Mit dem Avatar im Supermarkt

Von Philipp Schnee |
Menschen reden nicht gerne mit Maschinen. Deshalb geben Forscher in Köln und Saarbrücken ihren Robotern ein freundliches Gesicht. Diese künstliche Wesen können mittlerweile Mimik und Gestik einsetzen. Und sie können Sprache verstehen. Außerdem sind sie sehr hilfsbereit.
"Guten Tag und willkommen. Lassen Sie mich zeigen, was wir alles erledigen können."

Eine junge Frau begrüßt uns von einem Bildschirm, der in den Kühlschrank der Modellküche eingelassen ist. Eine blonde Strähne hängt ihr ins Gesicht, sie trägt eine weiße Bluse und blaue Jeans.

"Wenn Sie möchten, erstellen wir eine Einkaufsliste und überprüfen Ihren Vorrat an Lebensmitteln. Leckere Gerichte gibt es hier im Kochbuch."

Die virtuelle Gesprächspartnerin in der Küche ist Teil eines Forschungsprojektes des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken mit dem Kölner Unternehmen Charamel.

Mit einer einladenden Handbewegung bittet die Dame uns näher zu treten und mit ihr, also eigentlich mit dem Kühlschrank, zu sprechen und über Buttons zu kommunizieren. Alexander Reinecke koordiniert das Projekt Interaktive Avatar Kommunikations-Technologie, kurz INTAKT:

"Viele Menschen haben ein Problem mit der Maschine zu sprechen, sobald man einen visuellen Ansprechpartner gegenüberstellt, fällt diese Kommunikation viel einfacher, die Hemmschwelle sinkt. Wir sin es halt evolutionär gewöhnt seit Jahrtausenden mit Menschen zu sprechen und nicht mit Maschinen. Wir brauchen ein Gesicht vor uns."

Einerseits sparen immer mehr Firmen an Kundenbetreuern, die in direkten Kontakt mit den Kunden treten. Andrerseits werden elektronische Geräte immer intelligenter, aber auch komplexer: Da braucht es einen kompetenten Berater, der einem nahe an der alltäglichen Benutzung durch die vielen Anwendungsmöglichkeiten der modernen Technologien führt. Um Menschen die Berührungsängste vor den Maschinen zu nehmen, werden die Avatare entworfen.

"Schauen wir doch mal nach, welche Grundbedarfsartikel fehlen beziehungsweise bei welchen Produkten das Haltbarkeitsdatum bald erreicht ist."

Alle Produkte im Kühlschrank der Zukunft sind mit Mikrochips ausgestattet, die Informationen über Produktart, Haltbarkeit, Füllmenge, an den integrierten Computer funken. So kann die virtuelle Küchenassistentin beim Einkauf helfen.

"Wenn ich Ihnen die fehlenden Produkte aufzählen soll, drücken Sie bitte diesen Button. Zum ergänzen Ihrer Einkaufsliste können Sie dann den Button darunter wählen. Das Gleiche können wir auch für Produkte machen, die bald ablaufen. Die Toleranz in Tagen können Sie hier einstellen. Zur Übertragung auf den Autoschlüssel klicken Sie auf senden."

Eine Berührung des Touchscreens und blitzschnell ist die Liste auf dem Autoschlüssel gespeichert. Fest überzeugt scheinen die Entwickler davon zu sein, dass wir auch in Zukunft mit dem Auto einkaufen fahren. Sicher gibt es da aber auch Alternativen.

Weiter geht es im Supermarkt. Vom Autoschlüssel wird die gespeicherte Einkaufsliste auf einen modernen Einkaufswagen mit Bildschirmen übertragen, natürlich wieder per Funkkontakt.

"Wären Sie so nett und stellen einen leeren Korb in den Wagen. Sehr aufmerksam. Ich helfe Ihnen heute beim Einkauf von zwei Produkten."

Auch hier begrüßt uns wieder die junge Frau. Diesmal wird sie unterstützt von einem virtuellen Verkäufer.

"Hallo Caro. Wie geht´s."
"Danke gut. Wir suchen Saft."
"Sie finden Saft hier im Regal links. Ich sehe, Sie haben sich für O-Saft entschieden. Merziger ist der Hersteller von O-Saft. Es kostet heute 1 Euro 49."
"Gut. Wir brauche noch Müsli."

Die Sprachsteuerung des Avatars muss den Kontext verstehen und auf ihn reagieren können. Eine schwierige Aufgabe für die Entwickler. Alexander Reinecke:

"Spracherkennung funktioniert noch nicht global. Dazu braucht man zu viel Weltwissen. Man steckt das auf kleine Bereiche ab. Sagen wir beim Auto auf die Bedienungsanleitung. Dann kann man sagen, welche Worte, welche Sätze erkannt werden müssen. Und der Avatar erklärt mir dann, was dahinter steckt."

Auch die passende Mimik und Gestik wird programmiert. Ebenso muss dem Avatar ein Hauch von Emotionalität und Persönlichkeit verpasst werden, um seine Glaubwürdigkeit, seine Akzeptanz beim Kunden zu erhöhen:

"Gerade ist nicht viel los."
"Ja genau. Zeit etwas zu entspannen."
"Trotzdem müssen wir aufpassen keine Kunden zu verpassen."
"Das wäre wirklich unhöflich."
"Ich sehe, es geht los."

Alles funktioniert hier über Funktechnik. Auch das Bezahlen.

"Gut, alle Lebensmittel sind eingekauft. Wir können weiter. Nehmen Sie einfach den Korb mit. Sie können nachher an der Kasse automatisch bezahlen."

Anders als ihre Sprache ist ihre Gestik und Mimik schon recht flüssig. Ob die noch etwas hölzern wirkenden Avatare schon mehr sind als technisch mögliche Spielerei und wirklich schon Berührungsängste zwischen Menschen und Maschinen abbauen können, darf noch bezweifelt werden. Aber auf der "Cebit" sollen ja auch Zukunftstechnologien präsentiert werden. Und, die virtuellen Assistenten sind lernwillig.

"Was kann ich noch für Sie tun?"