Mit Comics gegen Klischees
Vor sieben Jahren erschien der erste Band von "Persepolis". Darin erzählt Marjan Satrapi mithilfe von Schwarzweiß-Zeichnungen und Sprechblasen von ihrer Kindheit im Iran, vom Regime des Schahs und dessen Ende, von den religiösen Fanatikern, die ihm nachfolgten und davon wie sie all dies als Kind erlebt, das in einem liberalen Elternhaus aufwächst. Es folgten drei weitere Bände. Hunderttausendfach wurden ihre ironisch-lakonischen Geschichten inzwischen aufgelegt und mit Preisen bedacht. Jetzt läuft die Verfilmung von "Persepolis" in den Kinos an.
Als Kind wollte Marjane Satrapi Prophetin werden und die Welt retten. Damals führte sie lange Gespräche mit Gott. Ihre Eltern gehörten zu einem Kreis linker Intellektueller, die darauf hofften, dass das damalige Regime des Schahs durch eine marxistische Revolution beseitigt werden würde. Als Marjane Satrapi zehn Jahre alt war, kamen jedoch die Islamisten an die Macht. Die richteten unter anderem ihren geliebten Onkel hin. Marji, die Protagonistin ihres Comics sowie des Films "Persepolis", schreit daraufhin ihren Gott an: "Raus hier ich will Dich nicht mehr sehen".
"Als ich ein Kind war, fühlte ich mich für den Rest der Menschheit mit verantwortlich. Heute fühle ich mich in erster Linie für mich selbst verantwortlich und das ist schon viel. Sich für den Rest der Menschheit zuständig fühlen - vergiss es! Ich habe die Idee, Prophetin zu werden, längst aufgegeben, ich glaube nicht mehr an die Veränderung von Massen. Sobald du eine Gruppe von Menschen hast, ist es schon alles vorbei. Das wichtigste ist es, einen persönlichen Standpunkt zu vertreten und über den Menschen nachzudenken und nicht gleich über die ganze Menschheit."
Marjane Satrapi ist heute 37 Jahre alt und lebt seit fast 15 Jahren in Paris. Schon als Jugendliche war sie von ihren Eltern für einige Zeit auf eine Schule in Wien geschickt worden - Mutter und Vater hatten Angst um ihre rebellische Tochter und wollten sie damals dem Zugriff der religiösen Wächter entziehen.
Marjane Satrapi sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen, die in hochhackigen, schwarzen Lacklederstiefeln stecken, auf dem Sofa und zündet sich eine Zigarette nach der anderen an. Sie will rauchen, wo auch immer sie möchte - staatlich verordnete Rauchverbote symbolisieren für sie einen Eingriff in ihre individuelle Freiheit, die sie entschieden verteidigt.
"Seit wann passt der Staat auf uns auf? Was ist denn dann mit dem ganzen Essen, das sie zulassen, die Arbeitskonditionen etc. etc., dieser ganze Mist, und jetzt das Ding mit den Rauchern. Sie fangen an für mich zu denken, sagen mir, was ich tun soll - das verletzt mein individuelles Freiheitsrecht. Es geht mir so auf die Nerven, was soll das - rauchen tötet dich. Leben tötet dich. Wenn Du Leben schenkst, dann gehört der Tod gleich dazu."
Sie hat im Iran Kunst studiert, bis sie die geistige Enge und die Restriktionen dort nicht länger ertrug und wieder ins Exil ging. Mit dem Abschied von ihrem Land beginnt auch der Film.
"In 'Persepolis' ist der Wendepunkt der Geschichte das Exil, es ist die Nostalgie von jemandem, der nicht mehr in seinem Land ist. Da ist jemand am Flughafen und sie hat kein Ticket für den Rückflug. Sie sitzt am Flughafen und erinnert sich an ihr ganzes Leben, so führt alles auf das Exil zu, das ist der wahre Wendepunkt."
Sie erinnert, wie ihre Eltern hinter verschlossenen Gardinen rauschende Feste feiern mit Alkohol, den ein Onkel heimlich destilliert. Wie ihre Mutter eines Tages von einem Religionswächter angeherrscht wird: "Frauen wie dich sollte man auf der Straße durchficken und dann auf den Müll schmeißen". Sie entsinnt, wie sie als Kind mitbekommt, dass Gefolterte von ihren Erlebnissen berichten, woraufhin sie ihre Eindrücke gleich mit ihren Freunden nachspielen will. Der Film erzählt mit den gleichen kindlich-naiv anmutenden Schwarzweiß-Bildern wie ihre Comics und, bei aller Tragik ihrer persönlichen sowie der Geschichte ihres Landes, mit viel Humor.
"Ich kann mich nicht anders ausdrücken als durch das Zeichnen, ich bin keine gute Schreiberin. Außerdem gibt es da etwas Universelles an der Sprache des Zeichnens, weil die Menschen, bevor sie schreiben, bevor sie überhaupt sprechen konnten, zunächst gemalt haben. Und die Abstraktion des Zeichnens bewirkt, dass es überall passieren kann und es ist sehr leicht sich mit den Zeichnungen zu identifizieren.
Und da ist noch etwas anderes, der Humor, das ist der beste Weg einander zu verstehen. Über das Lachen kannst du den Geist des anderen verstehen und du hast keine Angst vor jemandem, mit dem du lachen kannst. Und schließlich ist lachen kommunikativ. Weinen kannst du alleine, aber wenn du nicht verrückt bist, dann lachst du nicht mit dir alleine, sondern mit andern Menschen gemeinsam."
Und eines liegt Marjane Satrapi besonders am Herzen - ein anderes Bild von den Menschen im Iran zu vermitteln - jenseits der von ihr so gehassten gängigen Klischees.
