Mehr Informtationen zum "Ensemble Unterwegs": mit den Musikerinnen Friederike Holzapfel (Bratsche), Anna Reitmeier (Cello), Eva Hennevogl (Violine) und Barbara Schachtner (Sopran).
Vier Frauen auf musikalischer Wandertour
Sommer für Sommer ziehen sie los, ohne Geld, ohne Handy, ohne Zimmerreservierung für die Nacht - aber mit Musikinstrumenten, mit Sanges- und Erlebnislust: das "Ensemble Unterwegs". Im vergangenen Jahr ging es zu Fuß von Essen nach Köln, mit Geige, Bratsche und Cello im Gepäck.
"Wer hat nicht mal, am Rhein in lauer Sommernacht beim Glasel Wein vom Glücke träumend zugebracht."
Passant: "Guten Tag."
Anna Reitmeier und Eva Hennevogl: "Guten Tag. Hallo."
Passant: "Das glaubt mir keiner, dass Sie hier Musik machen, heute. Weil: Ich komm oft hier her, aber das war noch nie so."
Reitmeier: "Sie können einen Beweisflyer mitnehmen."
Passant: "Ich wollte gerade schon mal ein Beweisfoto machen. Ich komm aus Rüttenscheid."
Reitmeier: "Da sind wir losgelaufen. Wir sind Wandermusiker. Uns gibt es wirklich. Keine Fata Morgana."
Passant: "Ja, gut ok. Viel Erfolg."
Musikerinnen: "Danke."
"Einmal am Rhein, Du glaubst die ganze Welt ist dein, es lacht der Mund zu jeder Stund, das kranke Herz, es wird gesund. Komm ich lade dich ein, einmal am Rhein."
Seit sechs Jahren sagen vier Musikerinnen im Sommer der klassischen Konzertbühne Ade und gehen mit ihren Instrumenten auf Tour. Sie nennen sich "Ensemble Unterwegs".
"Jetzt liegt alles nicht mehr so ganz in unserer Hand"
Ein dunkler Samstagmorgen, Ende Juli: Draußen stürmt und regnet es. Für den Nachmittag werden Orkanböen erwartet. Die vier Frauen denken nicht daran, wegen der Unwetterwarnung ihre Wanderung zu verschieben.
Die Reise des "Ensemble Unterwegs" führt von Essen nach Köln, wo sie mit einem Konzert im Kolumba-Museum endet. Die Wanderschaft wird Teil ihres Auftritts sein, denn sie werden nicht nur die Lieder spielen, die sie während der Tour einstudieren, sondern auch von den Begegnungen unterwegs erzählen. Und davon wird es viele geben, denn: Die vier Frauen versuchen, nur mit ihrer Musik als Tauschware eine Mahlzeit und eine Übernachtung zu bekommen.
Friederike Holzapfel: "Mathilda, Tschüss, du Süße. Tschüss. Ciao."
Mann von Friederike Holzapfel: "Tschüss. Komm gut wieder, gesund."
Frau: "Toi toi toi, ich drück die Daumen, dass es nicht ganz so viel regnet."
Barbara Schachtner: "Wir hoffen auch. Aber es soll ja nicht mehr so viel regnen."
"I leg alls in dei Händ: die ersten Juchzer frei lassen: Tja, diridia, i leg alls in dei Händ."
Reitmeier: "Ja, jetzt ist das Gefühl, dass wir raus gespuckt werden auf die Straße. Jetzt liegt alles nicht mehr so ganz in unserer Hand und das Gefühl suchen wir auch."
"I leg alles in dei Händ, in dei Händ leg i alls."
Autorin: "Du gehst sehr vornübergebeugt. Wie geht das mit dem Cello?"
Reitmeier: "Stimmt, ich merke, gerade nach sechs Jahren das erste Mal, dass ich vorne übergebeugt gehe. Aber diese Kraxe habe ich mir quasi vom Militär bestellt - und die sitzt gut auf den Hüften fest und das Gewicht kann man dadurch gut über die Hüften und die Beugung des Rückens ganz gut verteilen und das fühlt sich total gut an. Vielleicht ist es manchmal ein bisschen unangenehm, wenn rechts und links die Fahrradgepäcktaschen zu sehr wackeln, dann bringt es das Ganze aus dem Gleichgewicht."
