Bürgerlich, westdeutsch, studiert, einkommensstark
Grüne und Liberale demnächst in einer Regierung? Die beiden Parteien seien politisch weit voneinander entfernt, die jeweiligen Milieus aber nicht, sagt Manfred Güllner. Der Meinungsforscher über Gemeinsamkeiten von Grünen- und FDP-Anhängern - und einen wichtigen Unterschied.
Grüne und FDP könnten demnächst in einer Regierung sitzen. Dabei sind die beiden Parteien in Bezug auf das politische Grundbekenntnis Welten voneinander entfernt. Dennoch haben Anhänger und Wähler von Grünen und FDP mehr gemeinsam, als viele glauben.
Freie Demokraten und Grüne kämen beide aus dem Bürgertum, seien gut ausgebildet und in oberen Einkommensschichten beheimatet, sagt der Meinungsforscher Manfred Güllner im Deutschlandfunk Kultur. Beide Parteien sind zudem vor allem in Westdeutschland verankert.
Links von der Mitte, rechts von der Mitte
Der laut Güllner "entscheidende Unterschied" zwischen den Kontrahenten: Grüne verorten sich politisch links von der Mitte, Freidemokraten rechts davon. Außerdem würden mehr Frauen als Männer die Grünen wählen, bei der FDP sei es umgekehrt.
Wer einmal das grüne Wertesystem intus hat, tendiert Güllner zufolge dazu, dabei zu bleiben. Die Grünen seien Ende der 70er-Jahre aus einem "Aufstand der Bürgersöhnchen gegen die Bürgerväter" entstanden, sagt der Meinungsforscher. Damals habe man aber nicht gewusst, ob der "Zahnarzt-Sohn" nach der Übernahme der väterlichen Praxis nicht zu anderen Parteien wechseln werde. Güllner:
"Inzwischen wissen wir, dass er grün weiterwählt, obwohl er einen ganz bürgerlichen Lebensstil hat. Er fährt wahrscheinlich die gleiche Automarke wie sein Vater, ist im Lions Club - aber er wählt nach wie vor grün."
(ahe)