Jetzt nicht die Nerven verlieren
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Wegen dem Missmanagement der Coronakrise werden erste Forderungen nach personellen Konsequenzen laut. RTL-Politikchef Nikolaus Blome hält davon nicht viel: Ein Rücktritt von Jens Spahn würde das Vertrauen der Bürger eher schwächen als stärken.
Das Missmanagement der Coronakrise führt nun auch zu ersten Rücktrittsforderungen. FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat sich dafür ausgesprochen, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn aus dem Spiel zu nehmen. Dessen Auswechselung "würde helfen, neues Vertrauen in der Bevölkerung in den Staat zu schaffen", sagte Kubicki dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Mehr Vertrauen durch neues Personal?
Nikolaus Blome, Politikchef von RTL und n-tv, lässt keinen Zweifel daran, dass er Spahns politische Leistungen beim Kampf gegen die Pandemie für eher dürftig hält. Das Vertrauen in die Regierung in Sachen Corona sei derzeit auf einem Tiefststand, sagt er. Dennoch glaube er nicht, dass es gestärkt würde, wenn Jens Spahn gehen muss. Im Gegenteil: Dann bekämen die Leute endgültig das Gefühl, der Regierung gleite das Thema aus der Hand und sie verliere die Nerven, meint Blome.
Spahn habe anfangs einen guten Job gemacht, gibt der Journalist zu bedenken. Von der zweiten Welle sei er allerdings genauso unvorbereitet getroffen worden wie alle anderen. "Und das ist sein Versäumnis. Denn man hätte sich vorbereiten können im vergangenen Sommer, unabhängig von der Frage, ob man drei Wochen früher oder später im Herbst, Winter den Lockdown verhängt."
Man hätte die Altenheime besser schützen, die Schulen besser ausrüsten und sich auf das Impfen vorbereiten können. "Das alles ist unterblieben, und jetzt stellt die Bevölkerung mit großem Staunen fest: Die CDU kann es nicht." Das könne man jeden Tag aufs Neue erleben.
Gut gemeint, aber schlecht gemacht
Viele der Maßnahmen rund um Corona seien gut gemeint, aber schlecht gemacht, und das gelte auch für die von der SPD geführten Ministerien, sagt Blome. Einen großen Teil der Verantwortung für die Krise trügen zudem auch die Länder: "Eine Impfhotline, die zusammenbricht, hat nichts mit der Bundesregierung zu tun."
Wenn die Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin eine Art Notbremse bei einer Inzidenz von 100 beschlössen und sich dann Landkreise und Bundesländer hinterher nicht daran hielten, sei das nicht akzeptabel, betont Blome. Dann könne man "die Runden bei Frau Merkel" auch abschaffen.
(ahe)