"Die Klischees über den Iran, werden sich, fürchte ich, nie verändern. Da können wir machen, was wir wollen. Meine Aufgabe als Künstlerin ist es, Fragen zu stellen. Ich habe keine Antworten. Ich sage nie, das ist gut oder nicht. Ich beschreibe eine Situation und jeder kann sich seinen Teil dazu denken. Bisher habe ich viele großartige Reaktionen auf meinen Film bekomme. Gerade erst bin ich in Frankreich einer Frau aus dem Iran begegnet, die zu mir etwas sagte, das mir fast das Herz gebrochen hätte: Seit ich Deinen Film gesehen habe, fühle ich mich ein bisschen weniger als Fremde."
"Als ich ein Kind war, fühlte ich mich für den Rest der Menschheit mit verantwortlich. Heute fühle ich mich in erster Linie für mich selbst verantwortlich und das ist schon viel. Sich für den Rest der Menschheit zuständig fühlen - vergiss es! Ich habe die Idee, Prophetin zu werden, längst aufgegeben, ich glaube nicht mehr an die Veränderung von Massen. Sobald du eine Gruppe von Menschen hast, ist es schon alles vorbei. Das wichtigste ist es, einen persönlichen Standpunkt zu vertreten und über den Menschen nachzudenken und nicht gleich über die ganze Menschheit."
Marjane Satrapi ist heute 37 Jahre alt und lebt seit fast 15 Jahren in Paris. Schon als Jugendliche war sie von ihren Eltern für einige Zeit auf eine Schule in Wien geschickt worden - Mutter und Vater hatten Angst um ihre rebellische Tochter und wollten sie damals dem Zugriff der religiösen Wächter entziehen.
Marjane Satrapi sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen, die in hochhackigen, schwarzen Lacklederstiefeln stecken, auf dem Sofa und zündet sich eine Zigarette nach der anderen an. Sie will rauchen, wo auch immer sie möchte - staatlich verordnete Rauchverbote symbolisieren für sie einen Eingriff in ihre individuelle Freiheit, die sie entschieden verteidigt.
"Seit wann passt der Staat auf uns auf? Was ist denn dann mit dem ganzen Essen, das sie zulassen, die Arbeitskonditionen etc. etc., dieser ganze Mist, und jetzt das Ding mit den Rauchern. Sie fangen an für mich zu denken, sagen mir, was ich tun soll - das verletzt mein individuelles Freiheitsrecht. Es geht mir so auf die Nerven, was soll das - rauchen tötet dich. Leben tötet dich. Wenn Du Leben schenkst, dann gehört der Tod gleich dazu."
Sie hat im Iran Kunst studiert, bis sie die geistige Enge und die Restriktionen dort nicht länger ertrug und wieder ins Exil ging. Mit dem Abschied von ihrem Land beginnt auch der Film.
"In 'Persepolis' ist der Wendepunkt der Geschichte das Exil, es ist die Nostalgie von jemandem, der nicht mehr in seinem Land ist. Da ist jemand am Flughafen und sie hat kein Ticket für den Rückflug. Sie sitzt am Flughafen und erinnert sich an ihr ganzes Leben, so führt alles auf das Exil zu, das ist der wahre Wendepunkt."
Sie erinnert, wie ihre Eltern hinter verschlossenen Gardinen rauschende Feste feiern mit Alkohol, den ein Onkel heimlich destilliert. Wie ihre Mutter eines Tages von einem Religionswächter angeherrscht wird: "Frauen wie dich sollte man auf der Straße durchficken und dann auf den Müll schmeißen". Sie entsinnt, wie sie als Kind mitbekommt, dass Gefolterte von ihren Erlebnissen berichten, woraufhin sie ihre Eindrücke gleich mit ihren Freunden nachspielen will. Der Film erzählt mit den gleichen kindlich-naiv anmutenden Schwarzweiß-Bildern wie ihre Comics und, bei aller Tragik ihrer persönlichen sowie der Geschichte ihres Landes, mit viel Humor.
"Ich kann mich nicht anders ausdrücken als durch das Zeichnen, ich bin keine gute Schreiberin. Außerdem gibt es da etwas Universelles an der Sprache des Zeichnens, weil die Menschen, bevor sie schreiben, bevor sie überhaupt sprechen konnten, zunächst gemalt haben. Und die Abstraktion des Zeichnens bewirkt, dass es überall passieren kann und es ist sehr leicht sich mit den Zeichnungen zu identifizieren.
Und da ist noch etwas anderes, der Humor, das ist der beste Weg einander zu verstehen. Über das Lachen kannst du den Geist des anderen verstehen und du hast keine Angst vor jemandem, mit dem du lachen kannst. Und schließlich ist lachen kommunikativ. Weinen kannst du alleine, aber wenn du nicht verrückt bist, dann lachst du nicht mit dir alleine, sondern mit andern Menschen gemeinsam."
Und eines liegt Marjane Satrapi besonders am Herzen - ein anderes Bild von den Menschen im Iran zu vermitteln - jenseits der von ihr so gehassten gängigen Klischees.
"Die Klischees über den Iran, werden sich, fürchte ich, nie verändern. Da können wir machen, was wir wollen. Meine Aufgabe als Künstlerin ist es, Fragen zu stellen. Ich habe keine Antworten. Ich sage nie, das ist gut oder nicht. Ich beschreibe eine Situation und jeder kann sich seinen Teil dazu denken. Bisher habe ich viele großartige Reaktionen auf meinen Film bekomme. Gerade erst bin ich in Frankreich einer Frau aus dem Iran begegnet, die zu mir etwas sagte, das mir fast das Herz gebrochen hätte: Seit ich Deinen Film gesehen habe, fühle ich mich ein bisschen weniger als Fremde."