Während bei Frieda und Eva die Geige beziehungsweise Bratsche unauffällig im großen Wanderrucksack verschwindet, erregt die Cellistin Anna Aufsehen, nicht nur bei Menschen. Hunde verstecken sich verstört, wenn das runde Haupt der Cellohülle hoch über sie hinausragt.
"Mit Instrumenten unter freiem Himmel spielen"
Musikerinnen: "Und jetzt hier? Geradeaus oder weiter? Schöner ist jetzt, da rauf. Ist aber bestimmt ein kleiner Umweg. Machen wir doch einen Umweg. Wir sind dann links von der Straße, oder?"
Ein paar Häuserzeilen weiter, an Kiosken und Cafés vorbei, führt unser Weg auch schon unter einer Straßenbahnbrücke durch ins Grüne.
Holzapfel: "Wettermäßig sind wir tiefenentspannt. Wir sind ja ausgerüstet. Wir haben Regensachen dabei. Wir haben Sonnencreme und Sonnenhut dabei. Wenn der Orkan jetzt so stark wird, dann versuchen wir, irgendwo Unterschlupf zu bekommen. Wir sind ja nicht im Urwald, sondern wir sind wahrscheinlich - in zehn Minuten kommt man am nächsten Haus vorbei. Man nimmt es einfach, wie es kommt. Man kann es ja auch sowieso nicht ändern. Aber wir haben es bis jetzt immer geschafft, und das gibt einem ja auch eine Sicherheit, dass es in der Vergangenheit funktioniert hat, dass es jetzt in der Zukunft auch so wird. Zuversichtlich sind wir, ja."
Die Frauen wollen Musik zu den Leuten bringen - und zugleich auch das eigene Ensemble stärken. Alle vier haben Musik studiert und arbeiten als freischaffende Profimusiker auch für andere Ensembles oder Orchester.
Holzapfel: "Als wir das erste Mal auf Tour gegangen sind, war eigentlich gleich klar, das passt nicht nur menschlich, sondern auch musikalisch, dass wir gerne zusammen weiter spielen wollen. Das war so das Gefühl bei allen, und das hat sich ja auch bestätigt, weil: Wir spielen ja immer noch zusammen; und das ist vor allem auch sehr schön, auch ein Ensemble zu haben, was so aufeinander eingespielt ist."
Eva Hennevogl: "So normalerweise geh ich jetzt persönlich nicht wandern, und für mich ist es eigentlich eher so ein Mitlaufen mit den Anderen, weil das Ensemble eben läuft, und dann halt ich das auch gut aus. Und das Spielen fand ich immer toll. Also, das hat mich eigentlich sehr gereizt, unter freiem Himmel Musik zu machen, das war eigentlich für mich der große Anreiz, Ja zu sagen, zu diesem Projekt überhaupt. Damals, als mich Anna anrief, meinte, wir gehen einfach übers Land, dann dachte ich, das muss schön sein mit dem Instrument unter freiem Himmel zu spielen, losgelöst von diesen äußeren Bedingungen - wie ein Konzert sein müsste oder eben wie es sich anzuhören haben müsste."
Musik für eine Mahlzeit
Barbara Schachtner: "Als wir uns für dieses Projekt entschieden haben, war ja auch: Was spielen wir für Musik? Eigentlich war sehr schnell klar, dass wir auf der Tour das deutsche Volkslied spielen möchten. Ich kenn das aus meiner Kindheit, und ich fand das immer sehr rührend. Das hat was mit den Menschen zu tun. Die singen dann mit. Die haben Tränen in den Augen! Die sind berührt, weil es Geschichten gibt. 'Guten Abend, Gute Nacht' - wie oft haben wir das schon gesungen und wie oft sind die Menschen zu uns und haben gesagt, das hat mir meine Mutter immer vorgesungen und stehen dann wirklich mit Tränen in den Augen vor uns."
Musikerinnen: "Hier jetzt weiter? Links! Also dann wieder zurück zur Hauptstraße hin?"
