Gidon Kremer, Violine
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Mirga Gražinytė-Tyla
Mirga lässt aufhorchen
Erstmals in der Berliner Philharmonie und zugleich Debütantin beim Deutschen Symphonie-Orchester - Mirga Gražinytė-Tylas Aufritt in der Bundeshauptstadt wird mit Spannung erwartet. Sie dirigiert Jean Sibelius' komplette Lemminkäinen-Suite, Gidon Kremer spielt außerdem Mieczysław Weinbergs Violinkonzert.
Es gibt einige Fakten in Mirga Gražinytė-Tylas Biografie, die aufhorchen lassen: Als gelernte Chordirigentin hat sie enormen Erfolg als Orchesterleiterin, als junge osteuropäische Frau (sie stammt aus der litauischen Hauptstadt Vilnius) reüssiert sie in einem Beruf, den viele Leute immer noch für eine Domäne älterer machtbewusster Herren halten. Ihre Ausbildung erhielt sie in Litauen, Österreich und Deutschland. Bekannt wurde sie als Musikalische Leiterin des Salzburgerer Landestheaters und als Assistentin Gustavo Dudamels beim Los Angeles Philharmonic Orchestra. Ihren endgültigen Durchbruch erzielte sie, als sie vor einem Jahr das Amt der Chefdirigentin des Birmingham Symphony Orchestra in der Nachfolge von Simon Rattle, Sakari Oramo und Andris Nelsons angetreten hat. In Berlin hat sie schon das Orchester der Komischen Oper dirigiert. Nun wartet man gespannt auf ihr Debüt in der Philharmonie und beim DSO Berlin.
Zwei ihrer Favoritkomponisten hat sie aufs Programm gesetzt - Gidon Kremer wird Mieczysław Weinbergs Violinkonzert spielen. Der polnische Schostakowitsch-Freund Weinberg galt lange Jahre als Geheimtipp - und leider auch als Epigone des berühmten Leningraders. Inzwischen weiß man - nicht zuletzt dank der beharrlichen Arbeit Kremers und Gražinytė-Tylas, dass seine Musik ganz "eigenartig", tiefgründig und wertvoll ist.
Zweiter Favorit der jungen litauischen Dirigentin: Jean Sibelius. Was wäre Finnland ohne seine Musik - und was wären die Literatur und Kunst des nordeuropäischen Landes, das gerade 100 Jahre Unabhängigkeit feiert, ohne das Epos Kalevala? In diesem Konzert des DSO Berlin kommen beide zusammen, Sibelius und Kalevala. In seiner knapp einstündigen vierteiligen Lemminkäinen-Suite erzählt Jean Sibelius die Geschichte des scheiternden Helden Lemminkäinen. Typisch finnisch, könnte man sagen. Wunderbar erhabene Musik über einen Heroen, der bei seiner großen Tat umkommt und von seiner Mutter wieder ins Leben geholt wird. "Lemminkäinens Heimkehr" heißt der letzte Satz - der Held geht zurück zu Mutters Herd, was für ein analytisches Epos - Sigmund Freud wäre begeistert.
Live aus der Philharmonie Berlin
Mieczysław Weinberg
Violinkonzert g-Moll
Violinkonzert g-Moll
ca. 20.45 Uhr Konzertpause, darin: Mirga Gražinytė-Tyla im Gespräch mit Volker Michael
Jean Sibelius
"Lemminkäinen-Suite", Vier Legenden für Orchester op. 22
"Lemminkäinen-Suite", Vier Legenden für Orchester op. 22
Surround Sound über Satellit