Intensives Porträt ohne Götzenverehrung
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Er galt schon immer als „cool“: Miles Davis. Ein Film über den Jazz-Trompeter kommt der Ikone nun erstaunlich nah, urteilt Kritiker Oliver Schwesig. Mit dabei sind legendäre Weggefährten von Davis wie Herbie Hancock, Ron Carter und Juliette Gréco.
Mit seinem unverkennbaren Stil galt er schon zu Lebzeiten als Jazz-Ikone. Der Trompeter Miles Davis hat von Bebop über Hard Bop, Fusion, Funk und Jazzrock seit den 1940er Jahren fast jede Phase des Genres durch einflussreiche Alben mit geprägt. Anders als viele seiner Kollegen strahlte er auch immer wieder ins populäre Fach aus. Fast 30 Jahre nach Davis‘ Tod setzt der amerikanische Filmemacher Stanley Nelson dem Musiker mit seiner Dokumentation "Birth of the Cool" jetzt ein filmisches Denkmal.
Exzellente Gesprächspartner
Das Porträt überzeuge bis ins Detail durch reiches Archivmaterial und eine exzellente Auswahl von Gesprächspartnern, so Oliver Schwesig. In aktuellen Interviews seien zahlreiche Weggefährten zu hören, darunter neben Musikern und Produzenten wie Herbie Hancock, Wayne Shorter oder Quincy Jones auch Juliette Gréco, mit der Davis eine unglückliche Liebe in Paris verband. Trotz enormer Materialfülle verliere der Film entlang von Davis‘ wichtigsten Lebensstationen und prägenden Alben das Wesentliche nie aus dem Blick und erreiche eine große Intensität:
"Der Film hat ein angenehm langsames Tempo und auch für die Musik eine schöne Bildsprache gefunden, weitestgehend weg von irgendeiner Sensationsgeschichte, Superlativen oder einer Götzenverehrung. Im Mittelpunkt steht vor allem Miles als Musiker, ohne zu viel zu fachsimpeln, und es wird natürlich auch über die vielen Jahrzehnte ein Stück Jazzgeschichte mit erzählt."
Exemplarische Künstlerbiographie
Zu empfehlen sei "Birth of the Cool" deshalb auch nicht nur für überzeugte Jazz-Fans, so Oliver Schwesig: "Hier wird eine tolle Kulturbiographie erzählt, die exemplarisch und wichtig für das 20. Jahrhundert ist." Die Machart des Films sei zwar eher konventionell, hier bleibe Stanley Nelson hinter künstlerisch ambitionierteren Dokumentationen wie etwa "Searching for Sugarman" (2012) von Malik Bendjelloul zurück. Doch gelinge ihm über gut zwei Stunden durchweg zu fesseln: "Man bekommt ein umfangreiches und vor allem sehr intensives Bild von Miles Davis."
(fka)