Ein Schweinchen namens Shade
Schwein gehabt! Im Berliner Tiergarten macht unsere Reporterin die Bekanntschaft mit dem Minischwein Shade. Shade lebt in Berlin-Schöneberg und hält mit seiner störrischen Neugier nicht nur die Hunde im Park, sondern auch die Besitzer mächtig auf Trab.
In New York werden schon lange nicht mehr nur Hunde und selbst Katzen Gassi geführt, in Brooklyn wurde zum Beispiel auch schon ein angeleinter Pfau gesichtet. In Deutschland geht es nicht ganz so exotisch zu, dennoch haben auch hier Katzen und Hunde Konkurrenz bekommen. Vom Minischwein.
Allerdings wird das nicht nur auf dem Land gehalten, in Berlin werden auch immer mehr Minischweine gehalten. Deshalb hat sich unsere Reporterin Gesine Kühne aufgemacht, um herauszufinden, was hinter dem Trend steht und wie es sich mit Schwein in der Stadt wohnt. Dabei hat sie die Bekanntschaft mit dem Schwein Shade gemacht.
Auf seinen Namen reagiert es allerdings nicht. Denn Shade ist so störrisch wie mancher Hund. Sie trägt zwar ein Geschirr, bleibt aber ohne Leine. Das ist einerseits lustig, wie sie sich im Park dann mit der Nase durch den Dreck wühlt. Andererseits auch stressig, denn sobald Menschen mit Essen in der Nähe sind, flitzt sie in deren Richtung. Begegnungen zwischen Hunden sind mit einem Minischwein im übrigen auch ganz spannend - mit Überraschung für den Hund allerdings: Shade "will immer zeigen, dass sie die Chefin ist und beißt ein bisschen und die Hunde haben immer alle Angst", sagt Benjamin Hartmann, der sich Shade mit seinem Freund in einer gemeinsamen Wohnung hält.
Ein Schwein auf dem Katzenklo
Wenn Hunde die Bekanntschaft mit Shade machen, gibt es zunächst das übliche Programm: Der Hund geht ran an den Hintern wie bei anderen Hunden. "Aber wenn er sich dann umdreht, sieht er, das ist kein anderer Hund", sagt Benjamin.
Die Begegnung mit dem Hund spielt sich im Berliner Tiergarten ab. Shade wohnt also nicht im Grünen am Stadtrand, sondern mitten in der Stadt, in Schöneberg. Benjamin erklärt, wie man sich das im Alltag vorstellen muss:
"Shade geht aufs Katzenklo. Und das von Anfang an. Mittlerweile macht sie ihr großes Geschäft nicht mehr im Katzenklo, da will sie immer vor die Tür. Und sie hat so ein Hundehaus, wo sie drin schläft, mit Decke und so weiter. Aber manchmal will sie auch ins Bett, dann liegt sie an den Füßen unten."
Die Wohnung ist stylisch eingerichtet. Angst um das Mobiliar haben die Besitzer jedoch nicht:
"Sie hat schon mal versucht an Möbelstücken rumzubeißen, aber wir haben ihr das schon abgewöhnt. Dazu schimpft man sie halt und schickt sie in ihr Haus. Da winselt sie, wenn sie raus kommt, schickt man sie wieder rein und irgendwann hat sie es kapiert."
Wie man ein Schwein erzieht
Bücher zur Hundeerziehung gibt es viele. Solche zur Schweineerziehung sind im Buchhandel allerdings nicht aufzutreiben. Also informiert man sich im Internet, auf Youtube etwa.
"In Amerika ist es ja normal, dass man Minischweine hält, da kann man sich schon was angucken. Auch welche Tricks Schweine können, da schaut man sich ab welche Tricks ein Schwein kann und wie man das macht."
Sie hört tatsächlich wie ein Hund auf "Sitz", auch "High Five" versteht sie, dann hebt sie ihre Vorderpfote. Das macht sie aber nur, wenn etwas zu Fressen in der Nähe ist und man es sehr bestimmt sagt. Lieblich funktioniert bei Shade nicht.
Warum aber hält man sich ein Schwein? Ein Hipster-Accessoire sei es jedenfalls nicht, sagt Benjamin dazu. Dennoch gefällt es ihm wohl ganz gut, sich mit dem Schwein ein bisschen abzusetzen. Eine Frau im Park fragte, warum sie ein Schwein hätten. Die Antwort: Benjamins Freund Marcellino liebt Schweine, weil sie so klug sind.
Gesetze zur Schweinehaltung gibt es nicht
Wie sieht es aber rechtlich aus? Darf man ein Schwein ohne weiteres in der Wohnung halten? Von der Bürokratie wird Shade behandelt wie ein Nutztier, das beim Veterinäramt gemeldet werden muss. Einmal im Jahr, gegen eine kleine Gebühr. Richtige Gesetzte gibt es für Minischweinehalter aber nicht. Allerdings kritisieren Minischweinehalter auf dem Land jene in der Stadt - Stadtschweine hätten zu wenig Auslauf.
"Shade hat einen Garten zum Auslaufen und die Wohnung, sie kann sich es aussuchen, wo sie hingeht. Und ich finde, das ist besser als ne Massentierhaltung", sagt dazu Benjamin.
So eigensinnig wie eine Katze
Shade zieht unterdessen schon wieder umher. Sie fand es langweilig im Biergarten rumzusitzen. Sie ist kein treudoofer Hund, sondern vom Verhalten her eher wie eine Katze. Sehr eigen, sie kommt nur an, wenn sie was will – meistens was zu essen. Ansonsten werden die Menschen ignoriert.
Benjamin und sein Freund essen im übrigen kein Schweinefleisch mehr. Und auch keine Gelatine, die ja oft aus Schweinefleisch gewonnen wird. Benjamin hat ein kleines Modelabel und bei Bestellungen hatte er dem Kunden früher noch Gummibärchen als kleines Extra mitgeschickt – seit er Shade hat, gibt es das auch nicht mehr.