Mit 600 Verkehrszeichen durch die Wunderwelt
06:15 Minuten
Die ganze Welt im Verhältnis 1:87: Das Hamburger Miniatur Wunderland ist eine gigantische Modelleisenbahn und normalerweise ein Publikumsmagnet. In Pandemiezeiten lenkt ein eigenes Verkehrssystem den Besucherstrom. Und auch nachts ist geöffnet.
Die Reise ins Miniatur Wunderland beginnt mit einer Art Führerschein: Besucher erhalten eine Einweisung in die Hygieneregeln, die der Veranstalter erlassen hat, noch ehe sie überhaupt ein Ticket gekauft haben:
"Die Wunderländer-Straßenverkehrsordnung dient dazu, dass mithilfe dieser Regeln das Abstandsgebot von 1,5 Meter im Wunderland bestmöglich eingehalten werden kann. Bitte verhalten Sie sich rücksichtsvoll und vorsichtig gegenüber allen anderen."
Rote Flächen dürfen nur mit der eigenen Gruppe zusammen betreten werden. Auf gelben Flächen ist Überholen erlaubt. Hunderte Meter Folie sind auf dem Boden verklebt worden, 600 Verkehrszeichen regeln den Fußgängerstrom. Achtung Fahrbahnverengung, Achtung Kreisverkehr, Achtung Einbahnstraße!
Die Besucher müssen sich erst einmal daran gewöhnen, sagt Mitarbeiterin Lina Teschner, die direkt am Eingang zur Ausstellung über den Ablauf wacht.
"Meistens stocken erst mal alle und gucken sich einmal kurz um. Aber dann gehen alle immer schön den Pfeilen hinterher. Das machen die kleinen Kinder eigentlich am besten. Und die machen den Erwachsenen das vor, und die gehen dann hinterher."
"Meistens stocken erst mal alle und gucken sich einmal kurz um. Aber dann gehen alle immer schön den Pfeilen hinterher. Das machen die kleinen Kinder eigentlich am besten. Und die machen den Erwachsenen das vor, und die gehen dann hinterher."
Öffnungszeiten in der Nacht
Zu normalen Zeiten darf man sich im Miniatur Wunderland frei bewegen. Um das Abstandsgebot einzuhalten, haben die Macher nun einen festen Rundgang entwickelt. Statt tausend Menschen dürfen im Moment nur 250 zur gleichen Zeit rein. Eine Besucherin, die früher schon mal da war, erkennt auch Vorteile:
"Die Masken und das Einbahnsystem. Ich finde, sie haben es gut gelöst. Also toll ist natürlich, dass weniger Besucher drin sind, das merkt man schon deutlich. Für das Miniatur Wunderland natürlich nicht so toll. Aber als Besucher natürlich toll, dass es nicht so voll ist."
So liegt der Blick frei auf die Modell-Landschaften im Maßstab 1:87. Seit 2001 gibt es das Miniatur Wunderland in Hamburg. Fast 16 Kilometer Schienen wurden seither hier verlegt. Nachbildungen der Alpen, von Venedig, Amerika oder Skandinavien sind hier entstanden. Kleine liebevoll gestaltete Welten.
"Die Masken und das Einbahnsystem. Ich finde, sie haben es gut gelöst. Also toll ist natürlich, dass weniger Besucher drin sind, das merkt man schon deutlich. Für das Miniatur Wunderland natürlich nicht so toll. Aber als Besucher natürlich toll, dass es nicht so voll ist."
So liegt der Blick frei auf die Modell-Landschaften im Maßstab 1:87. Seit 2001 gibt es das Miniatur Wunderland in Hamburg. Fast 16 Kilometer Schienen wurden seither hier verlegt. Nachbildungen der Alpen, von Venedig, Amerika oder Skandinavien sind hier entstanden. Kleine liebevoll gestaltete Welten.
