor einem lukrativen Geschäftsabschluss steht und "man" nebenbei hier gleich ein wenig Urlaub "mit machen" kann.
Während Gil von dieser Stadt und seinen klassischen Künsten und Künstlern geradezu schwärmt und sich gerne auf deren Vergangenheitsspuren begibt, wollen die Anderen "das Standardprogramm" durchziehen. Mit Edelrestaurants , dieser "komischen" Französischen Küche und den touristischen Pflichtbesuchen, angeführt von einem eitlen Schnösel von arrogantem, pedantischem Kotzbrocken-Intellektuellen, Alleswisser und Ex-Inez-Freund (Michael Sheen).
Gil zieht sich zwangsläufig in seine eigene Pariswelt zurück und erlebt gar Seltsames, nachdem ihn - immer um Mitternacht - dieselbe alte, schmucke Limousine aufgelesen und mitgenommen hat. Mitgenommen in die Belle-Epoche-Zeit der 20er-Jahre, wo er seine Idole trifft: Ernest Hemingway, Cole Porter, Gertrude Stein, Salvador Dalí, F. Scott Fitzgerald, Josephine Baker, Luis Bunuel oder Picasso, dessen Muse Adriana (Marion Cotillard) ihm zunehmend "gefällt". Gil beginnt sich wohlzufühlen.
Die Magie einer wunderbaren, köstlich ironischen Zeitreise,mit einem Woody Allen als fantasievollem, schmunzelndem Reiseleiter.
Der 75-jährige Woody Allen schreibt und dreht weiterhin jährlich (s)einen Film. Hat "sein" New York arbeitsmäßig verlassen und fühlt sich inzwischen - auch produktionstechnisch gesehen, also finanziell - in Europa wohl. Hier öffnet man ihm die herrlichsten Städte, damit er seine Filme weiterdrehen kann. Gegenwärtig ist er nach Rom weitergereist und dreht dort "The Bop Decameron", wo er auch mal wieder als Mitspieler auftritt.
Jetzt aber ist erst einmal "Midnight In Paris" bei uns annonciert. Ein Geniestreich, der im Frühjahr die Filmfestspiele von Cannes eröffnete. Inzwischen ist "Midnight in Paris" - mit rund 47 Millionen Dollar - Allens auch kassenmäßig erfolgreichster Film in den USA. Was für ein Kulturvergnügen allererster Gedanken - wie Gefühlsgüte. Diese neueste Woody Allen-Poesie "Midnight in Paris" tut richtig gut. En Meisterwerk der wunderschönen Leichtigkeit!
Spanien / USA 2011; Regie: Woody Allen; Darsteller: Owen Wilson, Rachel McAdams, Kathy Bates, Adrien Brody, Marion Cotillard, Léa Seydoux, Michael Sheen, Carla Bruni; 94 Minuten; ohne Altersbeschränkung
Links bei dradio.de
Katja Nicodemus über Woody Allens "Pessimistische Flucht nach vorn"
Hannelore Heider über den neuen Film von Woody Allen
Peter Claus über den neuen Film von Woody Allen
Links zum Thema
Filmhomepage "Midnight in Paris"
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Während Gil von dieser Stadt und seinen klassischen Künsten und Künstlern geradezu schwärmt und sich gerne auf deren Vergangenheitsspuren begibt, wollen die Anderen "das Standardprogramm" durchziehen. Mit Edelrestaurants , dieser "komischen" Französischen Küche und den touristischen Pflichtbesuchen, angeführt von einem eitlen Schnösel von arrogantem, pedantischem Kotzbrocken-Intellektuellen, Alleswisser und Ex-Inez-Freund (Michael Sheen).
Gil zieht sich zwangsläufig in seine eigene Pariswelt zurück und erlebt gar Seltsames, nachdem ihn - immer um Mitternacht - dieselbe alte, schmucke Limousine aufgelesen und mitgenommen hat. Mitgenommen in die Belle-Epoche-Zeit der 20er-Jahre, wo er seine Idole trifft: Ernest Hemingway, Cole Porter, Gertrude Stein, Salvador Dalí, F. Scott Fitzgerald, Josephine Baker, Luis Bunuel oder Picasso, dessen Muse Adriana (Marion Cotillard) ihm zunehmend "gefällt". Gil beginnt sich wohlzufühlen.
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Spanien / USA 2011; Regie: Woody Allen; Darsteller: Owen Wilson, Rachel McAdams, Kathy Bates, Adrien Brody, Marion Cotillard, Léa Seydoux, Michael Sheen, Carla Bruni; 94 Minuten; ohne Altersbeschränkung
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