Mit 80 auf dem Höhepunkt seines Schaffens
Roman Polanski sei seit seinem Spätwerk "Der Pianist" so erfolgreich wie nie, meint sein Biograf Paul Werner. Der eigenwillige Regisseur, der 80 Jahre alt wird, drehe zum Ende seiner Karriere seine besten Filme und sei sehr produktiv.
Hettinger: Herr Werner, gleich zu Beginn Ihrer Biografie, da beschreiben Sie eine Szene, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Pfadfinderzeltlager in Bitov spielt, in Hinterpommern, dort begegnen wir einem kleinen Jungen, einem schüchternen Außenseiter, der ganz lange abseits steht, und der sich dann eines Abends doch traut, etwas vorzutragen bei den Lagerfeuerrunden dieser Gruppe. Warum war Ihnen diese Episode aus dem Leben Roman Polanskis so wichtig, dass Sie Ihre Biografie damit begonnen haben?
Werner: Also für mich ist das die Schlüsselszene zu dem Charakter und natürlich später auch zu dem Werk von Roman Polanski. Der kleine Junge erkennt zum ersten Mal, dass er über den kleinen Jungen hinaus etwas ganz Großes hat, nämlich ein einzigartiges Talent, Leute zu unterhalten, und er erkennt zugleich, dass das das ist, was wer in seinem Leben machen will.
Hettinger: Diese Unterhaltung ist natürlich eine Sache, aber man hat nach Ihrer Schilderung so richtig das Gefühl, wie viel Schmerz, wie viel Zerknirschung, wie viel Selbstüberwindung am Anfang stehen und wie erfüllend diese Belohnung danach ist, dieses Himmelhochjauchzend, zu Tode Betrübt, diese beiden Modi, ist das, ja, im Prinzip das Bauprinzip des Roman Polanski?
Werner: Roman Polanski ist ein Mann mit mehreren Gesichtern. Er ist einerseits zum Beispiel ein sehr – was alle seine Freunde sagen – ein sehr großzügiger Gastgeber, andererseits ist – und das habe ich ja auch selber schon erfahren am eigenen Leibe – Journalisten gegenüber sehr, sehr misstrauisch und abweisend. Er ist zugleich eine sehr öffentliche Figur, er scheut sich nicht, irgendwelche Details aus seinem Leben zu erzählen, andererseits ist er überhaupt keine offene Figur. Also mit seinen Emotionen hält er sich sehr zurück, er lässt sich nicht in die Karten schauen. Er vermittelt alles, was er ausdrücken will, durch seine Filme.
Hettinger: Sie beschreiben an einer Stelle in Ihrer Biografie eine ziemlich turbulente Junggesellen-WG in der Via Appia Antica in Rom, wo Polanski und drei seiner Freunde fast vier Jahre lang gelebt haben. Das klingt in Ihrer Beschreibung ziemlich spektakulär, da sind vier wirkliche, ich sage mal, Typen am Werk, andererseits skizzieren Sie Polanski auch als scheuen Einzelgänger. Wie viel Gesellschaft hat er gebraucht, wie viel Gesellschaft hat er ertragen, um kreativ arbeiten zu können?
Werner: Also er hatte ja Zeit seines Lebens immer eine Entourage mit sich herumgeschleppt mit wechselnden Personen, es gibt ein paar Leute aus seiner polnischen Zeit in Lodz von der Filmhochschule, die er lange mitgeschleppt hat. Ein sehr intensiver Begleiter seiner Karriere war halt Gerard Brach, sein langjähriger Drehbuchautor, mit dem er eigentlich die größten Filme bis in die 80er-Jahre hinein zusammen geschrieben hat. Also er hat seine Freunde, seine Bekannten, seine Mitarbeiter, die er mit sich rumschleppt, die braucht er irgendwie schon.
Hettinger: Sie beschreiben, wie Polanski im Jahre 1976 seine erste große Hauptrolle spielt: die Hauptfigur in dem Film "Der Mieter". Was meinen Sie, was macht Roman Polanski Ihrer Ansicht nach als Schauspieler aus?
