Missbrauchsvorwürfe gegen Marilyn Manson

Aussage gegen Aussage

06:34 Minuten
Der Sänger Marilyn Manson
Der Sänger Marilyn Manson hat in einem Instagram-Posting die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. © picture alliance / dpa / Romain Boulange
Jenni Zylka im Gespräch mit Timo Grampes |
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Mehrere Frauen werfen Marilyn Manson vor, sie sexuell und psychisch missbraucht zu haben. Der Sänger weist die Anschuldigungen zurück. Einige Geschäftspartner trennen sich schon von ihm. Das sei fragwürdig, sagt Kulturjournalistin Jenni Zylka.
Schon vor ein paar Jahren hatte die aus Serien wie "Westworld" und "True Blood" bekannte Schauspielerin Evan Rachel Wood vor Gericht ausgesagt, sie sei in einer lange zurückliegenden Beziehung schwer sexuell und psychisch missbraucht worden. Nun hat die 33-Jährige ihre Vorwürfe konkretisiert: Der Täter sei der Rocksänger und Schauspieler Brian Warner, bekannt unter seinem Künstlernamen Marilyn Manson.
Auch vier andere Frauen sind mit ähnlichen Vorwürfen an die Öffentlichkeit getreten. Der 52-jährige Manson hat sämtliche Anschuldigungen in einem Instagram-Statement zurückgewiesen.
Derzeit steht Aussage gegen Aussage. "Bislang haben weder die Beschuldigerinnen noch er selbst Beweise gebracht beziehungsweise erbringen können, denn es gibt noch kein Gerichtsverfahren. Das kann aber jetzt kommen", sagt Kulturjournalistin Jenni Zylka. Die kalifornische Senatorin hat das US-Justizminsterium und das FBI aufgefordert, diesen Fall zu untersuchen.

Plattenfirma beendet Zusammenarbeit

Eine weitere Konsequenz der Vorwürfe: Mansons Plattenfirma hat die Zusammenarbeit mit ihm beendet und die Werbeaktivitäten für das neue Album des Künstlers eingestellt. Und zwei US-Fernsehsender haben Sendungen mit Manson aus dem Programm gestrichen.
Die gestiegene Sensibilität gegenüber der Thematik Missbrauch sei gut, sagt Zylka. "Es ist wichtig, Missbrauch zu benennen, gesellschaftlich zu ächten und auch immer wieder zu definieren. In diesem Fall geht es auch viel um psychische Gewalt, Wood spricht von Isolierung und Demütigung. Psychischer Missbrauch ist noch viel schwerer nachzuweisen."
Da keine Anschuldigung derzeit belegt sei, sei es allerdings auch fragwürdig, dass sich schon Geschäftspartner von Manson zurückzögen, bevor irgendetwas von einem Gericht verhandelt wurde. Es sei ihr schon klar, dass niemand sich den Vorwurf einhandeln wolle, einen Täter zu unterstützen oder zu decken. "Aber bislang ist er eben kein nachgewiesener Täter, sondern er wurde nur beschuldig", sagt Zylka.

Forderung: Entwicklungen abwarten

Es sei "wahnsinnig schwierig, die Beziehung anderer Menschen zu beurteilen und zu definieren, was davon konventionelle Machtspiele und millionenfach bekannte, ungleiche Verhältnisse sind", so Zylka. "In dem Fall gab es zum Beispiel einen unheimlichen Altersunterschied zwischen Wood und Manson. Als sie zusammen waren, war er doppelt so alt und hundertmal so bekannt wie sie. Da kann man küchenpsychologisch viel ableiten."
Man solle die Entwicklungen abwarten, ob der Fall vor ein Gericht gehe und wie dieses dann entscheidet, fordert Zylka. "Denn die Möglichkeit, dass jemand wegen Hörensagens gesellschaftlich verurteilt wird, die gibt es eben auch - und bei einer durchaus ambivalenten Kunstfigur wie Manson sowieso."
(nho)
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