Neben den mehr als tausend Miniaturzügen fahren auch Autos und Lastwagen, heben Flugzeuge ab und bewegen sich Schiffe durch künstliche Gewässer. 1,4 Millionen Besucher kamen noch im vergangenen Jahr. Im aktuellen Jahr wird diese Marke weit unterschritten. Frederik Braun, der gemeinsam mit seinem Bruder das Miniatur Wunderland erschaffen hat, stimmt das nachdenklich:
"Wir hören auch inzwischen ganz viele Besucher, die sagen: Mensch, das könnte auch immer so bleiben. Es ist so schön leer und so. Dann würde das Wunderland nicht überleben. Wir brauchen für das, was wir hier bauen, 350 Mitarbeiter. Und wir leben im Moment komplett von unserem Notfalltopf. Wir hatten in weiser Voraussicht schon immer einen fetten Notfalltopf, den wir nicht ausgeschüttet haben. Und haben keine Kredite mehr gehabt, die hatten wir alle abbezahlt."
"Wir hören auch inzwischen ganz viele Besucher, die sagen: Mensch, das könnte auch immer so bleiben. Es ist so schön leer und so. Dann würde das Wunderland nicht überleben. Wir brauchen für das, was wir hier bauen, 350 Mitarbeiter. Und wir leben im Moment komplett von unserem Notfalltopf. Wir hatten in weiser Voraussicht schon immer einen fetten Notfalltopf, den wir nicht ausgeschüttet haben. Und haben keine Kredite mehr gehabt, die hatten wir alle abbezahlt."
Modellbaubetrieb mit 350 Mitarbeitern
Vor den Monatsabschlüssen stehe im Moment ein Minus, aber bis Ostern könne man so noch durchhalten. Dann sei der Notfalltopf aufgebraucht, sagt Frederik Braun. Auf findige Weise versuchen die Betreiber, trotz strenger Auflagen den Notgroschen zu schonen. So erweiterten sie die Öffnungszeiten:
"Wir haben teilweise von sieben bis zwei Uhr nachts geöffnet. Mit dieser kleinen winzigen Kapazität von 25 Prozent war natürlich klar: Da gibt es überhaupt keine Tickets mehr. Und es kamen massenhaft Menschen. Wirklich um 0.00 Uhr, 0:30 Uhr, wir hatten um 0:45 Uhr einige Tage noch Wartezeit!"
"Wir haben teilweise von sieben bis zwei Uhr nachts geöffnet. Mit dieser kleinen winzigen Kapazität von 25 Prozent war natürlich klar: Da gibt es überhaupt keine Tickets mehr. Und es kamen massenhaft Menschen. Wirklich um 0.00 Uhr, 0:30 Uhr, wir hatten um 0:45 Uhr einige Tage noch Wartezeit!"
Während der zwei Monate Schließzeit seien praktisch alle Mitarbeiter des Wunderlands in Kurzarbeit gewesen, glücklicherweise habe es keine coronabedingten Entlassungen gegeben. Frederik und sein Zwillingsbruder Gerrit, zugleich Geschäftspartner, hätten die Zeit rückblickend gerne für Renovierungen genutzt:
"Dann haben wir natürlich überlegt: Was ist denn, wenn wir in einem Monat wieder aufmachen? Dann ärgern wir uns ja zu Tode, wenn wir nicht den Fußboden zum Beispiel mal neu gemacht haben, den wir seit fünf Jahren neu machen wollen. Wir haben uns aber nicht getraut. Das hätte viel Geld gekostet und wir wussten einfach nicht: Werden wir dieses Geld vermissen, wenn wir bis Weihnachten irgendwie noch geschlossen haben? Heute ärgern wir uns."
"Dann haben wir natürlich überlegt: Was ist denn, wenn wir in einem Monat wieder aufmachen? Dann ärgern wir uns ja zu Tode, wenn wir nicht den Fußboden zum Beispiel mal neu gemacht haben, den wir seit fünf Jahren neu machen wollen. Wir haben uns aber nicht getraut. Das hätte viel Geld gekostet und wir wussten einfach nicht: Werden wir dieses Geld vermissen, wenn wir bis Weihnachten irgendwie noch geschlossen haben? Heute ärgern wir uns."
Eigentlich war für dieses Jahr die Eröffnung der neuen Monaco-Welt, verbunden mit einem Brückenschlag über den Fleet in ein weiteres Speicherstadt-Gebäude, geplant. Das müssen die Macher des Wunderlandes nun aber auf das kommende Jahr verschieben. Weniger Risiko, weiterhin alle 350 Mitarbeiter halten und maßvoll wirtschaften in Krisenzeiten – das steht bei den Modellbauern an oberster Stelle.