Werner: Das Überraschende bei Polanski ist ja, dass er ursprünglich gar kein Regisseur werden wollte, sondern Schauspieler. Mit einer Körpergröße von 1,65 Meter hat man ihn damals an die Schauspielschule nicht gelassen in Krakau, weil man meinte, es gäbe nicht genug Rollen für so einen Kleinen. Die Filmgeschichte und die Theatergeschichte hat die damaligen Juroren eines Besseren belehrt. Er ist eigentlich von Hause aus Schauspieler, es ist, glaube ich, sein Lebenstraum immer schon gewesen, Schauspieler zu sein, also mehr noch als Regisseur, und er ist dadurch, dass er abgewiesen wurde an der Schauspielschule, halt dann Regisseur geworden, und das ist aber dann doch sein größtes Talent, würde ich mal sagen.
Hettinger: Das Leben von Polanski, aber auch seine Karriere, die verlaufen sehr, sehr polar. Sie beschreiben etliche Abstürze in schwarze Löcher, auf die dann Filmtriumphe folgen. Bei "Tess" beispielsweise tun Sie das sehr ausführlich. Woraus resultieren solche Krisen Ihrer Ansicht nach?
Werner: Also die Krise, die hängt mit seiner Flucht aus den USA zusammen. Er hat also damals, nach dieser Vergewaltigung dieser 13-Jährigen ist er ja geflohen aus den USA und hat sich dem Gerichtsverfahren, dem endgültigen Gerichtsverfahren entzogen und fiel danach natürlich in ein schwarzes Loch, als er sich nach Paris abgesetzt hat, und hat in den Jahren zwischen 1980 und 2000 in immerhin 20 Jahren noch fünf Filme realisieren können. Das war, glaube ich, seine schlimmste Krisenzeit – das Überraschende an der Vita Polanskis ist, dass er sich dann im doch fortgeschrittenen Alter, wo die meisten Regisseure aufhören zu arbeiten, dann noch mal eine ganz große Phase seiner Karriere begonnen hat, die bis heute anhält, nämlich mit dem "Pianisten" Anfang des neuen Jahrtausends.
Hettinger: So was wie ein Spätwerk – ich habe mich da teilweise so ein bisschen an die großen künstlerischen Heldensagen des 19. Jahrhunderts erinnert gefühlt, wo so der große, weise Künstler mit der Summe seiner Weltsicht und seiner Erfahrung noch mal Unerhörtes schafft. Geht das in die Richtung?
Werner: Das geht in die Richtung, das ist allerdings bei Filmregisseuren im Unterschied, sagen wir mal, zu Malern oder Schriftstellern sehr ungewöhnlich. Die meisten Filmregisseure machen nicht unbedingt die besten Filme am Ende ihrer Karriere, es gibt eigentlich nur die Ausnahme Luis Buñuel, der halt auch in seinem hohen Alter in den 80ern noch gute Filme gemacht hat, Polanski jetzt, der wird jetzt 80, der dreht jetzt auch nicht nur mit die besten Filme seiner Karriere, er dreht jetzt auch in immer kürzer werdenden Abständen, habe ich das Gefühl. Er hat jetzt seinen 21. Film sogar schon in Arbeit, und er dreht jetzt also mit einer unglaublichen Schaffenskraft und offenbar auch mit einer unglaublichen Energie, die also nicht zu erwarten gewesen wäre, sagen wir mal, um das Jahr 1999 herum.
Hettinger: Hat er sich denn mal geäußert, wie er zu diesem Betrieb des Filmemachens steht?
Werner: Also er hatte ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu Hollywood. Er versuchte ja sein Leben lang, versuchte er ja immer, internationale Filme zu drehen, das heißt, er dreht seine Filme bis auf den letzten jetzt stets auf Englisch, und versucht immer, mit internationalen Stars zu arbeiten, und dadurch, dass er amerikanischen Boden nicht betreten darf, ist er natürlich von Hollywood ziemlich abgeschnitten gewesen eine Zeit lang, und versuchte dann, die Stars nach Frankreich oder nach Deutschland zu bekommen, um hier mit ihnen zu drehen. Er ist bei Schauspielern sehr beliebt, jeder arbeitet gerne mit ihm, aber die Finanzierung von den doch sehr oft teuren Filmprojekten, die hat halt nicht immer geklappt – in den 80er- und 90er-Jahren auf jeden Fall nicht.
