Einwanderungsmuseum wäre "ein politischer Willensakt"
Deutschland ist laut OECD Einwanderungsland Nummer Zwei nach den USA. Dort wird die Geschichte der Einwanderer stolz in Museen gezeigt. Ein solches Einwanderermuseum wäre in Deutschland vielleicht nicht die beste Darstellungsform, findet Christoph Stölzl, Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin.
Rund ein Fünftel der Deutschen hat einen Migrationshintergrund. Die Forderung nach einem Einwanderungsmuseum, das die Migrationsgeschichte würdigt, wird daher immer wieder erhoben. Es sei "höchste Zeit für ein Einwanderungsmuseum!", hatte der "Tagesspiegel"-Redakteur Malte Lehming gefordert.
Christoph Stölzl hingegen bezweifelt, ob ein Museum heute noch "die einzig richtige Form ist und die richtige Methode, um dieses Thema noch bekannter zu machen". Möglicherweise könne das Thema über eine Online-Plattform besser vermittelt werden.
Wer ein klassisches Museum plane, müsse sich zudem darüber im Klaren sein, wo eine solche Einrichtung überhaupt entstehen solle. Auch seien "viel Platz und Geld" nötig - und eine Persönlichkeit, die das Vorhaben in der Öffentlichkeit promote und vorantreibe. Ein Museum von dieser Größenordnung sei ein politischer Willensakt, die Idee des Deutschen Historischen Museums habe damals Helmut Kohl machtvoll in die Hand genommen und die Finanzierung gesichert.
Außerdem müssten zunächst einmal die verschiedenen Einwanderungsgruppen - die Italiener, Spanier, Griechen oder Türken - gefragt werden, "ob die überhaupt miteinander unter einem Dach sein wollen". Und: "Wollen die Migranten-Familien wirklich dahin gehen?"