Zuwanderung braucht ein neues Image
Deutschland ist für viele Zuwanderer zwar attraktiv, aber noch nicht attraktiv genug, meint Katharina Hamberger. Daher benötige Migration ein neues Image - und Deutschland eine echte Willkommenskultur.
Es werden immer mehr Zuwanderer, die nach Deutschland kommen – 1.230.000 Menschen waren es laut dem Migrationsbericht 2013. Zieht man die Auswanderer ab, bleibt ein – wie der etwas technisch anmutende Fachterminus heißt – Wanderungsgewinn von 430.000 Menschen. Nun gut, kann man nun sagen, das sind ja die Zahlen von 2013 – was sagen die jetzt noch aus. Sie sind sicher nicht mehr aktuell – aber sie zeigen durchaus eine Tendenz. Die Zuwanderungszahlen sind gestiegen – und sie werden auch weiter steigen.
Wanderungsgewinn von 470.000 für das Jahr 2014
Das Statistische Bundesamt rechnet mit einem Wanderungsgewinn von 470.000 für das Jahr 2014. Also noch mal 30.000 Menschen mehr. Das ist keine schlechte Nachricht, sondern zeigt, dass dieses Land offenbar attraktiv ist. Vielleicht aber noch nicht attraktiv genug. Denn es kommen zwar viele Zuwanderer aus EU-Staaten, aber die so wichtigen Fachkräfte aus Drittstaaten, die bleiben aus. Das mag vielleicht an einem Aspekt liegen, den der Migrationsbericht auch zeigt: Der Begriff Migration braucht ein neues Image – vor allem was die Kommunikation vonseiten der Politik betrifft. Denn zu häufig wird dieser Begriff mit einem Problem verbunden. Sozialtourismus, Wirtschaftsflüchtling – das sind nur Beispiele dafür und die bleiben hängen. Und das schafft keine Willkommenskultur, wie sie die Politik sich so gerne auf die Fahnen schreibt - das kann zum einen abschreckend wirken. Zum anderen kann es auch spalten. Überspitzt gesagt, kann es das Gefühl auslösen: Dort sind die Zuwanderer und damit vor allem Probleme – und dort sind die hier lebenden. Dabei ist Zuwanderung so viel mehr. Es ist vor allem eine Chance für Deutschland, zum Beispiel, wenn es um Fachkräfte geht.
Stärkerer Fokus auf die Chancen
Das soll nicht heißen, dass alle als problematisch empfundenen Facetten der Zuwanderung ausgeblendet werden dürfen. Es ist nun mal leider so, dass Fremdes – vor allem dort, wo es kaum vorkommt – oft erst mal abgelehnt wird. Das zeigen die aktuellen Entwicklungen. So kommt Berlin im Jahr 2013 auf einen Zuzug von 25 Menschen pro 1000 Einwohner, Sachsen hingegen nicht mal auf zehn Menschen. Aber ein positiverer Umgang mit Migration, ein stärkerer Fokus auf die Chancen, ohne die Probleme auszublenden, könnte schon helfen, Ängste zu nehmen.
Dabei kann die jetzt beginnende Diskussion über ein Einwanderungsgesetz vielleicht helfen – egal was hinter her heraus kommt – aber es wird drüber gesprochen, ohne immer nur das Negative ins Schaufenster zu stellen. Deutschland muss lernen, dass es ein Zuwanderungsland ist, dass es die Zuwanderung braucht und dass die Menschen, die hierher kommen, zum allergrößten Teil kommen, weil sie in Deutschland eine Zukunft sehen. Sei es, weil sie Hilfe brauchen oder sei es, weil sie bei ihrer Familie sein wollen oder sei es, weil sie ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen wollen.