Hettinger: Sie sagen, er ist bei Schauspielern beliebt – ich kann es mir kaum vorstellen, dass jemand, der so akribisch, auch im Detail arbeitet, dass der von Schauspielern in irgendeiner Weise umarmt oder umgarnt wird. Was macht diese Beliebtheit aus?
Werner: Ja, genau das, also er triezt seine Schauspieler ohne Ende und schafft es aber dann doch, sie zu ihren Höchstleistungen in ihrer Karriere dann zu treiben. Also die Dreharbeiten sind anstrengend, aber das Ergebnis, was dabei herauskommt, ist dann höchst befriedigend.
Hettinger: Nun gut, das funktioniert, denke ich mal, bei jemandem, den man einmal im Jahr sieht, relativ gut, aber er dreht ja auch oft mit seiner Ehefrau. Wie funktioniert das denn?
Werner: Ja, das ist ein schwieriges Kapitel, mit seiner eigenen Ehefrau, mit seinem eigenen Ehepartner zu arbeiten. Offenbar haben die beiden aber einen Modus gefunden, dass es funktioniert. In seinem letzten Film funktioniert es auf jeden Fall wunderbar, bei "Bitter Moon" und "Frantic" mit Abstrichen, die beiden ersten Filme, die er mit seiner Frau gedreht hat, aber jetzt funktioniert es auf jeden Fall. In dem neuen Film, der jetzt in die Kinos kommt, ist es eine wunderbare Zusammenarbeit.
Hettinger: Was glauben Sie, würden die Filme von Roman Polanski anders aussehen, wenn sein Leben weniger tragisch, weniger turbulent verlaufen wäre?
Werner: Möglicherweise ja. Es ist natürlich so, dass diese ganzen Einflüsse sich schon in der Herangehensweise in seinen Filmen durchaus wiederfindet. Es gibt da zum Beispiel bei Polanski so gut wie nie einen auch nur annähernd, was man als Happy End bezeichnen könnte, also … er ist da schon sehr eigenwillig und sehr eigenartig, und insofern auch da ein sehr europäischer Regisseur.
Hettinger: Heute wird der Filmregisseur Roman Polanski 80 Jahre alt. Wir haben gesprochen mit dem Biografen Paul Werner. Seine große Polanski-Biografie ist im Verlag Langen Müller erschienen. Herr Werner, ganz herzlichen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Werner: Also für mich ist das die Schlüsselszene zu dem Charakter und natürlich später auch zu dem Werk von Roman Polanski. Der kleine Junge erkennt zum ersten Mal, dass er über den kleinen Jungen hinaus etwas ganz Großes hat, nämlich ein einzigartiges Talent, Leute zu unterhalten, und er erkennt zugleich, dass das das ist, was wer in seinem Leben machen will.
Hettinger: Diese Unterhaltung ist natürlich eine Sache, aber man hat nach Ihrer Schilderung so richtig das Gefühl, wie viel Schmerz, wie viel Zerknirschung, wie viel Selbstüberwindung am Anfang stehen und wie erfüllend diese Belohnung danach ist, dieses Himmelhochjauchzend, zu Tode Betrübt, diese beiden Modi, ist das, ja, im Prinzip das Bauprinzip des Roman Polanski?
Werner: Roman Polanski ist ein Mann mit mehreren Gesichtern. Er ist einerseits zum Beispiel ein sehr – was alle seine Freunde sagen – ein sehr großzügiger Gastgeber, andererseits ist – und das habe ich ja auch selber schon erfahren am eigenen Leibe – Journalisten gegenüber sehr, sehr misstrauisch und abweisend. Er ist zugleich eine sehr öffentliche Figur, er scheut sich nicht, irgendwelche Details aus seinem Leben zu erzählen, andererseits ist er überhaupt keine offene Figur. Also mit seinen Emotionen hält er sich sehr zurück, er lässt sich nicht in die Karten schauen. Er vermittelt alles, was er ausdrücken will, durch seine Filme.