Der Regen fällt in Strömen, als die vier mit ihren bunten Regencapes den Essener Stadtteil Werden erreicht haben. Die wenigen Menschen, die in der historischen Altstadt zu sehen sind, eilen schnell vorbei, um einen Platz im Trockenen zu finden. Die Frauen beschließen, in einem Café für eine Mahlzeit zu spielen. Beim dritten Anlauf klappt es.
Kellnerin: "Ich mein, wenn Sie jetzt nicht im Weg stehen oder so. Dass der Laden weiterläuft, sage ich."
Schachtner: "Das wird nicht das Problem sein. Wir probieren das einfach mal - und wenn es gar nicht geht, dann …"
Kellnerin: "Sagen wir mal so: Das, was jetzt frei ist, dass ich da noch durch kann irgendwo."
Schachtner: "Danke, danke sehr."
Es wird ganz still im Café, als die Frauen in dem schmalen Gang zwischen Theke und Gastraum ihre Instrumente auspacken.
Die Kellnerin balanciert ihr schweres Tablett mit Kaffee und Kuchen an den Musikerinnen vorbei. Die Gespräche verstummen.
Als die vier nach ihrer Mahlzeit, bestehend aus Kaffee und Brötchen, die ihnen die Kellnerin spendiert, noch einmal ein paar Lieder spielen, ist die Stimmung bestens. Es wird mitgesungen. Ein Gast erzählt, dass die Kellnerin gerade ihre Doktorprüfung bestanden hat.
Mann: "Halt, halt, bleiben Sie mal hier."
Schachtner: "Jetzt habe ich erfahren, dass eine Dame ihren Doktor gemacht hat. Das ist doch perfekt. Da spielen wir gleich ein Ständchen."
Kellnerin: "Danke, danke, danke!"
Schachtner: "Wünschen Sie sich was! Was Schmissiges! Was Trauriges? Was Bayerisches?"
Kellnerin: "Was Bayrisches! Ach, das ist ja toll, danke!"
Kellnerin: "Dankeschön! Vielen Dank, das ist ganz toll."
Frau: "Herrliche Stimme haben Sie, muss ich sagen. Vier sind Sie oder fünf?"
Schachtner: "Dieses Mal fünf."
Frau: "Einer muss ja aufnehmen. Tschüss. Danke, Danke Tschüss."
Ein Café verwandelt sich in einen Konzertsaal
Nachdem die Instrumente wieder in den Schutzhüllen sind und die Frauen ihre Capes übergeworfen haben, geht es weiter.
Hennevogl: "Brötchen, fand ich auch Wahnsinn. Plötzlich kriegen wir was zu Essen, wo man denkt: Naja, vielleicht ist es schon viel, wenn jeder ein Getränk kriegt."
Reitmeier: "Was ich auch toll fand, am Anfang war das so ein gestresstes Zwischen-uns-durch-Switchen und mit dem Tablett alles zu schaffen. Und natürlich sind wir trotzdem tausend Mal aneinandergestoßen. Und dann war das so ein Miteinander: Wir konnten spielen und sie mit ihrem Tablett ganz elegant … Es geht auf miteinander. Zwei unterschiedliche Welten fügen sich plötzlich zusammen. Das ist wirklich toll."
Hennevogl: "Schön war, dass sich das Café in einen Konzertsaal verwandelt hat. Das fand ich total schön! Eine Übernachtung brauchen wir noch jetzt."
Reitmeier: "Nur noch."
Autorin: "Habt ihr Sorge? Es ist besonders spät jetzt, oder?"
Hennevogl: "Sorge würde ich das nicht nennen, aber ich frage mich schon, wie wir in so einem kleinen Kaff bei so einem Wetter … Weil da sitzen die Leute nicht im Garten, vielleicht doch wieder irgendwie Gastwirtschaft, irgendwas hat sie von Reiterhöfen erzählt, die Kellnerin, dass hier irgendwo Reiterhöfe in der Nähe wären. Aber ich weiß nicht, ob die Richtung stimmt."
Reitmeier: "In England waren wir noch später dran, da war es schon dunkel, und wir waren noch auf dem Weg. Deswegen bin ich noch entspannt, weil: Es ist noch hell. Aber das Wetter ist blöder eigentlich als die späte Uhrzeit."
