Hören Sie auch den Beitrag von Moritz Behrendt zur Studie "Safe Sport" über sexualisierte Gewalt im Sport:
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Sexuelle Übergriffe im Reitsport
Wie sich sexualisierte Gewalt im Sport zeigt, haben in den letzten drei Jahren Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Ulm und der Deutschen Sporthochschule Köln erforscht. Sowohl unangemessene Berührungen als auch Vergewaltigungen kommen in der Studie vor. Betroffen ist fast jede Sportart. Maria Schierhölter-Otte von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung spricht über entsprechende Fälle im Reitsport.
Mehr als 200.000 Mädchen sind in Deutschland Mitglied in einem Reitverein. Maria Schierhölter-Otte, Jugendleiterin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), sagte im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur, das Pferd löse eine "unglaubliche emotionale Bindung" bei Jugendlichen, vor allem bei Mädchen, aus. Das schaffe auch eine gewisse Abhängigkeit. Eltern, die ihre Kinder in einem Reitverein anmeldeten, sollten sich deshalb darüber informieren, ob es sich um einen anerkannten Betrieb der Deutschen Reiterlichen Vereinigung handele, ob der Ausbilder qualifiziert und Amateur oder Berufsreiter sei.
Das sei umso wichtiger, da der Begriff Reitlehrer kein geschützter Begriff geschützt sei. Deshalb hat die FN Kriterien aufgestellt, die Eltern hinterfragen könnten, so Schierhölter-Otte weiter. Dazu gehört seit 2014 auch, dass jeder, der sich über die Reiterliche Vereinigung zum Trainer ausbilden lässt, ein polizeiliches Führungszeugnis haben muss. Auch danach sollten Eltern fragen, betonte die Jugendleiterin der FN. Außerdem müssten sie sich darüber bewusst sein, dass ihre Mädchen und Jungen während des Unterrichts auch Körperkontakt mit Trainern und Betreuern hätten. Nämlich dahingehend, dass diese etwa zeigen würden, wie die Bein- und Armhaltung für das Pferd am angenehmsten sei. Das bedeute also auch eine gewisse Nähe zwischen Reitschüler und Reitlehrer, so Schierhölter-Otte.
Bisher nur Übergriffe auf Mädchen bekannt
Bislang seien nur sexuelle Übergriffe auf Mädchen bekannt. Um Betroffenen zu helfen, arbeitet die Deutsche Reiterliche Vereinigung seit 2014 mit der Opfer-Schutzorganisation "Zartbitter" in Köln zusammen. Eltern, deren Kinder Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, können sich an diese Organisation wenden. Das Entscheidende, so Schierhölter-Otte, sei, Kinder in der Prävention stark zu machen und ihnen zu signalisieren, dass sie sich an ihre Eltern und andere Erwachsene wenden können. Verurteilten Trainern oder Betreuern könne nach der Satzung der FN die Lizenz entzogen werden. Dieses Mittel habe der Verband bereits mehrfach angewendet. "Ein Problem ist es da, wo einem Täter nicht auf die Finger geschaut wird", sagte Schierhölter-Otte.
Die Basis sei inzwischen deutlich mehr für das Thema "Sexualisierte Gewalt im Sport" sensibilisiert. Dies zeige auch die Studie "Safe Sport", die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ulm und der Deutschen Sporthochschule Köln erstellt haben. Danach haben knapp 50 Prozent aller Sportvereine in Deutschland das Problem erkannt und erklärt, dass die Prävention sexualisierter Gewalt im Sport für sie ein relevantes Thema sei.