Hettinger: Sie beschreiben an einer Stelle in Ihrer Biografie eine ziemlich turbulente Junggesellen-WG in der Via Appia Antica in Rom, wo Polanski und drei seiner Freunde fast vier Jahre lang gelebt haben. Das klingt in Ihrer Beschreibung ziemlich spektakulär, da sind vier wirkliche, ich sage mal, Typen am Werk, andererseits skizzieren Sie Polanski auch als scheuen Einzelgänger. Wie viel Gesellschaft hat er gebraucht, wie viel Gesellschaft hat er ertragen, um kreativ arbeiten zu können?
Werner: Also er hatte ja Zeit seines Lebens immer eine Entourage mit sich herumgeschleppt mit wechselnden Personen, es gibt ein paar Leute aus seiner polnischen Zeit in Lodz von der Filmhochschule, die er lange mitgeschleppt hat. Ein sehr intensiver Begleiter seiner Karriere war halt Gerard Brach, sein langjähriger Drehbuchautor, mit dem er eigentlich die größten Filme bis in die 80er-Jahre hinein zusammen geschrieben hat. Also er hat seine Freunde, seine Bekannten, seine Mitarbeiter, die er mit sich rumschleppt, die braucht er irgendwie schon.
Hettinger: Sie beschreiben, wie Polanski im Jahre 1976 seine erste große Hauptrolle spielt: die Hauptfigur in dem Film "Der Mieter". Was meinen Sie, was macht Roman Polanski Ihrer Ansicht nach als Schauspieler aus?
Werner: Das Überraschende bei Polanski ist ja, dass er ursprünglich gar kein Regisseur werden wollte, sondern Schauspieler. Mit einer Körpergröße von 1,65 Meter hat man ihn damals an die Schauspielschule nicht gelassen in Krakau, weil man meinte, es gäbe nicht genug Rollen für so einen Kleinen. Die Filmgeschichte und die Theatergeschichte hat die damaligen Juroren eines Besseren belehrt. Er ist eigentlich von Hause aus Schauspieler, es ist, glaube ich, sein Lebenstraum immer schon gewesen, Schauspieler zu sein, also mehr noch als Regisseur, und er ist dadurch, dass er abgewiesen wurde an der Schauspielschule, halt dann Regisseur geworden, und das ist aber dann doch sein größtes Talent, würde ich mal sagen.
Hettinger: Das Leben von Polanski, aber auch seine Karriere, die verlaufen sehr, sehr polar. Sie beschreiben etliche Abstürze in schwarze Löcher, auf die dann Filmtriumphe folgen. Bei "Tess" beispielsweise tun Sie das sehr ausführlich. Woraus resultieren solche Krisen Ihrer Ansicht nach?
Werner: Also die Krise, die hängt mit seiner Flucht aus den USA zusammen. Er hat also damals, nach dieser Vergewaltigung dieser 13-Jährigen ist er ja geflohen aus den USA und hat sich dem Gerichtsverfahren, dem endgültigen Gerichtsverfahren entzogen und fiel danach natürlich in ein schwarzes Loch, als er sich nach Paris abgesetzt hat, und hat in den Jahren zwischen 1980 und 2000 in immerhin 20 Jahren noch fünf Filme realisieren können. Das war, glaube ich, seine schlimmste Krisenzeit – das Überraschende an der Vita Polanskis ist, dass er sich dann im doch fortgeschrittenen Alter, wo die meisten Regisseure aufhören zu arbeiten, dann noch mal eine ganz große Phase seiner Karriere begonnen hat, die bis heute anhält, nämlich mit dem "Pianisten" Anfang des neuen Jahrtausends.
Hettinger: So was wie ein Spätwerk – ich habe mich da teilweise so ein bisschen an die großen künstlerischen Heldensagen des 19. Jahrhunderts erinnert gefühlt, wo so der große, weise Künstler mit der Summe seiner Weltsicht und seiner Erfahrung noch mal Unerhörtes schafft. Geht das in die Richtung?
