Wir sind der Park!
Sonnensucher, Hundebesitzer, Radfahrer, Familien, Singles dicht nebeneinander - der Volkspark Friedrichhain ist die Zusammenfassung des Berliner Irrsinns. Es ist aber auch der grüne Widerspruch zur Stadt. Menschen treffen auf Menschen.
Lohner: "Also der größte Anarchist ist die Natur selber. Also das heißt die sät sich natürlich selber aus und wenn sie sich umdrehen hinter Ihnen das ist zur Zeit die attraktivste Pflanze, die jeder kennt. Der Hollunder der blüht gerade sehr reich."
Verwaltung: "Ja das sind die Verschmutzungen jeden Tag. Die unzähligen Verschmutzungen und dass die Bürgerinnen und Bürger einfach ihren Schmutz liegen lassen, nicht mitnehmen, nicht in die Papierkörbe entsorgen und das ist eigentlich ein bisschen unbefriedigend."
Mann mit Hund: "Früh Morgens so, das fängt immer so halb Sechse an bis um Neune. Da könnte man hier nicht geschützte Grünanlage sondern geschützte Sportanlage, ein Schild aufstellen. Aber ist ja gut so. Und wenn dann die Leute die alle hier in dem Park sind, auch ein bisserl aufpassen würden, dann wäre das ne super Sache. Alle so ein bisschen miteinander, dann wäre es ideal."
Sommer. Es piept, plappert, poltert. Ein Vogel fliegt von einem dünnen auf einen dickeren Ast. Dann fliegt der Vogel wieder zurück auf den dünnen Ast. Ein Müllauto hupt, ein Hund bellt. Weiße Ohrstöpsel, MP3 Player am Arm, Sportfunktionsjacke, customized Sportschuhe im Gegenwert eines Gebrauchtwagens. Antilopenartig, edel sehen die Jogger aus. Ein Mann steht auf seinem extra langen Skateboard, starrt in sein Smartphone. Ein Kind versucht lautstark, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Ein ganz normaler Tag im Berliner Volkspark Friedrichshain. Ein Park mit einer eigenen Hymne.
Volkspark Friedrichshain. Mont Klamott. So nennen die Berliner eine Erhebung im Park. Sie glauben, es sei ein Berg. Berliner kennen keine Berge. Sie kennen Parks. Der Volkspark Friedrichhain ist einer dieser Parks, so groß, wie andernorts ein ganzes Dorf mit Denkmälern, Sportplätzen, Flaniermeilen, Freiluftkino, Restaurants, einem Brunnen – und eben Mont Klamott, dem Berg, der aus Trümmern besteht.
Hier trifft sich, wer der Stadt mal entfliehen will, ohne die Stadt verlassen zu müssen. Sportler und Sonnensucher, Hundebesitzer und Cruiser, Radfahrer und Spaziergänger, Kinder, Familien. Singles. Sie machen Krach auf der Suche nach Ruhe, sie rennen, weil sie runter kommen wollen. Sie ziehen einsam ihrer Wege, um jemanden kennenzulernen. Der Volkspark Friedrichhain ist die Zusammenfassung des Berliner Irrsinns. Es ist aber auch der grüne Widerspruch zur Stadt. Hier treffen Gentrifizierer auf Weggentrifizierte. Marienkäferschützer auf Hammel-am-Spießbrater. Kampfradler auf den Grundkurs "Bewusst atmen, aber langsam". Menschen treffen auf Menschen. Und manchmal geht es gut.
Lohner: "Der Holunder, der blüht gerade sehr reich. Und der duftet auch sehr schön. Und wenn man in den frühen Morgenstunden hier unterwegs ist sieht man junge Frauen die die Blütendeuten ernten. Aus denen kann man sehr gute Säfte machen und man kann sie auch trocknen zu Tee für den Winter. Die Holunderbüsche die hier im Augenblick im Park überall so attraktiv blühen die sind definitiv alle angeflogen. Oder zum Teil auch verbreitet durch Vögel, die die Beeren mit ihrem Kot ausbringen."
Natur ist manchmal eklig
Natur. Natur ist selten der Sehnsuchtsort Idylle. Natur ist auch Kampf. Und manchmal eklig. Parkbesucher mögen das nicht.
