Mit dem Tafelberg im Rücken
Die südafrikanische Krimiszene boomt. Inzwischen ist der erste Thriller von Mike Nicol auf Deutsch erschienen: "Payback", der Auftakt einer Trilogie über Waffenschmuggel, Terrorismus und alltägliche Gewalt in Südafrika – in der der Autor seine Heimat Kapstadt in all ihren Facetten zeigt.
Die Innenstadt von Kapstadt. Die Buitengracht ist eine viel befahrene Straße. Die Sonne scheint angenehm warm. Mike Nicols große Leidenschaft ist die Geschichte seiner Stadt Kapstadt, deshalb sitzt er oft hier in diesem Café. Als vor einigen Jahren ganz in der Nähe ein altes Haus abgerissen wurde, um einen modernes Wohnhaus zu bauen, ist man bei den Abrissarbeiten auf einen alten Friedhof gestoßen:
"Die Menschen, die dort begraben wurden, waren Sklaven und Ausgestoßene, denn der Friedhof lag außerhalb der Stadtgrenzen des 17./18.Jahrhunderts. Man hat bei den Ausgrabungen sehr interessante Schädel gefunden mit spitz gefeilten Zähnen – was typisch war für Menschen aus Westafrika damals.
Das Gebäude hier wurde extra als Lagerhaus für die Knochen gebaut. Für mich ist es ein Symbol dafür, dass diese Menschen und ihre Leben zur Kenntnis genommen wurden. Ein Teil der Stadt wurde damit zur Ruhe gelegt. Deshalb ist es für mich ein sehr wichtiges Gebäude. Außerdem ist es gleichzeitig ein sehr schönes Café mit dem doppeldeutigen Namen 'Truth', Wahrheit. Und sie machen sehr guten Kaffee, weshalb wir auch hier sind. Ich liebe Kaffee. Das Beste, das mit der Demokratie nach Südafrika gekommen ist, ist für mich guter Kaffee."
Das Truth Cafe befindet sich am Randes des Bo Kaaps. Hier haben früher die Kapmalayen gelebt, die Nachkommen der Sklaven, die seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus Asien nach Kapstadt gekommen sind. Auch heute noch ist das Viertel mit seinen bunt gestrichenen Häusern eine Touristenattraktion. Hier spielt Mike Nicols erster Krimi "Payback".
"Früher haben dort die armen Menschen gelebt, die die keine politischen Rechte hatten, also die Sklaven und ihre Angehörigen. Für mich hat das Bo Kap nie die Apartheid verkörpert. Und ich glaube genau deshalb, ist das Viertel für uns Krimiautoren so attraktiv. Es beinhaltet und bewahrt die Essenz der Stadt. Und einer meiner Lieblingsläden befindet sich dort: Atlas-Trading. Da kaufe ich Nüsse, Samen, Curry und alle möglichen Gewürze. Einfach nur in diesen Laden zu gehen und all diese Gerüche wahrzunehmen, ist für mich wie in das alte Kapstadt einzutauchen. Es wäre furchtbar für mich, wenn es diesen Laden irgendwann nicht mehr gäbe."
Nicols Buch "Payback" ist der erste Teil einer Trilogie. Eine packender Thriller über zwei ehemalige Waffenschmuggler, die mittlerweile einen Sicherheitsservice betreiben für wohlhabende Touristen. Die Geschichte beginnt kurz nach dem Ende der Apartheid. Es geht um Diamanten, Korruption und eine islamistische Anti-Drogen-Gruppe, die noch bis heute tatsächlich in Kapstadt aktiv ist. Mike Nicol versteht es, Fiktion und Realität geschickt zu verbinden. Er nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch seine Heimatstadt. Straßennamen, Läden, Restaurants – nichts ist davon ist in seinem Buch erfunden.
"Meine beiden Hauptfiguren Mace und Pylon in 'Payback' haben ein Büro an einem Platz mit dem Tafelberg im Rücken und in der Nähe des Companys Garden, wo damals die allerersten Gemüsesorten von den Holländern angebaut wurden. Mir hat dieser Platz schon immer sehr gefallen. Und ich mag die Namen der Straßen drumrum. Eine heißt zum Beispiel Wandelstraße, und ich fand den Gedanken, die Wandelstraße entlangzuwandeln immer unwiderstehlich.
Und im Companys Garden gibt es ein tolles Café, in dem ich schon als Kind war. Das ist jetzt kein besonderes Café, aber man bekommt da ein ganz ordentliches Käsesandwich mit Pommens und dazu eine Coke Float – was Cola mit Vanilleeis ist. Ab und zu liebe ich das einfach. Mace und Pylon gehen da oft hin, um genau das zu essen.
Es gibt noch andere Cafés in meinem Buch. Café Paradiso zum Beispiel in der Kloof Street. Als ich 'Payback' geschrieben hab, gab es da ein wirklich leckeres Frühstück, und man konnte draußen sitzen. Man hat dort einen Blick über die ganze Stadt. Man sieht die Hochhäuser, die wie Knochen aus der Innenstadt nach oben ragen und man sieht das Meer.
Das Meer ist für mich Kapstadts Verbindung mit dem Rest der Welt. Als ich mit 'Payback' fertig war, hab ich ein Buch von Deon Mayer gelesen und festgestellt, dass auch er über Café Paradiso geschrieben hat. Ich glaube, es gibt einfach Gemeinsamkeiten zwischen uns Kapstädter Krimiautoren, wir suchen uns alle ähnliche Schauplätze."
