"Eine durch und durch sexistische Branche"
Vorwürfe gegen den R'n'B-Sänger R. Kelly unter anderem wegen mutmaßlicher Kinderschändung gibt es schon lange. Nun verschärft sich die Kritik. Der Fall werfe vor allem ein Licht auf Machenschaften in der Musikbranche, urteilt Pop-Experte Tobias Rapp.
Seit Jahren gibt es Vorwürfe gegen den R'n'B-Sänger Robert Sylvester Kelly, bekannt als R. Kelly, wegen Kinderschändung.* Inzwischen gibt es eine Kampagne mit dem Hashtag "MuteRKelly", die jetzt Aufwind bekommen hat.
Die "Washington Post" veröffentlichte Anfang Mai eine Recherche, derzufolge die Musikindustrie systematisch Vorwürfe ignoriert hat. Inzwischen haben sich Musikstreamingdienste wie Spotify dazu entschlossen, Kellys Titel wie "I believe I can fly" nicht mehr über ihre beliebten Playlists abspielen zu lassen.
Haben Plattenfirmen R. Kelly aus Geldgier gewähren lassen?
"Ihm wird vorgeworfen, dass er so eine Art Minderjährigen-Harem betrieben haben soll", sagt Pop-Experte und "Spiegel"-Kulturredakteur Tobias Rapp. Er habe während der Aufnahmen zu Alben Mädchen zur Verfügung gehalten, heiße es, sie sollten auf sein Verlangen hin Sex mit ihm haben. Seine Mitarbeiter und die der Plattenfirmen hätten weggeschaut, um weiter mit ihm Geld verdienen zu können.
Die Recherche der "Washington Post" sei bemerkenswert, weil sie etwas über den Fall hinaus erzähle. Die Musikbranche sei eine "durch und durch sexistische Branche" und habe erst vor kurzem angefangen, über Verantwortung bei sexuellem Missbrauch nachzudenken. "R. Kelly ist der erste Fall, den ich kenne, wo das wirklich als großes strukturelles Problem beschrieben wird", betont Rapp. "Ich glaube schon, dass R. Kelly das gefährden kann."
*In einer früheren Textversion stand eine falsche Angabe, auf die uns ein Facebook-Nutzer hingewiesen hat, wir bitten den Fehler zu entschuldigen.