Werner: Das geht in die Richtung, das ist allerdings bei Filmregisseuren im Unterschied, sagen wir mal, zu Malern oder Schriftstellern sehr ungewöhnlich. Die meisten Filmregisseure machen nicht unbedingt die besten Filme am Ende ihrer Karriere, es gibt eigentlich nur die Ausnahme Luis Buñuel, der halt auch in seinem hohen Alter in den 80ern noch gute Filme gemacht hat, Polanski jetzt, der wird jetzt 80, der dreht jetzt auch nicht nur mit die besten Filme seiner Karriere, er dreht jetzt auch in immer kürzer werdenden Abständen, habe ich das Gefühl. Er hat jetzt seinen 21. Film sogar schon in Arbeit, und er dreht jetzt also mit einer unglaublichen Schaffenskraft und offenbar auch mit einer unglaublichen Energie, die also nicht zu erwarten gewesen wäre, sagen wir mal, um das Jahr 1999 herum.
Hettinger: Hat er sich denn mal geäußert, wie er zu diesem Betrieb des Filmemachens steht?
Werner: Also er hatte ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu Hollywood. Er versuchte ja sein Leben lang, versuchte er ja immer, internationale Filme zu drehen, das heißt, er dreht seine Filme bis auf den letzten jetzt stets auf Englisch, und versucht immer, mit internationalen Stars zu arbeiten, und dadurch, dass er amerikanischen Boden nicht betreten darf, ist er natürlich von Hollywood ziemlich abgeschnitten gewesen eine Zeit lang, und versuchte dann, die Stars nach Frankreich oder nach Deutschland zu bekommen, um hier mit ihnen zu drehen. Er ist bei Schauspielern sehr beliebt, jeder arbeitet gerne mit ihm, aber die Finanzierung von den doch sehr oft teuren Filmprojekten, die hat halt nicht immer geklappt – in den 80er- und 90er-Jahren auf jeden Fall nicht.
Hettinger: Sie sagen, er ist bei Schauspielern beliebt – ich kann es mir kaum vorstellen, dass jemand, der so akribisch, auch im Detail arbeitet, dass der von Schauspielern in irgendeiner Weise umarmt oder umgarnt wird. Was macht diese Beliebtheit aus?
Werner: Ja, genau das, also er triezt seine Schauspieler ohne Ende und schafft es aber dann doch, sie zu ihren Höchstleistungen in ihrer Karriere dann zu treiben. Also die Dreharbeiten sind anstrengend, aber das Ergebnis, was dabei herauskommt, ist dann höchst befriedigend.
Hettinger: Nun gut, das funktioniert, denke ich mal, bei jemandem, den man einmal im Jahr sieht, relativ gut, aber er dreht ja auch oft mit seiner Ehefrau. Wie funktioniert das denn?
Werner: Ja, das ist ein schwieriges Kapitel, mit seiner eigenen Ehefrau, mit seinem eigenen Ehepartner zu arbeiten. Offenbar haben die beiden aber einen Modus gefunden, dass es funktioniert. In seinem letzten Film funktioniert es auf jeden Fall wunderbar, bei "Bitter Moon" und "Frantic" mit Abstrichen, die beiden ersten Filme, die er mit seiner Frau gedreht hat, aber jetzt funktioniert es auf jeden Fall. In dem neuen Film, der jetzt in die Kinos kommt, ist es eine wunderbare Zusammenarbeit.
Hettinger: Was glauben Sie, würden die Filme von Roman Polanski anders aussehen, wenn sein Leben weniger tragisch, weniger turbulent verlaufen wäre?
Werner: Möglicherweise ja. Es ist natürlich so, dass diese ganzen Einflüsse sich schon in der Herangehensweise in seinen Filmen durchaus wiederfindet. Es gibt da zum Beispiel bei Polanski so gut wie nie einen auch nur annähernd, was man als Happy End bezeichnen könnte, also … er ist da schon sehr eigenwillig und sehr eigenartig, und insofern auch da ein sehr europäischer Regisseur.
Hettinger: Heute wird der Filmregisseur Roman Polanski 80 Jahre alt. Wir haben gesprochen mit dem Biografen Paul Werner. Seine große Polanski-Biografie ist im Verlag Langen Müller erschienen. Herr Werner, ganz herzlichen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.