Lohner: "Also ich bin Herbert Lohner, ich leite das Referat Naturschutz beim BUND-Berlin und wir stehen hier gerade im Volkspark Friedrichshain hinter dem Märchenbrunnen und vor einem Naturdenkmal. Naturdenkmal sind besonders wertvolle, alte Bäume. Das hier ist ein Silber-Ahorn."
Der Eingang zum Volkspark Friedrichshain. Silberahorn am Märchenbrunnen. Ein gusseisernes Tor und 16 flache Stufen führen zu den in Stein gemeißelten Fantasien der Gebrüder Grimm. Tagsüber ein beliebter Familientreffpunkt. Abends, ein ebenso beliebter Treffpunkt für schwule Männer. Früher zumindest. Es sind weniger geworden.
Koller: "Ja, es ist nicht mehr so stark wie früher. Es hat nachgelassen. Also Anfang der 90´er Jahre war das noch ausgeprägter mittlerweile empfinde ich das wenn ich draußen vor Ort bin nicht mehr so gravierend."
Sie müssen sich nicht mehr heimlich treffen. Dem Grünflächenamt ist das aufgefallen. Sagt Herr Koller:
Koller: "Es ist nicht mehr so stark. Also ich würde sogar sagen, ich treffe kaum noch Männer in diesem Bereich. Vor 20 Jahren war das wirklich gut besucht."
Früher. Es ist eines der Wörter, das die Älteren im Park gern verwenden. Früher ist vor 25 Jahren, zur Wendezeit. Und früher ist manchmal nach dem Krieg. Jedes dieser "Früher" hat im Park seine Spuren hinterlassen. Früher war anders als heute – immer und überall. Und erst recht in Berlin:
Mann mit Hund: "Und wenn man heut zu Tage guckt... naja es ist am Wochenende auch nicht immer das beste Klientel hier drinne. Na weil es ist eigentlich sollte das eine Grünfläche sein und keine Partyanlage. Und mit Ruhe und Grün ist da nicht. Da ist Sonntag-Abends Dreck und macht kein Spaß."
Ein Mann und sein Hund. Der Mann redet. Der Hund zieht an der Leine.
Mann mit Hund: "Die Laternen die waren hier so oft kaputt. Jugendliche die der Meinung waren, nachts dann mal so dadurch das ich auch immer mit dem Hund draußen bin, da habe ich es mitbekommen hatten se bloß Dreie bekommen dann, gegengetreten haben. Und da sind oben die Gläser rausgefallen, ja. Da waren fast über ein Dreiviertel Jahr die ganzen Lampen aus. Und das ist natürlich nicht schön für die Leute die den Park auch als Wegstrecke nutzen und dann es permanent dunkel ist."
Der Mann will reden. Es gibt vieles, über das er sich aufregen kann. Der Hund zieht wieder an der Leine. Heftiger als vorher. Doch das Herrchen hat noch viele Worte, die raus müssen, wenn schon mal ein Mikrofon da ist, in das er hineinsprechen kann:
Mann mit Hund: "Naja der Anlaufpunkt die Besonderheit ist irgendwie weg. Also es ist mehr jetze ein Denkmal als früher war das die Erholungsstrecke, da hat man sich hingesetzt, hat man Sonne genossen, hat man sich getroffen. Und heut zu Tage dann sitzt einer der sein Buch lesen will und seine Ruhe haben will und permanent über alles gestört ist was da passiert. Oder die Mütter haben das dann falsch verstanden wo die Spielplätze sind."
Der normale Wahnsinn der Großstadt
Es klingt nach Meckern. Aber wir sind in Berlin. Es ist eher ein Lob auf den Volkspark Friedrichshain. Und den ganz normalen Wahnsinn der Großstadt.
Zitatorin:
Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum
Still und verklärt wie im Traum.
Das war des Nachts elf Uhr zwei.
Und dann kam ich um vier
Morgens wieder vorbei,
Und da träumte noch immer das Tier.
Nun schlich ich mich leise — ich atmete kaum —
Gegen den Wind an den Baum,
Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.
Und da war es aus Gips.
Ringelnatz
Lohner: "Also Volkspark Friedrichshain ist auch ein Gartendenkmal. Und man muss hier viele Sachen zusammenbringen. Die Werte des Gartendenkmals, die ökologischen Werte von so einem Park und die Erholungswerte. Und da gibt es natürlich immer Zielkonflikte. Und das heißt, so ein Park ist auch ein Austragungsort für Konflikte."