"Die kalten Winde bliesen, mir grad ins Angesicht, der Hut flog mir vom Kopfe, ich wendete mich nicht."
Die Laubwälder rauschen im Regen, ein älterer Herr mit Hund rät uns wegen des Sturms und fallender Äste davon ab, den Waldweg zu nehmen. So gehen wir an der Hauptstraße entlang, an Feldern vorbei und nach etwa einer Stunde erreichen wir Heidhausen. Die Straßen der Wohnsiedlung sind wie leergespült. Die Musikerinnen beschließen, ihr Glück in dem Altersheim zu versuchen, das direkt am Wegesrand auftaucht. Vielleicht können sie den Heimbewohnern ein Konzert im Austausch für eine Übernachtung anbieten? In der hellen Eingangshalle bleiben sie stehen, hinter einer offenen Glasfront sieht man etwa 20 Senioren ihr Abendbrot einnehmen. Eine hilfsbereite Mitarbeiterin ruft für die Frauen bei der Heimleitung an.
Übernachten in der Cafeteria
Älterer Herr: "Sonst ist hier nichts los. Woche ist immer 'Tote Hose'."
Schachtner: "Tote Hose."
Schließlich hat die Mitarbeiterin die Heimleitung erreicht:
Frau: "Es tut uns leid, wir sind eine Senioreneinrichtung."
Schachtner: "Aber toll, dass Sie es so versucht haben. Vielen Dank."
Frau: "Wir wünschen euch jedenfalls alles, alles Gute, das Ihr noch einen Schlafplatz findet irgendwo. Wenn unsere Zimmer nicht so klein wären, und die Heimleitung damit einverstanden wäre, könnte man eine Matte auf den Boden legen und da schlafen."
Schachtner: "Das ist aber nett."
Mann: "Ihnen auch alles Gute und viel Erfolg."
Weiter geht es durch den menschenleeren Ort, vorbei an der Kirche. Hinter ihr, in einer kleinen Sackgasse gelegen, erhebt sich ein warm erleuchtetes rotes Gebäude, das wie ein kleines Schloss anmutet.
Musikerin: "Da brennt ja jedenfalls Licht in der Kirche."
Hennevogl: "Gehen wir da rüber?"
Die Tür ist offen und führt in einen engen, zugigen Flur, wo ein Pförtner hinter einer Glasscheibe die Besucher begrüßt. Direkt nebenan steht ein Kloster, das der Klinik angeschlossen ist.
Pförtner: "Hallo! Tut mir leid, klappt nicht. Wir haben keinen Platz mehr, im ganzen Haus, angeblich. Tut mir echt leid. Ich wünsch euch noch viel Glück."
Allmählich wird es dunkel. Wir verlassen Heidhausen und marschieren durch den Wald. Hier und da zweigt eine Häuserzeile von der Teerstraße ab. Die Menschen, die den nassen Gestalten in den bunten Capes öffnen, sind freundlich. Doch übernachten lassen möchte sie keiner.
Kurz vor neun Uhr abends hat der Pförtner einer öffentlichen Einrichtung Mitleid - und lässt die vier Frauen in der Cafeteria übernachten. Neonlicht bestrahlt den großen, weiß gefliesten Raum, an der Wand stehen mannshohe Getränkeautomaten.
Holzapfel: "Ja, aber schön, dass wir jetzt endlich was haben, ich bin sehr froh darüber. Super Klo."
Hennevogl: "Ich hab mir schon zwei Positionen überlegt: Entweder ich leg mich einfach so wie im Zug mit den Armen auf den Tisch und bleibe auf dem Stuhl sitzen, schlafe so, mit dem Kopf auf den Armen - oder ich leg mich auf meine Isomatte, irgendwo. Das Einzige, was bisschen laut ist, ist der Kühlschrank. Aber das macht gar nichts, wenn man müde ist, schläft man hier, glaub ich, gut, schön warm."