Mike Nicol liebt seine Stadt. Die Gegenwart und Vergangenheit und die Musik. Er ist dankbar, dass ihm das Genre Krimi, nach seinen anderen Romanen, jetzt die Möglichkeit bietet, all diese Facetten seiner Stadt zu beleuchten. Abdullah Ibrahims "Mannenberg" ist für Nicol das wichtigste Musikstück über Kapstadt und wann immer es hört, denkt er an seine Heimat, egal wo auf der Welt er gerade ist, erzählt Mike Nicol und trinkt den letzten Schluck aus seiner Kaffeetasse.
"Die Menschen, die dort begraben wurden, waren Sklaven und Ausgestoßene, denn der Friedhof lag außerhalb der Stadtgrenzen des 17./18.Jahrhunderts. Man hat bei den Ausgrabungen sehr interessante Schädel gefunden mit spitz gefeilten Zähnen – was typisch war für Menschen aus Westafrika damals.
Das Gebäude hier wurde extra als Lagerhaus für die Knochen gebaut. Für mich ist es ein Symbol dafür, dass diese Menschen und ihre Leben zur Kenntnis genommen wurden. Ein Teil der Stadt wurde damit zur Ruhe gelegt. Deshalb ist es für mich ein sehr wichtiges Gebäude. Außerdem ist es gleichzeitig ein sehr schönes Café mit dem doppeldeutigen Namen 'Truth', Wahrheit. Und sie machen sehr guten Kaffee, weshalb wir auch hier sind. Ich liebe Kaffee. Das Beste, das mit der Demokratie nach Südafrika gekommen ist, ist für mich guter Kaffee."
Das Truth Cafe befindet sich am Randes des Bo Kaaps. Hier haben früher die Kapmalayen gelebt, die Nachkommen der Sklaven, die seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus Asien nach Kapstadt gekommen sind. Auch heute noch ist das Viertel mit seinen bunt gestrichenen Häusern eine Touristenattraktion. Hier spielt Mike Nicols erster Krimi "Payback".
"Früher haben dort die armen Menschen gelebt, die die keine politischen Rechte hatten, also die Sklaven und ihre Angehörigen. Für mich hat das Bo Kap nie die Apartheid verkörpert. Und ich glaube genau deshalb, ist das Viertel für uns Krimiautoren so attraktiv. Es beinhaltet und bewahrt die Essenz der Stadt. Und einer meiner Lieblingsläden befindet sich dort: Atlas-Trading. Da kaufe ich Nüsse, Samen, Curry und alle möglichen Gewürze. Einfach nur in diesen Laden zu gehen und all diese Gerüche wahrzunehmen, ist für mich wie in das alte Kapstadt einzutauchen. Es wäre furchtbar für mich, wenn es diesen Laden irgendwann nicht mehr gäbe."
Nicols Buch "Payback" ist der erste Teil einer Trilogie. Eine packender Thriller über zwei ehemalige Waffenschmuggler, die mittlerweile einen Sicherheitsservice betreiben für wohlhabende Touristen. Die Geschichte beginnt kurz nach dem Ende der Apartheid. Es geht um Diamanten, Korruption und eine islamistische Anti-Drogen-Gruppe, die noch bis heute tatsächlich in Kapstadt aktiv ist. Mike Nicol versteht es, Fiktion und Realität geschickt zu verbinden. Er nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch seine Heimatstadt. Straßennamen, Läden, Restaurants – nichts ist davon ist in seinem Buch erfunden.
"Meine beiden Hauptfiguren Mace und Pylon in 'Payback' haben ein Büro an einem Platz mit dem Tafelberg im Rücken und in der Nähe des Companys Garden, wo damals die allerersten Gemüsesorten von den Holländern angebaut wurden. Mir hat dieser Platz schon immer sehr gefallen. Und ich mag die Namen der Straßen drumrum. Eine heißt zum Beispiel Wandelstraße, und ich fand den Gedanken, die Wandelstraße entlangzuwandeln immer unwiderstehlich.
Und im Companys Garden gibt es ein tolles Café, in dem ich schon als Kind war. Das ist jetzt kein besonderes Café, aber man bekommt da ein ganz ordentliches Käsesandwich mit Pommens und dazu eine Coke Float – was Cola mit Vanilleeis ist. Ab und zu liebe ich das einfach. Mace und Pylon gehen da oft hin, um genau das zu essen.
Es gibt noch andere Cafés in meinem Buch. Café Paradiso zum Beispiel in der Kloof Street. Als ich 'Payback' geschrieben hab, gab es da ein wirklich leckeres Frühstück, und man konnte draußen sitzen. Man hat dort einen Blick über die ganze Stadt. Man sieht die Hochhäuser, die wie Knochen aus der Innenstadt nach oben ragen und man sieht das Meer.
Das Meer ist für mich Kapstadts Verbindung mit dem Rest der Welt. Als ich mit 'Payback' fertig war, hab ich ein Buch von Deon Mayer gelesen und festgestellt, dass auch er über Café Paradiso geschrieben hat. Ich glaube, es gibt einfach Gemeinsamkeiten zwischen uns Kapstädter Krimiautoren, wir suchen uns alle ähnliche Schauplätze."
Mike Nicol liebt seine Stadt. Die Gegenwart und Vergangenheit und die Musik. Er ist dankbar, dass ihm das Genre Krimi, nach seinen anderen Romanen, jetzt die Möglichkeit bietet, all diese Facetten seiner Stadt zu beleuchten. Abdullah Ibrahims "Mannenberg" ist für Nicol das wichtigste Musikstück über Kapstadt und wann immer es hört, denkt er an seine Heimat, egal wo auf der Welt er gerade ist, erzählt Mike Nicol und trinkt den letzten Schluck aus seiner Kaffeetasse.