Ein Denkmal. Das hört sich an nach "Betreten verboten" und "Nicht berühren" und "Bitte leise sein". Also genau wie das Gegenteil eines Parks. Das mit dem leise sein klappt nicht, wenn das Volk da ist. Und das Volk ist nun einmal da. So soll es sein, sagt Herbert Lohner:
Lohner: "Der ist ja mal als Volkspark gegründet worden. Fürs Volk. Also der erste Volkspark in Berlin. Der ist jetzt nicht als Gartendenkmal gegründet worden, für eine bürgerliche Schicht. Und dieser Volksparkgedanke, muss man am Leben erhalten. Und den muss man immer wieder neu definieren."
Das Volk, das sind die Friedrichshainer und Prenzlauer Berger. Alle, die irgendwie in der Mitte Berlins leben.
Auf der Visitenkarte von Herbert Lohner ist ein kleiner Kreis mit einem grünen Punkt darin. Das Logo soll einen Baum symbolisieren. Herr Lohner ist Naturschützer bei der Naturschutzorganisation BUND. Ein Naturschützer der ersten Stunde. 68. Als Naturschutz noch etwas für Spinner und Ökos war und vegetarisches Essen nicht hip, sondern gesellschaftlicher Widerstand.
Lohner: "Also wir stehen hier zum Beispiel vor einer Pflanze die nach Knoblauch riecht oder nach Lauch schmeckt. Das ist Knoblauchsrauke. Die mit den langen Schoten da vorne. Und die ist in früheren Zeiten und auch jetzt noch von Leuten, die kann man wie Lauch halt im Salat verwenden. Oder im Wok."
Der Volkspark als Gemüsegarten. Als Ort für jeden, was wohl heißt, dass jeder auch irgendetwas anderes im Park macht. Gab es einmal eine Zeit, wo im Park galt: Nur die markierte Wege ablaufen. Nur auf die Bänke setzen. Und da nur auf der Sitzfläche, nicht auf der Lehne? Vielleicht hat sich das jemand gewünscht. Durchgesetzt hat sich das nie. Ein Park ist schließlich auch der Ort, um sich über andere Parkbenutzer aufregen zu können.
Mann: "Ne ick meide ihn wenns jeht. Es sind Radfahrer, und ditt hat mit Erholung dann nüscht mehr zu tun wenn man ständig aufpassen muss, kommt einer von vorn, von hinten."
Familie: "Ne wir wohnen im Prenzlauer Berg aber da gibt's leider keinen schönen Park. Deswegen müssen wir immer bis hier raus fahren."
Mann: "Früher, wees ick nich, früher haben die Leute alle gearbeitet. Äh das man höchstens mal am Wochenende hier ringegangen. War et auch nicht voll. Da gab et Volksfeste und dann haben sich Umweltschützer aufgeregt das man den schönen Rasen kaputt macht. Er sah aber besser aus als jetzt. Also der Park ist überstrapaziert."
Syrer: "Actually we hear about this Park its a nice work and that we can do barbecue here. And you know we came from Syria. And a we used in summer to go out and do barbecue and these things. And now we are here. And when we heard that, we feel amazing that we can do some barbecue. So we came here and we see is very nice."
"Ach das ist ein ganz schönes Naherholungsgebiet. Vor allem wenn man hier direkt dran wohnt. Es ist ganz schön zum spazieren gehen, zum joggen gehen, zum Spielen."
Mann: "Sie sehen Reisegruppen aufm Fahrrad, die werden direkt, quer über die Wiese geschickt von dem der voraus fährt. Ja mittlerweile haben wir ditt. Also es der Park ist für die vielen Menschen nicht geschaffen. Er verträgt das nicht."
Verwaltung: "Der Volkspark mit dem neuen Hain??? wie neues Hain? ist einer der größten Parks im innerstädtischen Bereich. In diesem Bereich sowieso. Er ist ein Volkspark, er wurde als Volkspark gegründet und ist nach wie vor ein Volkspark."