Reitmeier: "Ich mein, der Moment, dass der Mensch gesagt hat: Für Euch gehe ich von meinen Regeln ab … Der hat die Verantwortung auch, dass er sagt: Ich vertraue euch. Das ist ein großer Vertrauensbeweis, find ich. Das ist so beglückend - und die Möglichkeit im Trockenen zu sitzen … dass ich dafür gerne auf mein Bett verzichte. Darum geht es uns: Wir wollen was sehr Ehrliches produzieren mit dieser Tour. Und die Gefühle, die wir bei den Menschen auslösen, sind ehrlich, und das, was wir bekommen, ist ehrlich. Weil die Menschen ja auch gefordert werden bei dieser Begegnung. Und das ist uns wichtig."
"Das Lied hat mich tief getroffen"
Schachtner: "Also, das ist auch etwas, was wir auf der Tour definitiv lernen, dass es immer anders ist. Also wir wünschen uns etwas, und das geht auch wirklich sehr oft in Erfüllung, Erstaunlicherweise. Aber dieses Annehmen, was ist, ist essenziell. Wenn wir eine Scheune zum Schlafen kriegen, kriegen wir eine Scheune. Wenn wir kein Frühstück kriegen, kriegen wir kein Frühstück, wenn wir kein Abendessen kriegen, kriegen wir halt kein Abendessen. So ist das! Und es ist nicht schlecht und nicht besser. Es ist!"
Auch die kommenden Tage regnet es viel. Doch ins Wasser fällt die Tour deswegen nicht. Die Frauen spielen im Café und in einem Friseurladen, übernachten in einem Atelier, in Privathäusern und in einem Bierzelt, das freundliche Menschen extra für sie in ihrem Garten aufgebaut haben.
Der vorletzte Tag beginnt mit dem Frühstück im "Gut Blee" - einem Restaurant neben einem Reithof mit einer wunderschönen Terrasse mit Blick über den Rhein.
Der bosnische Wirt hat die Musikerinnen in seinen Gasträumen übernachten lassen. Es gab ein gemeinsames Abendessen und lange Gespräche, die Frauen machten Musik und durften sich am nächsten Morgen sogar das Frühstück in der Großküche zubereiten. Zum Abschied spielen sie auf der Terrasse des Gasthofs. Der Wirt ist gerührt.
Wirt: "Ach, das letzte Lied hat mich tief getroffen. Sie haben gestern versprochen, so was zu spielen, für mich und meine Frau. Weil: Meine Frau ist krank, sie liegt zu Hause im Bett, schon zehn Jahre. Hab ich so erzählt, den Mädchen. Das hat mich tief getroffen."
"Eine kleine Welt, die sich auftut"
Reitmeier: "Also, wenn wir bei den Menschen bleiben dürfen, ob es eine Nacht ist oder für ein paar Stunden, und man so persönlich ins Gespräch kommt, dann ist das wie eine kleine Beziehung, die sich auftut. Wir geben das Innerste von uns, das ist unsere Musik. Wir erfahren ganz viel Persönliches aus dem Leben der Menschen, die uns aufnehmen. Das ist extrem bereichernd, aber natürlich - ah, ein Lastwagen - aber sehr, eine sehr fragile Sache, das ist uns sehr wertvoll. Das ist wie eine kleine Welt, die sich plötzlich auftut, wie eine Beziehung zwischen zwei Menschen, zwei Leben."
Bei ihrem Abschlusskonzert in Köln haben die vier Musikerinnen viel zu erzählen. Zu leichten Konzertsommerkleidern tragen sie Wanderschuhe. Sie wissen, wovon sie singen. Vieles davon haben sie selbst erlebt.
Schachtner: "Die Idee ist, die Musik zu den Menschen zu bringen. Man kann es als spirituelles Unterfangen sehen. Man kann es aber auch nüchtern sehen. Ich will da gar nichts vorgeben. Was einfach immer wieder wunderbar ist, wenn plötzlich sich ein Öffnen auftut: unsererseits, und wenn Menschen sich öffnen. Und so ist es auch in der Natur. Wir sind im Wald, auf dem Feld, unter der Brücke am Bach und spielen die Lieder - und das ist sondergleichen, das ist wirklich eine tiefe Nahrung, die in jeder Note, in jedem Ton, in jedem Atemzug, in jedem Strich sitzt - und dann sich auch widerspiegelt, wenn wir es wieder aufführen, wenn wir es darbringen."