Mischa Damjan/Torben Kuhlmann: "Der Clown sagte Nein"

Ein Zirkus für Poeten

06:23 Minuten
Cover des Buchs "Der Clown sagte Nein" von Mischa Damjan und Torben Kuhlmann.
Eine einfache, aber zeitlos schöne Geschichte: "Der Clown sagte Nein". © Deutschlandradio / NordSüd Verlag
Von Sylvia Schwab |
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Ein Bilderbuch geht mit der Zeit: "Der Clown sagte Nein" von Mischa Damjan wird jetzt zum vierten Mal neu illustriert verlegt. Für den über 60 Jahre alten Klassiker wurde der Hamburger Buchkünstler Torben Kuhlmann gewonnen.
Eigentlich ist es eine ganz einfache Geschichte, die über 60 Jahre immer neue Kinderherzen gewonnen und Illustratoren herausgefordert hat. Und zugleich eine, die ein wenig herausgehoben ist aus der Zeit - sonst hätte sie nicht über sechs Jahrzehnte ihre Überzeugungskraft behalten.
"Der Clown sagte Nein" spielt in der zauberhaften Welt des Zirkus, die für Kinder immer wieder faszinierend ist, im Buch wie in der Realität.
Doch die Handlung stellt alles Bekannte auf den Kopf: Petronius, "der lustigste Clown der Welt", weigert sich eines Tages völlig unerwartet vor dem gespannt dasitzenden Publikum, seine Clownsnummer vorzuführen. Kinder und Erwachsene halten das für einen Teil der Show und reagieren mit Klatschen, nur der Zirkusdirektor ist empört.

Esel, Pony, Löwe und Giraffe haben auch genug

Auch der Esel Theodor verweigert sich plötzlich und das Pony, der Löwe, die Giraffe und der Hund schließen sich der Rebellion an. Alle sechs fühlen sich schon lange im Zirkus missachtet, dressiert und verbogen, alle sechs wollen endlich ihre wahren Stärken zeigen. Und so gründen sie nach einigen Abenteuern einen "Zirkus für Kinder, Poetinnen und Poeten", in dem der Clown ab jetzt vor allem Geschichten erzählt.
Mischa Damjan erzählt von Träumen, die Wirklichkeit werden, von der Befreiung von Zwängen und Konventionen, vom Glück, sein eigenes Ding zu machen.
Auch nach sechzig Jahren ist das für Kinder eine klare wie schöne Aussage. Sicherlich hat der Autor, der 1914 in Skopje geboren und Jurist wurde, aus deutscher Gefangenschaft floh, in die USA emigrierte und später in der Schweiz Autor, Übersetzer und Verleger wurde, auch seine eigenen Erfahrungen mit großen Lebenskrisen ins Spiel gebracht.
1961 erschien "Der Clown sagte Nein" als erstes Buch im neu gegründeten Zürcher NordSüd Verlag. Geschrieben hatte es der damals frischgebackene Verleger unter Pseudonym, illustriert wurde es von dem avantgardistischen Glasmaler Gian Casty.
Zum 25. Jubiläum des Verlags 1986 erzählte Mischa Damjan die Geschichte neu und ließ sie auch neu illustrieren, 2001 erschien eine dritte Ausgabe, wieder frisch illustriert. Und in diesem Jahr feiert der Verlag sein 60. Jubiläum mit einer vierten Ausgabe und den Bildern des "Lindbergh"- und "Armstrong"- Erfinders Torben Kuhlmann.

Immer noch frisch und lebendig

Dass das Bilderbuch auch in einer vierten Ausgabe noch so frisch und lebendig wirkt, hängt natürlich ganz eng mit den seitenfüllenden Aquarellen von Torben Kuhlmann zusammen. Sie sind weicher und bunter als in den technisch-präzisen Büchern über die genialen Mäuse Lindbergh, Armstrong oder Edison.
Sie überraschen mit ungewöhnlichen Perspektiven, wenn wir nicht nur auf die Zirkusbühne schauen, sondern auch umgekehrt ins Publikum. Wenn sich die fünf Tiere übereinander türmen wie die Bremer Stadtmusikanten oder ihre Träume als gemalte Fotos abgebildet sind.
Torben Kuhlmann erzählt diese mutmachende alte Geschichte so schwungvoll, fröhlich und ideenreich, dass sie in keinem Moment alt aussieht.

Mischa Damjan/Torben Kuhlmann: "Der Clown sagte Nein"
NordSüd Verlag, Zürich 2021
40 Seiten, 15 Euro
ab 4 Jahren

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