Berlin ist nicht gerade berühmt für Erfolgsgeschichten
Herr Koller vom Grünflächenamt ist braungebrannt, sieht gar nicht nach Amtstube aus. Dabei sitzt er in einer und die sieht auch aus wie eine Amtsstube. So wie sie immer aussahen und wie sie nach wie vor aussehen. Die Anzahl an Grautönen übertrifft die Anzahl dessen, was das Auge gerade noch ertragen kann. Das Pink von Herrn Kollers Hemd, wirkt da wie ein anarchistisches Statement. Redet er über den Park, seinen Volkspark mit dem auch von ihm erweitertem Gebiet, dem neuen Hain, dann lodert so etwas wie Leidenschaft in ihm auf.
Verwaltung: "Ja, Volkspark er ist wirklich für die Bürger da und wir bieten den Bürgern alles mögliche. Wir haben da Kaffeehäuser, tolle Kaffehäuser, die sind immer voll. Besucht, gut besucht. An Wochenenden, sehen sie selber..."
"Sein" Park ist es seit 25 Jahren. Damals fiel die Mauer und alles schien möglich im Osten. Und im Westen. Und im Park sowieso. Es war eine Zeit, die mit dem Wort "Chaos" erklärt werden kann oder muss. Chaos schmerzt jeden Amtsstubeninhaber. Herr Koller kam inmitten vom Chaos in seine Amtsstube. Und er konnte Geld für den Park ausgeben – in einer Zeit, als keiner an den Park vor der Haustür gedacht hat, sondern an die große weite Welt.
Verwaltung: "Wir haben auch schon 1990 oder Ende 1990 gleich angefangen dort eine Planung aufzustellen um einfach diesen Park, der damals schon wunderschön war, noch schöner zu machen. Und haben eine Kostenberechnung und eine Neuplanung und eine Umplanung aufgenommen. Dafür haben wir glaube ich zwei Jahre gebraucht."
Umplanung, Einplanung, Neuplanung. Berlin ist nicht gerade berühmt für Erfolgsgeschichten in diesem Bereich. Doch...
"Wir haben fast zehn Jahre dort gebaut, haben gute 40 Millionen D-Mark damals noch eingesetzt und ich glaube die sind gut eingesetzt worden."
40 Millionen für die Entwicklung, Bepflanzung und Bebauung eines Parks. Was sind schon verpflanzte Millionen im Vergleich zu versickernden Milliarden? Grün kostet. Aber Grün entspannt auch – die Sinne, die Stadt, die Luft. Grün heißt – atmen, den Blick schweifen lassen, den Geist beruhigen.
Lohner: "Weil man merkt das wenn die Leute am Parkeingang steht und man sieht wie die Leute angeeilt kommen und sobald sie drin sind, gehen sie langsamer. Also das ist wie wenn da ein Gang zurück geschaltet wird."
Das ist eine Kastanie, das ist eine Eiche. Und das da auf dem Boden? Und der Strauche Ja, wie hieß der noch mal. Wann blüht eigentlich...? An einem Baum mit exotischen Früchten wird achtlos vorbei gegangen.
Lohner: "Ja, das Katalkpanui. Das ist einer von diesen Neophyten. Der blüht sehr schön. Noch nicht einmal, man sieht hier die Hülsenfrüchte, praktisch die leeren Hülsen vom letzten Jahr. Tulpenbaum heißt der auf Deutsch."
Gras und Bäume und Sträucher. Für viele die Hauptkategorien, wenn es um das botanische Leben um uns herum geht.
Lohner: "Also Berlin ist in Deutschland, also bundesweit der absolute Hotspot an biologischer Vielfalt. Verglichen vor allem auch mit dem Umland."
Nach dem Weltkrieg waren auch die Parks mit Bombenwunden übersäht. Wie ein Trostpflaster waren sie lange der einzige Ort der Ruhe nach diesen Jahren. Spuren dieser Geschichte trifft man bis heute.
Alter Mann: "Nein ich kenne ihn seit 1950. Im verwüsteten Zustand, noch mit all den Spuren des Krieges."
Ein älterer Herr schaut konzentriert auf eine Informationstafel. Er sieht aus als würde er gerne Enten füttern. Es sind die späten fünfziger Jahre an die er sich erinnert.
Alter Mann: "Ich bin damals nicht lange im Park gewesen. Aber der Bunker stand damals ja angesprengt. Zerrissen und man hatte ja schon ne Menge angefahren an."
