Millionen Jahre Menschheitsgeschichte

Von Susanne Billig |
Herausgeber Brian M. Fagan nimmt in "Die siebzig Geheimnisse großer Kulturen" uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit, wo wir den großen Rätseln der Menschheitsgeschichte begegnen. Dabei umfasst es einen Zeitraum von zweieinhalb Millionen Jahren Menschheitsgeschichte: von den ersten Menschen in den Ebenen Afrikas bis zum Beginn der Neuzeit.
Albert Einstein hat einmal gesagt: "Das schönste Erlebnis ist die Begegnung mit dem Geheimnisvollen. Sie ist der Ursprung jeder wahren Kunst und Wissenschaft."

Das ist so etwas wie der Leitsatz des Buches "Die siebzig Geheimnisse großer Kulturen". Herausgeber Brian M. Fagan nimmt uns darin mit auf eine Reise in die Vergangenheit, wo wir den großen Rätseln der Menschheitsgeschichte begegnen.

Siebzig Geheimnisse - große, ungelöste Fragen der Archäologie - greift das Buch auf. Dabei umfasst es einen Zeitraum von zweieinhalb Millionen Jahren Menschheitsgeschichte: von den ersten Menschen in den Ebenen Afrikas bis zum Beginn der Neuzeit.

In diesem riesigen Zeitraum von zweieinhalb Millionen Jahren gibt es viele offene Fragen, die Laien wie Fachleute noch heute lebhaft beschäftigen:

Wie ist der Mensch entstanden und wie haben wir uns entwickelt? Was geschah mit erfolgreichen Hochkulturen der Vergangenheit, die plötzlich untergingen und verschwanden, wie vom Erdboden verschluckt? Wie und warum wurden die größten Monumente der Welt gebaut? Haben die uralten Mythen und Legenden der Menschheit einen realen, historischen Kern? Zum Beispiel den Mythos von den "zehn verlorenen Stämmen Israels":

Seit dem Mittelalter suchen Juden wie Christen nach den "Zehn verlorenen Stämmen", die rund 700 vor unserer Zeitrechnung aus Israel vertrieben worden sein sollen. Legenden erzählen von einem mythischen Land, in dem diese Stämme angeblich leben und darauf warten, dass Gott sie ins Gelobte Land zurückführt. Interessanterweise leben überall auf der Erde kleine Völker, die behaupten, jüdischer Herkunft zu sein - sogar in China, Afrika und Pakistan. Heute kann man mit genetischen Methoden die Herkunft dieser Völker nachzeichnen und ihre Behauptungen untersuchen - davon berichtet das Buch.

Ein spannendes Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, warum die großen Tiere, die in der letzten Eiszeit auf der ganzen Erde lebten, Wollmammut, Säbelzahntiger, das sechs Meter lange Riesenfaultier, so plötzlich ausgestorben sind. Andere Kapitel befassen sich mit alten Schriften, die man trotz intensiver Bemühung immer noch nicht entziffern konnte – die Indus-Schrift, die Linear-A-Schrift. Auch schaurigen Fragen werden aufgeworfen. Moorleichen: Sind sie Opfer von Ritual-Morden oder hingerichtete Verbrecher? Warum haben die Katharger ihre Kinder geopfert?

Das 304 Seiten starke, großformatige Buch besticht mit seiner Ausstattung: Auf jeder Seite gibt es farbige, zum Teil auch schwarz-weiße und historische Fotos, sowie Zeichnungen und Grafiken. Sie ergänzen die dicht und informativ geschriebenen Texte und geben einen lebendigen Einblick in die alten Kulturen und ihre Geheimnisse. Die einzelnen Kapitel sind relativ knapp bemessen, sonst wären die siebzig Themen auch auf über 300 Seiten nicht unterzubringen gewesen. Wer den einen oder anderen Aspekt vertiefen möchte, findet Angaben zu weiterführender Literatur.

Obwohl das Buch an unser "kindliches Gemüt" appelliert - den Entdecker- und Forschergeist, die Freude am Geheimnis und Rätsel - bemüht es sich doch um wissenschaftliche Genauigkeit. Die 28 Autorinnen und Autoren sind alle vom Fach und Kapazitäten auf ihren Gebieten. Es wird nicht verschwiegen, wie weit die Lehrmeinungen über die vielen offenen Fragen der Archäologie auseinander gehen und wie viele Geheimnisse der Vergangenheit heute immer noch ungelöst sind.

Eine kritische Frage an das Buch ist, inwieweit das Konzept grundsätzlich aufgeht. Das Stöbern in der bunten Vielfalt macht sicherlich Spaß - aber wird hier nicht auch unser gegenwärtiger Hang zur Häppchenkultur bedient? Man geht nirgendwo wirklich in die Tiefe, stöbert so hier und da, weiß nach der Lektüre so dies und das - in die Tiefe ist man nicht gegangen. Dieser Ansatz ist legitim - er ist aber auch begrenzt.