Vom Basketballfeld zum E-Sport-Superstar
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Der ehemalige Profi-Basketballer Steffen Mössner gilt mit seinen rund 837.000 YouTube-Abonnenten als Superstar in der Minecraft-Community. Das Spiel zählt mit 180 Millionen Verkäufen nach Tetris und Grand Theft Auto zu den weltweit meistverkauften.
Der 1,95m große Steffen Mark Mössner ist in seinem Element. Das Spiel Minecraft beherrscht "docm 77", wie er sich auch nennt, wie kaum ein anderer. Manch einer nennt den früheren Basketballer auch den Dirk Nowitzki des Minecrafts. Womöglich auch, da er damals gegen Nowitzki spielte.
"In der Basketballwelt war ich eben als 'der docm' bekannt. Es war ein Spitzname der mir gegeben wurde als Erinnerung an den berühmten US-amerikanischen Basketballspieler Dr. J – Dr. Julius Erving."
Aufgrund einer schweren Verletzung musste Mössner jedoch seine Basketballkarriere vorzeitig beenden. Mit dem beliebten Videospiel Minecraft hat er eine neue Leidenschaft gefunden. Spiele und Streams von docm77 schauen sich Hunderttausende und manchmal sogar Millionen an. Sein Publikum ist international.
Gute Erfahrung im Verein
Docm77 ist professioneller Gamer. Er ist der einzige Deutsche, der sich auf dem amerikanischen Markt etabliert hat. Da er bis zu zwölf Stunden pro Tag am Computer spielt, hat er seinen Beruf als Altenpfleger aufgegeben.
E-Sport hat wie der analoge Sport eine starke, inklusive Kraft. Er vereint Menschen aus aller Welt, aus allen sozialen Schichten, Alter, Geschlecht, Ethnie, Religionen und mit körperlicher Beeinträchtigung. In der Coronapandemie ist E-Sport noch viel stärker eine Plattform geworden, auf der sich vor allem junge Menschen miteinander austauschen.
"Für mich spielt die soziale Komponente im Sport eine sehr große Rolle", sagt Mössner. "Ich sehe das als sehr wichtig an. Für mich als Jugendlicher war es eine gute Erfahrung, in Sportvereine eingebunden zu sein und dort grundsätzliche Dinge zu erfahren zu Verlässlichkeit, Engagement, Teamsport, sich gegenseitig zu unterstützen – eben die positiven Aspekte, die man mit Mannschaftssport oder mit dem Vereinsleben assoziiert. Das Gleiche sieht man 1:1 natürlich in der Gaming-Szene auch. Da treffen sich die Leute auch in ihren Communitys. Da ist vielleicht noch ein Aspekt der hinzukommt – die Communitys dort sind noch internationaler."
Teilen als Wert aus der Jugend
Als international bekannter E-Sportler geht docm77 mit gutem Beispiel voran: Er nutzt E-Sport auch als Plattform für soziales Engagement. So warb er aktiv gegen Rassismus und sammelte Spenden für eine Kinderkrebshilfe Einrichtung.
"Jeder Mensch hat verschiedene Beweggründe, warum er manche Dinge im Leben macht. Vieles hängt auch damit zusammen, wie man aufgewachsen ist – welche Werte und was für Dinge einem vermitteln wurden, als du jung warst", sagt Mössner. "Ich habe die meiste Zeit bei meinen Großeltern verbracht – beide Eltern berufstätig. Das waren halt bescheidene Verhältnisse. Da war es einfach klar, man hilft sich gegenseitig. Wenn man was hat, teilt man das mit anderen. Ich denke, das hat dann Einfluss darauf gehabt, wie ich die Dinge sehe. Das war für mich ziemlich logisch: Falls ich die Möglichkeit habe, irgendwie anderen zu helfen, dann macht man das."
Docm77 ist auch dafür bekannt, dass er seine Fans dazu animiert, nicht nur vor dem Computer zu hocken, sondern sich zumindest ab und zu auch selbst zu bewegen.
Vorbild in der Community
"Okay Leute – wir machen jetzt mal eine Fitnesswoche hier gemeinsam in der Community. Eine Woche setzt sich jeder ein Ziel, das ziehen wir durch", schildert er seinen Ansatz. "Immer wieder Anreize bieten und selber natürlich versuchen, als Vorbild voranzugehen, und auch sportlich immer wieder etwas zu machen – so erreicht man die Jugendlichen auf jeden Fall."
Steffen Mark Mössner ist ein Botschafter für den E-Sport. Mit Minecraft und anderen Computerspielen könnte seine Community und er den klassischen Sportbegriff, wie wir ihn kennen, grundlegend verändern.