Clowns springen aus einem Koffer
In unmittelbarer Nähe springen Clowns aus einem Koffer. Vor ihnen Kinder, Dutzende. Die Clowns geben eine Vorstellung. Sie sind soweit weg von ehemaligen Flakgeschützen, die vor 70 Jahren versuchten, die Flieger der Alliierten abzuschießen.
Lohner: "Und Berlin hat als Großstadt und auch mit seiner unglücklichen Geschichte des 20. Jahrhunderts vor allem, ne Unmenge Lücken."
Im Krieg zerstört und wieder aufgebaut. Der Park hat das oft erlebt – Kriege, Unruhen, Zerstörungen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Park gegründet.
Lohner: "Der Park ist 1846/48 von Gustav Maier, einem damals bekannten Gartenplaner und Gartenarchitekten geplant worden. Und dann auch entwickelt worden. Und das heißt da hat hier irgendjemand also wirklich geplant einfach am Schreibtisch. Gustav Maier mit großer Kenntnis."
Aus dieser Gründungszeit stammt auch die Idee des "Parks für das Volk". Eine preußische Größe sollte geehrt werden.
Lohner: "Zur hundertjährigen Thronbesteigung von Friedrich dem Großen. Und da hat man dann auch beschlossen den Park 47/48 zu bauen, also zu Zeiten der 48 Revolution ist er dann fertig geworden in Anführungsstrichen, fürs Volk."
Kaum war der Park fertig, wurde er auch schon zum Friedhof. Die 180 Toten der Märzrevolution wurden hier beerdigt. Der Versuch, eine Demokratie entstehen zu lassen, endete 1848 im Gemetzel. Die Geschichte im Park ist ausgelagert in den ruhigeren Teil der Anlage: Das Denkmal für die Märzgefallenen eine Gedenktafel, das Denkmal für die 3000 gefallenen Spanienkämpfer: Eine Statue aus Bronze. Ein Schwert über dem Kopf. Anstatt eines Schildes ballt der Arbeiter seine Hand zur Faust. Weit nach links beugt sich das Abbild des Kämpfers. Ein Denkmal für den die deutschen und polnischen Antifaschisten. Es waren die Zeiten, die Denkmäler produzierten.
Lohner: "Das heißt wenn man mal die Kulturgeschichtliche Denkmallage hier im Park betrachtet, hat das einen explizit linken Touch sozusagen. Also wenn man sich diese großen Denkmale anschaut. Also einen linksdemokratischen Touch!"
Mont Klamott. Die ostdeutsche Band Silly hat ein Lied über den Volkspark geschrieben. Mont Klamott. Ab 1945 wurden die Trümmer des zerstörten Berlin in den Volkspark gefahren. Ein "Berg" entstand, in dem auch einige der Trümmer des vom Krieg zerstörten Stadtschlosses landeten. Eine Million Quadratmeter Trümmer sollen es gewesen sein. Schnell gaben die Berliner dem größeren der beiden Schuttberge einen Spitznamen: "Mont Klamott"
Es gibt doch zwei Hügel in dem Park...
Mann: "Naja, er spielt Naturersatz. Wir gucken ins Grüne, ist für Menschen wahrscheinlich sehr bedeutsam, es sollte eigentlich Stille sein. Und hier ist nicht so viel Verkehr. An den Rändern das man eben in der Mitte noch hört, wie im Tiergarten. Da ist das deutlich lauter ist. Weiß nicht, gehört einfach zum Leben. Sonst würden die Leute ja wieder aufs Land ziehen."
Das gelobte Landleben. Berliner sind verrückt danach. Dort ist alles besser.
Die Großstädter erfinden sich ihren Mythos vom gesunden, grünen Leben und verwechseln es mit der Wirklichkeit. An den Kiosken gibt es Lifestylemagazine wie Landlust und Landliebe,. Vegane Pizzaläden runden die Illusion des gesunden Land-Lebensstils ab. Dabei kann das echte Land direkt vor den Toren der Stadt mit der Artenvielfalt Berlins gar nicht mithalten. Naturschutzorganisationen haben herausgefunden, dass die Artenvielfalt in Berlin mittlerweile höher ist, als im Umland.
