Misshelligkeiten um die Vertriebenen
Erst ein peinlicher Redeauftritt in Weimar. Dann ein missratener Flaggenerlass zum "Tag der Heimat" am kommenden Samstag. Alles nur "Missverständnisse" und "technische Versehen", wie es jetzt im Haus von Kulturstaatsminister Bernd Neumann heißt?
Bei seiner Rede zur Eröffnung des Weimarer Kunstfestes hatte Hermann Schäfer, ehemaliger Chef des Hauses der Geschichte Bundesrepublik in Bonn und jetzt Stellvertreter von Kulturstaatsminister Neumann, langatmig über deutsche Opfer von Flucht und Vertreibung und ihren Platz im kollektiven Gedächtnis referiert - ohne zu erkennen, dass er ein Konzert zur Erinnerung an die Opfer des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald einleitete. Schäfer musste seine Rede unter Pfiffen des Publikums abbrechen. In einer kargen Pressemitteilung drückte Kulturstaatsminister Neumann am Dienstag sein Bedauern über die - wie es hieß - "Vorgänge" in Weimar aus.
Die Rücktrittsforderungen gegen Neumanns Abteilungsleiter waren noch nicht verklungen, da musste der Kulturstaatsminister schon das nächste Missgeschick in seiner Behörde korrigieren - und wieder scheint man in Sachen der Heimatvertriebenen übereifrig agiert zu haben. In einem Erlass an die ihm untergeordneten Behörden hatte der Kulturstaatminister angeordnet, am Tag der Heimat, mit dem am kommenden Samstag der Vertreibung von Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht wird, die Bundesflagge zu hissen. Die Beflaggungsanordnung ging auch an die KZ-Gedenkstätte Buchenwald und das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Mit dem Hinweis auf ein "technisches Versehen" wurde die Anordnung für diese Gedenkstätten mittlerweile wieder zurückgezogen.
Kulturstaatsminister Neumann musste in dieser Woche immer wieder versichern, dass in seinem Haus nicht an einer Umdeutung der Geschichte von NS-Opfern und deutschen Heimatvertriebenen gearbeitet werde. NS-Diktatur und Holocaust seien in ihrer grausamen Dimension einzigartig und durch nichts zu relativieren, erklärte Neumann.
Zugleich aber hat es sich der Kulturstaatsminister zu seiner wichtigsten und schwierigsten Aufgabe gemacht, der Geschichtserzählung deutscher Flucht- und Vertreibungsopfer einen neuen Platz in der Geschichtspolitik und der Erinnerung der Deutschen zu schaffen. Von einem Sichtbaren Zeichen in Berlin spricht der Koalitionsvertrag. Für ein museumsartiges Zentrum gegen Vertreibungen werben weiterhin die Verbände der Heimatvertriebenen.
Mit einer großen Ausstellung "Erzwungene Wege" zeigen sie zurzeit in Berlin, wie sie selbst die Deutung ihrer eigenen Geschichte in den großen Zusammenhang von Flucht und Vertreibungswellen im Europa des 20. Jahrhunderts einbetten wollen. Die Ausstellung wurde - zumindest in Deutschland - auch von Skeptikern mit Beifall bedacht. Umso mehr muss es Kulturstaatsminister Neumann schmerzen, dass ausgerechnet sein eigenes Haus nun für neuen Streit um den Umgang mit der Vertreibungsgeschichte sorgte.
Die Rücktrittsforderungen gegen Neumanns Abteilungsleiter waren noch nicht verklungen, da musste der Kulturstaatsminister schon das nächste Missgeschick in seiner Behörde korrigieren - und wieder scheint man in Sachen der Heimatvertriebenen übereifrig agiert zu haben. In einem Erlass an die ihm untergeordneten Behörden hatte der Kulturstaatminister angeordnet, am Tag der Heimat, mit dem am kommenden Samstag der Vertreibung von Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht wird, die Bundesflagge zu hissen. Die Beflaggungsanordnung ging auch an die KZ-Gedenkstätte Buchenwald und das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Mit dem Hinweis auf ein "technisches Versehen" wurde die Anordnung für diese Gedenkstätten mittlerweile wieder zurückgezogen.
Kulturstaatsminister Neumann musste in dieser Woche immer wieder versichern, dass in seinem Haus nicht an einer Umdeutung der Geschichte von NS-Opfern und deutschen Heimatvertriebenen gearbeitet werde. NS-Diktatur und Holocaust seien in ihrer grausamen Dimension einzigartig und durch nichts zu relativieren, erklärte Neumann.
Zugleich aber hat es sich der Kulturstaatsminister zu seiner wichtigsten und schwierigsten Aufgabe gemacht, der Geschichtserzählung deutscher Flucht- und Vertreibungsopfer einen neuen Platz in der Geschichtspolitik und der Erinnerung der Deutschen zu schaffen. Von einem Sichtbaren Zeichen in Berlin spricht der Koalitionsvertrag. Für ein museumsartiges Zentrum gegen Vertreibungen werben weiterhin die Verbände der Heimatvertriebenen.
Mit einer großen Ausstellung "Erzwungene Wege" zeigen sie zurzeit in Berlin, wie sie selbst die Deutung ihrer eigenen Geschichte in den großen Zusammenhang von Flucht und Vertreibungswellen im Europa des 20. Jahrhunderts einbetten wollen. Die Ausstellung wurde - zumindest in Deutschland - auch von Skeptikern mit Beifall bedacht. Umso mehr muss es Kulturstaatsminister Neumann schmerzen, dass ausgerechnet sein eigenes Haus nun für neuen Streit um den Umgang mit der Vertreibungsgeschichte sorgte.