Lohner: "Und in Berlin sind die meisten Parks 45, entweder durch Kriegseinwirkungen zerstört worden oder dann als Holzquelle abgeholzt worden. Das heißt es gibt nicht mehr sehr viele alte Bäume aber die wenigen die es dann gibt werden dann unter Naturschutz gestellt. Und hier im Park gibt es augenblicklich glaube ich vier Naturdenkmale."
Herbert Lohner führt durch den Volkspark Friedrichshain.
Lohner: "Hier ist etwas Interessantes und zwar man sieht hier sind Rosskastanien nachgepflanzt worden. Die sind gerade verblüht und wenn man ein bisschen genauer hinschaut dann sieht man das sind rot-blühende Rosskastanien. Also nicht die weiß-blühenden, die die großen alten Bäume sind. Und das macht man deswegen weil die weißblühenden von der Kastanien-Miniermotte befallen werden..."
Herbert Lohner ist eingetaucht in seine Welt. Seine Augen und Ohren sind überall, krauchen in die Gebüsche, wandern auf die Wipfel und zu allem hat er einen Gedanken.
Lohner: "Die Töne in einem Park die sind ja auch was. Also wie das Rauschen des Wassers zum Beispiel. Was eine Qualität in einem Park ist. Also meistens schaut man nur aber auch die Töne sind etwas Interessantes. Das Vogelgezwitscher."
Verwaltung: "Sie meinen den Blindengarten. Den Behindertengarten. Den haben wir damals auch weil wir damals auch, also Volkspark, auch für behinderte Menschen, dass die mit ihren Rollstühlen quasi in diesen Park reinfahren können. Oder in diesen Garten reinfahren können. Können dann auf Stehhöhe oder auf Tischhöhe die Pflanzen anfassen, können riechen, können ihre Sinne ausprägen."
Der eine lauscht aufmerksam den Vogelstimmen. Der nächste möchte nicht mehr so viel mitbekommen. Im neuen Hain, hinter einem ehemaligen Schwimmbad, treffen sich die Feierwütigen.
Verwaltung: "Also sie können ja einen attraktiven Park bauen und er ist nicht angesagt. Da kommt keiner. Aber dadurch dass es so eine angesagt Location ist ziehen unzählige Menschen in den Park am Wochenende. Und sagen natürlich all ihren Freunden Mensch du musst mitkommen da ist eine Fete. Da machen wir heute Abend was. Und so werden das immer mehr und immer mehr."
Her Koller verwaltet einen Ort, an dem es den Menschen gut gehen soll. Das ist seine Aufgabe. Ein gutes Gefühl an einem Ort schaffen, das ist sein Job. Er selbst betrachtet seine Aufgabe aber ganz pragmatisch.
Verwaltung: "Ich bin ein Gartenverwalter. Ich verwalte Gärten, ich kümmere mich um Gärten, denke das wäre der bessere Begriff."
An Geschichten über Dreck, Verschmutzung und Chaos mangelt es Herrn Koller nicht. Sogar ein Schatz kommt vor.
Verwaltung: "Wir wollten Bäume pflanzen im bereich Volkspark und dann haben wir den alten Fritz entdeckt. Diese Steele die ist ja riesengroß die ist ja acht Meter hoch. Riesendick aus Marmor. War unversehrt im Erdreich lag die zehn cm unter der Erdschicht."
Entdeckungen im Volkspark Friedrichshain. Herr Koller entdeckt Mamorbüsten. Und Herr Lohner entdeckt Neophyten. Er redet gern über Neophyten. Es sind die Migranten der Pflanzenwelt. Der Park ist voll von ihnen. Sie blühen gerade.
Lohner: "Und auch sehr viel mehr eingewanderte Arten??. Also Neophyten oder Neozoon. Also so von der Berliner Flora sind knapp über 40 Prozent aller Pflanzenarten die in Berlin vorkommen sind Neophyten. Und die Welt geht nicht unter."
Kanadischer Rot-Ahorn trifft teutonischen Hollunder die Eiche trifft auf Katalkpanui. Und findet Gemeinsamkeiten. Die Natur lebt es uns vor. Toleranz, leben und leben lassen.
Verwaltung: "Parks sind für die Bürgerinnen und Bürger gebaut. Welcher Nation auch immer. Das spielt auch überhaupt keine Rolle. Sind sie doch demokratisch letztendlich."
Zitatorin (Gedicht Jankel):
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